Chaos as usual

Chaos as usual

Wer sich heutzutage in den Straßenschluchten des Kapitalismus bewegt, muss aufpassen, von einstürzenden Paradigmen und herabfallenden

31. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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Darwin, Marx und andere Evolutionisten

Einer der Gründe, warum die herrschenden ökonomischen Theorien immer wieder versagen, liegt wohl darin, dass sie nur allzu oft aus bloßen Schreibtischmodellen bestehen, denen eine evolutionistische Sicht der Welt zugrunde liegt. Soll heißen: Ob sich die Dinge in der Realität auch wirklich jemals so zugetragen haben, wie in der Theorie modelliert, interessiert ausdrücklich nicht. Geschichte sei für die Theoriearbeit nicht von Bedeutung, heißt es stattdessen, etwa als bestens überlieferte Kritik Ludwig von Mises' an die Adresse seines Schülers Friedrich August von Hayek. Mises' Vorläufer Carl Menger war bekanntlich der zentrale Protagonist im sogenannten „Methodenstreit" zwischen der Österreichischen und der Historischen Schule der Nationalökonomie, und fest davon überzeugt, dass man ausgehend vom Prinzip der individuellen Nutzenoptimierung unveränderliche Gesetze des menschlichen Handelns herleiten könne, denen man mit den Methoden des Rationalismus nur logisch-deduktiv auf die Schliche zu kommen brauche: Bingo! – Schon wäre die Ökonomie eine exakte Wissenschaft. Weiterlesen

31. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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24. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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Beerdigte Köhler gerade die Soziale Marktwirtschaft?

Interessante Ansprache, die der Herr Bundespräsident da gerade in Berlin gehalten hat. Das übliche Gerede von Moral und Regeln und den bösen Märkten will ich hier erst gar nicht kommentieren, weil um nichts anderes drehte sich der gestrige Beitrag, und meine Meinung dazu darf mittlerweile wohl als bekannt vorausgesetzt werden. Wollen wir an dieser Stelle nur festhalten, dass derselbe Horst Köhler, der heute was vom „starken Staat" erzählt und bedauert, dass trotz der Warnungen der Wille gefehlt hätte „das Primat der Politik über die Finanzmärkte durchzusetzen", noch im Juni 2002 als Vorsitzender des Internationalen Währungsfonds ganz anders klang:

„Wir müssen akzeptieren, dass Übertreibungen und nachfolgende Korrekturen immer ein Teil dieses Prozesses sein werden, wenn wir ein System aufrechterhalten wollen, das auf Freiheit, Marktwirtschaft und Eigenverantwortung aufbaut."

Aber OK: auch ein Bundespräsident muss lernen und seine Meinung ändern dürfen. Gestehen wir das auch Herrn Köhler zu, und hören wir seine heutige Botschaft mit wohlwollender Genugtuung; ob wir daran glauben, ist ja bekanntlich wiederum eine ganz andere Geschichte, und das soll jeder für sich halten, wie er mag. Wesentlich spannender fand ich in seiner Rede ohnehin die folgende Passage: Weiterlesen

24. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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23. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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Die Moral und die Krise

Frau Bundeskanzlerin machte es der Nation gestern bei Anne Will wieder einmal vor: in der Krise nimmt der Mensch gerne Zuflucht bei der Metaphysik der Moral, um welche er sich gerade eben noch, im Aufschwung, keinen Deut geschert hat. Die Verantwortlichen für die Bankenkrise sind nun nicht mehr die Erfinder der tollen Finanzinnovationen, mittels derer der Traum vom Eigenheim auch für die Sozialschwachen und damit ein langersehntes politisches Leitbild in greifbare Nähe rückte; die dem deutschen Mittelstand konkurrenzlos günstige Kreditkonditionen verschafften, und damit den Aufschwung der letzten Jahre zumindest indirekt trugen; den Aufschwung, der selbstredend Angela Merkels Aufschwung war, weshalb sie sich seinerzeit natürlich für die Verbreitung all dieser neuartigen Kreditinstrumente stark machte, ohne Skepsis und ohne weiteren Hintergedanken. Keine Rede nunmehr davon, was der Joe aus der drögen Deutschen Bank doch für ein internationales Vorzeigeinstitut gemacht hat, der Joe, dieser gerngesehene Gast bei runden Tischen und Berliner Gartenfesten, dieser weitsichtige Spitzenbanker, in dessen professionelle Hände man die Konsolidierung des Bankenplatzes Deutschland doch gerne legte. Nein: schwere Schuld haben sie alle auf sich geladen, die Banker und die Manager, und all diese anderen, die hier konkret zu benennen, wir uns gar nicht erniedrigen wollen, die die Exzesse an den Finanzmärkten heraufbeschworen und damit die bürgerliche Beschaulichkeit unserer geliebten Sozialen Marktwirtschaft vollends durcheinandergebracht haben. "Empörend" sei das, ganz genau, und empörend ist es auch, wenn Bankangestellte weiterhin das haben wollen, was sie vertragsgemäß für ihre Leistung bislang immer bekommen haben, nämlich ihren Bonus, obwohl ihre Häuser doch gerade erst um Hilfe vom Staat gebettelt hätten. Weiterlesen

23. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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18. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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Europa oder Egoismus

Hier nur ein kurzer Verweis auf meinen Beitrag im heutigen FAZ-Feuilleton: die Botschaft mag nicht die sein, die man jetzt hören will, aber ich bin überzeugt davon, dass das die entscheidende Frage der nächsten Monate und Jahre sein wird. Und ob wir wollen oder nicht: wir werden uns ihr stellen müssen; gänzlich unabhängig davon, wie Nobelpreisträger Krugman darüber denkt, hier bitte nicht den Aufhänger mit dem eigentlichen Thema verwechseln.

Als vor 10 Jahren der Euro eingeführt und die Wirtschafts- und Währungsunion weitestgehend vollzogen wurde, wußten wir alle, dass wir damit den "2. Schritt" vor dem 1. machen. Die politische Union würde sich danach schon noch einstellen, quasi "von selbst", hieß es damals. – Hat sie aber nicht. Stattdessen wurde der politische Einigungsprozess verzögert und verwässert, was die längste Zeit nicht weiter störte, weil der Himmel blau und die Konjunktur rosig war. Doch jetzt, wo sich die Sachlage entscheidend geändert hat, stellen wir mit Erstaunen fest, dass wir Institutionen benötigen würden, die zu schaffen wir verabsäumt haben.

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18. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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17. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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Truthähne, Rühreier und Kleingedrucktes

Ob sich die wahren Schuldigen hinter der Kreditkrise nun auf den Vorstandsetagen der Banken verbergen, im Parlament über Gesetzesvorhaben brüten, oder sich in den Jumbo-Fernsehsesseln einer subprime-finanzierten US-Eigenheimidylle räkeln: mit ziemlicher Sicherheit liegt dem Versagen ein- und dasselbe verhängnisvolle Handlungsmuster zugrunde, das der Psychologe Peter Wason in folgendem Experiment erforschte: Weiterlesen

17. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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14. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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Non vitae sed solum rei oeconomicae discimus?

Es war vorhersehbar, dass die bestürzte Republik in der Debatte um den Amoklauf von Winnenden die Schuld bei allen möglichen Verdächtigen suchen würde, vom geschmacklosen Computerspiel bis zu den sorglosen Eltern, von den überforderten Schulbehörden bis zum unaufmerksamen Freundeskreis; kaum ein Wort jedoch über das eigentliche Übel, das anzusprechen wir uns scheuen, weil unangenehm, unangepasst, unzeitgemäß, noch dazu höchst unpassend, in einer – in ihrem PISA-Stolz ohnehin gekränkten – Republik honoriger Bildungsbürger: die Schule ist zu einem verlotterten Ort geworden, einer Verwahranstalt für Kinder und Jugendliche, die jedem humboldtschen Ideal von Bildung Hohn spottet, einer standardisierten Geistaufbereitungsmaschine für den kommerziellen Zweck, vor der sich selbst und vor allem ein Seneca, der die antiken Philosophenschulen mit seinem bekannten Zitat zu mehr Wirklichkeitsnähe ermahnte, mit Grauen abwenden würde. Weiterlesen

14. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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11. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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Looking backward – eine friedliche Utopie

Am Abend des 30. Mai 1887 bedient sich der junge Bostoner Aristokrat Julian West wieder einmal der Hilfe von Dr. Pillsbury: Julian leidet unter starker Schlaflosigkeit, und nur unter dem Einfluss von Dr. Pillsburys „animalischem Magnetismus" will es ihm gelingen, in einen tiefschlafähnlichen Zustand zu fallen. Um das Einschlafen nicht durch Straßenlärm zusätzlich zu erschweren, hat er sich im Keller eine schalldichte Schlafkammer bauen lassen, und dort versetzt ihn Dr. Pillsbury auch an diesem Abend wieder in den Hypnoseschlaf. Es wird das letzte mal sein, denn einerseits wird Dr. Pillsbury sich unmittelbar im Anschluss an die Seance nach New Orleans aufmachen, wo eine neue, berufliche Herausforderung wartet; andererseits bricht ausgerechnet in dieser Nacht ein entsetzlicher Brand aus, der Julians Haus in Schutt und Asche legt. Und weil niemand um die im Keller verborgene Schlafkammer weiß, wird allgemein angenommen, Julian hätte den Feuertod gefunden. Über hundert Jahre später, wir schreiben das Jahr 2000, erwacht Julian in seiner unterirdischen Kammer, und blickt in das verdutzte Gesicht von Dr. Leete, dem nunmehrigen Besitzer des Grundstücks; der entdeckte die Kammer bei Ausgrabungsarbeiten für einen Laborneubau im Garten seines Hauses… Weiterlesen

11. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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09. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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Konjunkturprogramm Weltkrieg?

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge", heißt es bei Heraklit. Und Nietzsche schreibt gar davon, dass der Krieg unentbehrlich sei, und von einer eitel dahin schwärmenden Menschheit nicht mehr viel zu erwarten, wenn sie es verlernt hätte, Kriege zu führen. Nichts anderes als der Krieg wäre geeignet, ermattete Völker wieder zu revitalisieren, so der deutsche Moralkritiker, der um direkte Worte bekanntlich nie verlegen war.

Woher kommt diese Begeisterung für die ultimative menschliche Konfrontation, für die Zerstörung und das Leid, das die Meisterdenker aller Epochen offenbar immer mit der Geburt des Neuen, des Stärkeren, des Besseren verbanden? – Und waren es Gedanken wie diese, die Max Weber dazu bewegten, den Kapitalismus als Spezifikum des europäischen Nationalstaates zu deuten, und seine Hochs und Tiefs, Booms und Busts, Inflationen und Deflationen daher als Ursache wie auch Ergebnis der wechselvollen, militärischen Geschichte des alten Kontinents? – Wenn der Krieg der Vater aller Dinge ist, ist er dann auch der Vater aller Wirtschaftswunder? – Und müsste man daraus gar den Schluss ziehen, dass der Clausewitzsche Begriff vom Krieg als „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln", auch Anwendung auf die Konjunktur- und Beschäftigungspolitik findet? – Oder wäre das des Zynismus bereits das berühmte Quentchen zuviel? Weiterlesen

09. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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04. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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The Great Transformation des Weltinnenraums

Im „Weltinnenraum des Kapitals" gibt es eine Stelle, an der Peter Sloterdijk den Finger des Philosophen in eine klaffende Wunde legt; dies mag dem flüchtigen Leser bei der Lektüre entgangen sein, denn leichtsinnigerweise montiert Sloterdijk den betreffenden Passus im Nachgang zu seitenlangen Zitaten von Adam Smith und Rainer Maria Rilke, die des Lesers Konzentrationsfähigkeit zu diesem Zeitpunkt womöglich gänzlich konsumiert haben, und unmittelbar nachfolgende Passagen daher mit einem schweren Handicap in Sachen Aufmerksamkeit belegen. – Wie dem auch sei, Sloterdijk schreibt an besagter Stelle folgendes: Weiterlesen

04. Mrz. 2009
von Thomas Strobl
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