
Schon mal im Kopf eines anderen Menschen gewesen? Wenn Sie Glück haben, können Sie beim diesjährigen Gastgeberpavillon sogar im Kopf eines Holländers sein! Und das können ja wohl nicht so viele Menschen von sich behaupten. Der Grundtenor des diesjährigen Gastgeberauftrittes hat nämlich ein deutliches von der Virtual Reality bestimmtes Timbre. Future-orientiert. Ultra 2016. Und noch viel weiter. Der neuen Möglichkeiten viel bewusster, als der Literaturbetrieb normalerweise scheint. Angenehm. Aber auch ein wenig befremdlich, ehrlich gesagt. “This is what we share” lautet das diesjährige Motto.
Sehr modern und geradlinig ist die Halle gehalten. Kein Käse, kein Nougat, keine Holzschuhe, keine Klischees. Weite Flächen, ein paar lichtbrechende Raumtrenner, aber noch mehr Raum, über den man schreiten kann. Auf frischen Backsteinen, die über den Boden verlegt wurden. Die Grachten unter den Füßen, scheint das reduzierte Licht im Raum wie in Pixel gebrochen: Angenehm entschleunigt ist die Stimmung heute morgen. Vom Konzept her ist das nur stimmig, wenn man an die zurückgelehnte, liberale Mentalität der Gastgeberländer denkt.
In den Boden sind Exponate eingelassen. Nichts überfällt einen, nichts drängt sich auf. Die Zukunft scheint nicht so schrill zu werden wie in “Back to the Future” und nicht so auf die Pelle rückend wie in “Terminator II”, “1984” – oder anderen pittoresken Zukunftsvorstellungen aus der Vergangenheit. Das freut.
Doch kommen wir nun, wie versprochen, zum Virtual-Reality-Raum. Denn auch der ist wie alles andere: begehbar.
Die Zukunft, das verspricht sich die Menschheit ja, wird sich darin bemerkbar machen, dass altes neu, ja alles einfach besser wird. Das scheint auch das Schicksal der Realität zu werden. Denn die Zukunft möchte auch sie verbessern, digitalisieren – und wenn man so will – unter eine Benutzeroberfläche packen. Im Gastgeberpavillon gibt es einen eigenen Raum für die begehbare Virtual-Reality-Brille. Ein Besucher kann sie sich aufsetzen und durch einen digitalen Raum wandeln. Und begehbar wird diese Erfahrung auch für alle anderen im Raum Anwesenden. Denn an den Wänden wird das Bild der Brille projiziert. Man hört Meeresrauschen, man befindet sich im Kopf eines Menschen, ohne es wirklich zu sein. Verrückt.
Der tapferste aller Anwesenden ist jedoch ein Mann der jedem Probanden nach ein paar Minuten sagen muss “Bitte öffnen Sie das rechte Auge”. Scheinbar neigt man dazu, nur mit einem Auge hinzusehen.

Läuft man weiter, schnappt man hier ein paar Sounds auf, sieht Filme auf Leinwänden oder Monitoren im Augenwinkel – ein alter Mann am Meer, beispielsweise – oder hört gerade Tommy Wieringa auf der Bühne sprechen. Den echten, auf einer echten Bühne, natürlich.
Der Raum schafft eine ungewöhnliche Atmosphäre. Doch bei all der Besonnenheit in ihm, findet man auch irgendwann das Gegengewicht in ihm. Hinter den großen Raumtrennern in der Mitte der Halle ist rege Bewegung.
Es gibt ja nichts schöneres auf dieser Welt, als anderen Leuten bei der Arbeit zu zusehen. Im Pavillon ist tatsächlich ein Atelier installiert, an dem eine Menge Menschen um einen Tisch herumschwirren, Papier ausschneiden, bemalen, einen Kopierer betätigen, miteinander tuscheln und zusammen – in tiefer, tiefer Freundschaft – an einem Strang ziehen. Von weitem betrachtet sieht die Parzelle aus wie eine Bastelstube. Aber man sollte das Wort Atelier benutzen (So auch die Beschilderung). Denn die Damen und Herren arbeiten mit heiligem Ernst, großer Liebe und echter Handarbeit an ihren Plätzen. Es würde nicht mal wundern, wenn sie das Papier noch vor ein paar Stunden selbst fußgestampft hätten – für die bestmögliche Qualität, selbstverständlich. Die fleißige Brigade aus niederländischen sowie flämischen Illustratoren und Graphic Novelists lässt hier nämlich gerade, hochkonzentriert wie ein Laserstrahl, eine neue Ausgabe der Zeitschrift “Parade” entstehen – und diese Ausgabe wird ein Sammlerstück.

Virtual-Reality-Raum
Wir verabschieden uns von der realen Welt.
Im Virtual-Reality Raum fehlen:
1) Gerüche
2) Berührungen
3) Begegnungen mit lebenden Menschen & Tieren – Streichelzoo
4) Beobachtungen lebender anwesender Personen
Die Elektronik bildet ein Trugbild- vertreibt die Realität –
Museen werden zur Geisterbahn, ungeachtet fliehen viele Besucher
durch Überinfo in Medien -TV- Smartphone -Tablet ,,,suchen wir
deshalb Realität. Besucher gehen in Museen um Körperlichkeit -Plastizität und reale Bilder zu verinnerlichen. Die Elektronik ist eine
Rushhour Treibmaschine und hetzt von einem Info zum anderen.
Wir haben diese Elektronik Verfolger zu Hause -wir meiden das, wenn wir rausgehen . Der Mensch wird sonst manipuliert und kommt in ein Trauma, von dieser Sucht müssen wir wieder befreit werden. Die Sucht der Smartphone Benützer sind im Straßenverkehr schon heute eine große Gefahr, ob per Pedes oder als Wagenlenker!!!
Grüße und Hoffnung, dass wir wieder reduzieren diese Vir
„Hochkonzentriert wie ein Laserstrahl“
Ein schöner und manchmal humoriger Artikel mit schönen Fotos von einem schönen und interessanten Ausstellungsareal! Ich konnte mich wunderbar auf den Artikel einlassen, wobei ich plötzlich stutzte, weil ich tatsächlich einen Augenblick lang nicht mehr wusste, was ein „Monitor“ wohl sei. Der Begriff kam mir sehr bekannt vor, aber was war es? Ich schlug dann bei Google nach und brach in lautes Gelächter aus. Ich saß davor und starrte hinein – in das, was ich plötzlich nicht mehr wusste. Google macht’s, so denke ich, möglich: Der größtmögliche Verblödungsgrad noch kann mit Google elegant „ausgeglichen“ werden! – Humorig im Artikel auch die Beschreibung der „emsigen flämischen Illustratoren und Graphic Novelists“ in einem Atelier im Pavillon!