
Kochen, backen, sticken, ja, aber: Sind Wesen von der Venus denn überhaupt für die Selbstständigkeit in der harten Männerwelt geeignet? Vielleicht nicht, und trotzdem müssen sie irgendwie, denn man muss ja heutzutage. Aber wie geht das überhaupt, wenn man doch nur ein schwaches Weib ist, das sich mit romantischen Komödien besser auskennt als mit der Steuererklärung? Für alle, die „erfolgreich als Frau“ den Weg in die Selbstständigkeit finden wollen, hat Martina Peukert im gleichnamigen Ratgeber allerhand Tipps zusammengetragen. Mit ihrem Ratgeber wirft sie die Gender-Debatte um Jahre zurück: Als erster Teil mehrerer Bände, wie auf dem Blog der Autorin angekündigt, strotzt er voller Verallgemeinerungen – Frauen ticken auf ihre eigene Art und Weise und dabei in jedem Fall ganz anders als Männer. Während „Erfolgreich als Frau“ den Anspruch erhebt, das geschlechtsunabhängige Unternehmerpotential einer jeden Frau zu entfachen, schießt es mit seinen Pauschalisierungen weit am Ziel vorbei.
Schon beim Vorwort, fragt man sich: Welcher Typ Frau plant einerseits eine Karriere als Selbstständige, nickt aber anerkennend, wenn die Autorin feststellt, Frauen verkaufen sich oft unter Wert, trauen sich einiges nicht zu, und obwohl sie doch fleißiger und gewissenhafter als Männer arbeiten, ist der Wunsch nach einem Chef, der den Tagesablauf durch konkrete Arbeitsanweisungen strukturiert, häufig weiblicher Natur?
Blättert man durch die einzelnen Kapitel, nimmt zum Beispiel der Test zu Selbsteinschätzung der Leserin die Entscheidung ab, ob sie für eine selbständige Erwerbstätigkeit denn überhaupt geeignet sei. Dazu zählt unter anderem die Frage, ob der Partner die jeweilige Frau bei ihrem Vorhaben unterstützt. Folglich müsste der Buchtitel eigentlich lauten: „Erfolgreich als Frau: Aber nur dann, wenn mein Partner mich dabei unterstützt“.
Es folgen Ratschläge für das äußere Erscheinungsbild einer Geschäftsfrau. Helle Pastelltöne sollen getragen werden, um bei Businesspartnern einen vertrauenswürdigen Eindruck zu erwecken, die Haare am besten adrett zu einem Dutt, in jedem Fall aber aus dem Gesicht gebunden sein. Als erfolgreiche Frau benötigt man aber auch bewusst Zeit zur Entspannung, so der Ratgeber. Hier kommen die Schaumbäder ins Spiel, allerdings kann auch ein Film helfen, den Alltagsstress hinter sich zu lassen – hier wenn möglich aber zu einer Komödie greifen, rät Peukert. Verständlich, denn Horrorfilme sorgen für noch mehr Unruhe im ohnehin schon aufwühlenden Leben einer Businessfrau, und an Dramen sollte man sich als Frau nur dann wagen, wenn der Partner mit seiner Schulter zum Ausheulen zur Stelle ist.
Passend zur Gestaltung des Buchcovers steckt die Autorin manchen Messebesucherinnen augenzwinkernd Postkarten zu, die Geschlechterrollen fortschreiben. Sie zeigen eine gezeichnete Frau, die es sich an einem Feierabend auf der Couch gemütlich gemacht hat. Über ihrem Kopf schweben etliche Gedankenblasen, gefüllt mit Parfumflakons, Süßigkeiten, Popcorn neben einer Filmklappe und natürlich einer obligatorischen Badewanne, die vor Schaum fast überläuft; im Hintergrund brennen Kerzen und tauchen das Wohnzimmer im schummriges Licht. Denn was sonst geht abends, wenn die Arbeit erledigt ist, in den Köpfen selbständiger Frauen vor? So überschattet das Wohlfühl-Image des Buches seine restlichen Inhalte, die für den Weg in die Selbstständigkeit sehr wohl elementar wären: Wie funktioniert die Gewerbeanmeldung? Welche finanziellen Fördermittel gibt es? Wie etabliert man sein Unternehmen?
32,4 Prozent aller Selbständigen in Deutschland sind laut Mikrozensus (2014) weiblich, so das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Ausgewogen ist das Geschlechterverhältnis im Hinblick auf männliche Selbständige tatsächlich nicht. Mit ziemlicher Sicherheit haben diese 32,4 Prozent aber etwas Tröstliches gemeinsam: Sie haben nicht dieses Buch gelesen, bevor sie sich selbständig gemacht haben. Peukert übrigens hat ihr Unternehmen, die Peukert Gruppe, auf welches sie in ihrem Ratgeber hinweist, zusammen mit Ihrem Mann gegründet.
Allegra Mercedes Pirker
Kommentar von der Autorin Martina Peukert
Sehr geehrte Frau Allegra Mercedes Pirker,
vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, in mein Buch reinzuschauen. Leider scheinen Sie auf der Buchmesse nicht die Zeit gehaben zu haben, es zu vollständig zu lesen und verstanden zu haben. Die in kurzer Zeit z.B. auf Amazon eingegangenen positiven Bewertungen und auch die Anschreiben, die ich von Leserinnen erhalten habe, zeigen eine andere Meinung.
Leider gibt es immer wieder das Phänomen, dass erfolgreiche Frauen von weniger erfolgreichen Frauen kritisiert werden.
Ich wünsche Ihnen als Journalistin viel Erfolg und freue mich über “konstruktive” Kritik.
Ihre
Martina Peukert
P.S.: Die Postkarte und das Werbegeschenk waren ein persönliches Geschenk an Sie, weil Sie am Stand vom Verlagspersonal nicht freundlich behandelt wurden. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal entschuldigen.