
Was soll ich nur anziehen? Mittwochmorgen, erster Messetag, trübes Wetter, in Aussicht ein Gewühl, das wie immer altvertraut und trotzdem ungewohnt sein wird. Und ein erster Termin, der gleich diese Frage zum Thema hat. Um „Meeting – Dining – Dress Codes“ solle es ab 11 Uhr an seinem Stand gehen, hatte der Zürcher Versus Verlag verkündet, so heißt auch das Buch seiner Autoren Barbara Zehnder und Daniel Senn. Meeting, Dining, Dress Codes – das umreißt im Groben die kommenden Tage ganz gut, es kommt natürlich noch etwas Small Talking, Drinking und Dancing dazu. Und doch ist die Buchmesse ein ganz eigenes Parkett, auf dem auch an den Fachbesuchertagen die meisten Gäste selbst den Casual-Dresscode lässig unterbieten.
„Immerhin ein Sakko haben Sie an“, sagt Barbara Zehnder, als wir uns schließlich gegenübersitzen und ich entschuldigend an mir herunterblicke, und es ist nett gemeint. Ich war auf Pünktlichkeit bedacht und hatte den Stand mit einer einzigen Dame besetzt gefunden, die darin vertieft war, Bücher in die Präsentationsvorsehungen zu stellen. Nein, an einen Vortrag oder eine Vorführung sei nicht gedacht gewesen, erfahre ich, die Autoren wären schlicht am Stand zum Gespräch über ihr Buch. Sind sie dann auch schnell. Beide kommen viel herum in dieser Welt, auf diplomatischem Parkett, durch ihre Lebenspartner, Daniel Senn arbeitet zudem in der Hotellerie, Barbara Zehnder als Image Coach – wenn man jemanden als Praktiker in dem Bereich nennen kann, der früher einmal Etikette hieß, dann sie. Beide tragen dunkle Anzüge, der Herr einen Schlips zum karierten Hemd, die Dame ein buntes Schaltuch. Es sind reizende Leute.
Und was er über die besondere Situation erzählt, als die amerikanische Hilton-Hotelkette auch das Geschäft im Rest der Welt übernommen und in dieser distinguierten Branche das Unternehmens-Du eingeführt hatte, ist ebenso amüsant wie ihre Geschichte des Stockholmer Botschaftsempfangs, bei dem sich der Kellner Gunnar nach Landessitte unter die Gäste mischte und mitplauderte. Das Thema ist lustig, das wissen auch die Autoren. Mehr noch: Etikette ist auf einen gewissen Humor angewiesen. Sonst wird es ganz schnell ganz schlimm.
Als das Schweizer Außenministerium im Jahr 2013 Anbieter für Gastfreundschafts-Kurse suchte, fühlten sich die beiden angesprochen. Und bekamen den Auftrag. Als immer öfter die Frage kam, ob man nicht das Achtzig-Seiten-Handout zum Seminar auch so bekommen könne, war die Idee zum Buch geboren. Jetzt steht es in Halle 4.1, durch die viele Leute schlendern, als gingen sie zum Einkaufen. Sakkos sind hier nur knapp in der Überzahl, Anzüge in der Minderheit, Schlipse eine Seltenheit, und der Anteil von Zauseln, Eigenwilligen und Unbedachten im Kleidungsstil nicht gerade gering.
Was trägt man als Buchhändler auf der Messe? „Als Buchhändler wollen Sie ernst genommen werden, oder?“, fragt Barbara Zehnder, um die Kleidungswahl einzuschränken. „Sie wollen vielleicht nicht gleich als Buchhändler zu erkennen sein. Kleiden Sie sich unauffällig, aber auch nicht zu business-mäßig“, rät die Autorin. Als Schriftsteller hingegen stünde an in gewisser Weise für sein Buch. Dass eine Autorin etwas Esoterisches geschrieben habe, dürfe man ihrer Farbwahl beispielsweise durchaus ansehen. Und woran soll man einen Krimi- oder einen Science-Fiction-Autor erkennen?
Die richtige Kleidung für diese Messe sei wirklich eine Herausforderung, gibt Barbara Zehnder zu. Auch für sie. Schon am Dienstagnachmittag habe sie einen ersten Präsentationstermin gehabt, zu dem sie direkt von Flughafen aus hatte kommen müssen. Ein Anzug sei eigentlich selbstverständlich gewesen, erzählt sie, allerdings hätte der auch den Flug von Stockholm überstehen müssen, ohne zu zerknittern. Wie hätte das denn ausgesehen: eine derangierte Dress-Code-Autorin? Es sei seine erste Buchmesse, erzählt Daniel Senn, er habe sich angezogen wie zu den Hotellerie-Messen, die er kenne. Das Gute: „Dress-down geht immer.“ Morgen wird wohl auch er ohne Krawatte kommen.
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“Talking, Drinking und Dancing ” Why do you contine in German anyway? Just skip those useless filling words in German, that’ll be aprecciated. After all you’re wirting about a German book fair. But thanks for using English!