
Als Thomas Meyer vor einiger Zeit in einem Interview sagte, vier von fünf Paaren sollten sich trennen, war die Aufregung groß. Ähnlich groß wie damals, als er bei einer Schulfreundin erfahren hatte, dass Paare sich scheiden lassen können, nach Hause ging und das begeistert seinen dauerstreitenden Eltern vorschlug. Die Eltern sind heute noch zusammen. So gewinnt ein Autor manchmal sein Lebensthema. Und zahlreiche zauberhafte Weihnachtsfeste.
Nun laufen auf der Buchmesse einige Menschen herum, die nicht nur zu ihren Partnern schwierige Beziehungen haben, sondern auch zu ihren Lektoren, Autoren, Agenten. Da kommt Meyer mit seinem Buch “Trennt euch” gerade recht, denn die Ratschläge passen ganz verblüffend auch zu jenen Schwierigkeiten. “Sie müssen kein sehr witziger Mensch [lies: Autor] sein, um einen Partner [Verlag] zu finden, aber sie sollten einen ähnlich witzigen Menschen [Verlag] erwählen.” Also: Wenn Sie dröges Zeug schreiben wollen, suchen Sie sich einen langweiligen Verlag! Herrgott, es gibt doch genug davon! Umgekehrt gilt das natürlich auch: humorvolle Autoren brauchen humorvolle Lektoren. “Wie sollen Sie sich anerkannt fühlen von jemandem, der nie über Ihre Scherze lacht?” Genau.
Spätestens als Meyer aufzählt, wozu eine unglückliche Beziehung führt, denkt man sowieso an Schriftsteller: Beklemmung, Ohnmacht, Isolation, Alkohol- und Drogenmissbrauch – gut, eventuell ist Unglück auch ein starker kreativer Motor für manche Autoren, aber das macht es ja noch nicht erstrebenswert. Obwohl: “Manche Menschen sind dem Drama verbunden und nur zufrieden, wenn sie unzufrieden sind.” Nebenbei beste Grüße an den jungen Mann im Publikum, der in diesem Moment mit beiden Zeigefingern anklagend von oben herab auf seine Freundin deutete. Eventuell liegt Meyer mit vier von fünf ja doch nicht so falsch.
Wenn es also gar nicht klappt, wenn der Lektor das Buch schon wieder nicht so richtig verstanden hat oder dauernd den völlig korrekten Satzbau ändern will, hält Meyer Trost bereit: “Sie sind weder faul noch dumm, es passt einfach nicht.” Man solle die Angst vor der Trennung und die Hoffnung auf Besserung überwinden und dem Leid ein Ende bereiten. Wie man das elegant macht, erwähnt der Autor allerdings nicht mehr. Aber wenn man sich mal entschlossen hat, hat eine Trennung von einem Verlag gegenüber der Trennung von einem Lebenspartner ja einen entscheidenden Vorteil: Man kann alles, was irgendwie unangenehm werden könnte, dem Agenten aufbürden. Der dann hoffentlich trotzdem nicht seinerseits flieht.