Chaos as usual

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Wer sich heutzutage in den Straßenschluchten des Kapitalismus bewegt, muss aufpassen, von einstürzenden Paradigmen und herabfallenden

Ist Horst Köhler "on to something" ?

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Es ist 2 oder 3 Jahre her, da saß ich in den USA in einer Veranstaltung und lauschte dem Herausgeber eines bekannten US Nachrichtenmagazins, gleichzeitig bekennender Republikaner, bei seinem Vortrag; es ging um die Politik von Präsident George W. Bush, das Auditorium bestand zu 80% aus amerikanischen Managern, insofern war die zur Schau getragene Kritik am damaligen Kurs des US Präsidenten entsprechend verhalten, zumindest nach europäischen Maßstäben. In seiner Rede machte der Vortragende aber an einer Stelle eine Bemerkung, die bei mir offenbar hängen geblieben ist und gestern spontan in mein aktives Bewusstsein schoss: Er wüsste auch nicht genau einzuordnen, was Bush und die Neocons da eigentlich im Irak und in Afghanistan genau bezweckten, er glaube jedoch - ja, er hätte da so ein diffuses Gefühl -, da sei vielleicht mehr, als mit bloßem Auge sichtbar wäre: „I believe the President is on to something". Nun ist Horst Köhler nicht George W. Bush, und die Soziale Marktwirtschaft ist nicht Afghanistan, und wenn ich nicht gestern die Gedanken eines wiederum ganz anderen Mannes auf mich wirken lassen hätte, dann wäre ich im Leben nicht auf die Idee gekommen, derartig schräge Assoziationen zwischen Köhlers Berliner Rede und diesem USA-Erlebnis überhaupt zum Besten zu geben. Aber sei's drum: Ich habe gestern Oswald von Nell-Bräunigs „Worauf es mir ankommt" gelesen, einen unscheinbaren, nicht mal 100 Seiten starken Vortragsband, in welchem die Meilenstein-Reden des legendären katholischen Sozialethikers abgedruckt sind. Und darin findet sich folgende Passage, im Anschluss an seine zutreffende Feststellung, dass in Zeiten schneller Produktivitätszuwächse Arbeitsplatzabbau stattfindet, der nicht ohne weiteres kompensiert werden kann:

Es ist 2 oder 3 Jahre her, da saß ich in den USA in einer Veranstaltung und lauschte dem Herausgeber eines bekannten US Nachrichtenmagazins, gleichzeitig bekennender Republikaner, bei seinem Vortrag; es ging um die Politik von Präsident George W. Bush, das Auditorium bestand zu 80% aus amerikanischen Managern, insofern war die zur Schau getragene Kritik am damaligen Kurs des US Präsidenten entsprechend verhalten, zumindest nach europäischen Maßstäben. In seiner Rede machte der Vortragende aber an einer Stelle eine Bemerkung, die bei mir offenbar hängen geblieben ist und gestern spontan in mein aktives Bewusstsein schoss: Er wüsste auch nicht genau einzuordnen, was Bush und die Neocons da eigentlich im Irak und in Afghanistan genau bezweckten, er glaube jedoch – ja, er hätte da so ein diffuses Gefühl -, da sei vielleicht mehr, als mit bloßem Auge sichtbar wäre: „I believe the President is on to something“.

Nun ist Horst Köhler nicht George W. Bush, und die Soziale Marktwirtschaft ist nicht Afghanistan, und wenn ich nicht gestern die Gedanken eines wiederum ganz anderen Mannes auf mich wirken lassen hätte, dann wäre ich im Leben nicht auf die Idee gekommen, derartig schräge Assoziationen zwischen Köhlers Berliner Rede und diesem USA-Erlebnis überhaupt zum Besten zu geben. Aber sei’s drum: Ich habe gestern Oswald von Nell-Breunings „Worauf es mir ankommt“ gelesen, einen unscheinbaren, nicht mal 100 Seiten starken Vortragsband, in welchem die Meilenstein-Reden des legendären katholischen Sozialethikers abgedruckt sind. Und darin findet sich folgende Passage, im Anschluss an seine zutreffende Feststellung, dass in Zeiten schneller Produktivitätszuwächse Arbeitsplatzabbau stattfindet, der nicht ohne weiteres kompensiert werden kann:

„Um dieser Kalamität abzuhelfen, betreiben wir oder haben wenigstens bisher „Beschäftigungspolitik“ betrieben. Wir bemühten uns, für die Menschen, die durch die gestiegene Arbeitsproduktivität ihre Arbeitsplätze verloren hatten, neue Arbeitsplätze zu schaffen; schon die Erstellung dieser neuen Arbeitsplätze („Investition“) schafft „Arbeit“ und schafft weitere Beschäftigungsgelegenheit an diesen neugeschaffenen Arbeitsplätzen. Da aber das an den alten Arbeitsplätzen Erzeugte ausreichte, um allen vernünftigen Bedürfnissen zu genügen, wird jetzt offenbar mehr produziert, wofür oder wonach kein dringender Bedarf besteht und das daher durchaus entbehrt werden könnte; diese um der „Beschäftigung“ willen betriebene Mehrproduktion erfordert nun aber einen entsprechend größeren Einsatz von Sachmitteln, Roh- und Halbstoffen sowie Energie.[…] So wie wir unsere Wirtschaft organisiert haben, stehen wir unter dem irrsinnigen Zwang, nur damit unsere Menschen hier Arbeit und Verdienst haben, Wirtschaftswachstum zu betreiben.“

Diesen Gedanken spinnt er weiter zur Erkenntnis eines im Grunde genommen ungeheuren Paradoxons unserer Wirtschaftsordnung: Arbeitsersparnis und damit verbundener Zeitgewinn durch Produktivitätsfortschritte können nicht zur Muße oder anderweitig sinnvollen Tätigkeiten genutzt werden, sondern führen bei den Betroffenen zu Lebensängsten und Stigmatisierung, und auf gesellschaftlicher Ebene zu gravierenden Problemen politischer und finanzieller Natur. Der große Vorzug unseres Wirtschaftssystems, effizient wie kein anderes zu sein, wird dadurch gewissermaßen ad absurdum geführt.

Was wären die Alternativen? – Die Standardantwort, auf die auch Nell-Breuning etwas näher eingeht, lautet: Dienstleistungsindustrie, insbesondere in Pflege und pflegenahen Bereichen. Aber klar: bei 5 bis 6 Millionen Arbeitslosen  reicht das allein natürlich nicht aus. Für wirklich nachhaltige Lösungen bräuchten wir eine umfassende Neuorientierung, der eine breite gesellschaftliche Diskussion über die unterschiedlichen Optionen einer neuen wirtschaftspolitischen Agenda vorausgehen müsste.

Und das bringt mich auf meine einleitenden Sätze zurück: Wenn der Ökonom Horst Köhler, in seiner Funktion als Bundespräsident plötzlich aus heiterem Himmel davon spricht, dass wir unseren gesellschaftlichen Wohlstand nicht mehr allein der Wachstumspolitik anvertrauen dürften –  ist das dann wirklich nur eine wohlklingende aber gänzlich inhaltsleere Plattitüde? Das Zeugnis billiger Semantik, aus der Feder politisch taktierender Redenschreiber und Wahlhelfer, die nichts weiter als das latente Unbehagen unentschlossener, sozialdemokratischer Stimmberechtigter bei der nächsten Bundespräsidentenwahl im Visier haben? – Ich will gerne gestehen, dass das auch meine erste Einschätzung war, nachdem ich Köhlers Rede in der Berliner Elisabeth Kirche gehört hatte. Und natürlich weiß ich um den enttäuschenden Track record derartiger Reden, die kurzlebigen und bedeutungslosen Beliebigkeiten des politischen Zeitgeists.

Aber andererseits: Vielleicht bestehen tatsächlich die Chance und die Hoffnung zurecht, dass Horst Köhler die Zeichen der Zeit in Nell-Breunings Sinne deutet, und mit seiner Rede die Türe aufstoßen wollte, in die große, gesellschaftliche Debatte über Sinnhaftigkeit und Verantwortbarkeit unserer aktuellen Art des Wirtschaftens? Einige Formulierungen in seiner Rede klingen jedenfalls denen von Nell-Breuning nicht unähnlich.

Falls dem tatsächlich so ist, dann wäre ihm mein „Chapeau, Herr Bundespräsident!“ sicher. Denn Köhler würde dann der nobelsten Verantwortung nachkommen, die das Bundespräsidentenamt, den ideologischen Tretmühlen des parteipolitischen Tagesgeschäfts enthoben, gleichzeitig aber mit beachtlicher gesellschaftlicher Strahlkraft ausgestattet, mit sich bringt: Probleme anzusprechen und die großen Debatten anzustoßen. Die Antworten zu liefern – das ist nicht seine Aufgabe. Den Finger in die Wunde zu legen allerdings sehr wohl. Mit einer Rede ist es natürlich nicht getan, keine Frage, aber immerhin: Ein Anfang. Falls es ihm wirklich ernst ist, dann sollten wir jedenfalls in nächster Zeit noch häufiger in der Angelegenheit von ihm hören.

Wer weiß: Vielleicht ist der Bundespräsident ja tatsächlich „on to something“.


42 Lesermeinungen

  1. Devin08 sagt:

    Den Naiven vor dem Herrn
    Wir...

    Den Naiven vor dem Herrn
    Wir bewegen uns im Kreis, Herr Strobl: Kapitalismus ohne Wachstum ist ein Unding. Daran wird das Kapital scheitern. Die Frage bleibt nur, lassen wir zu, dass die menschliche Spezies gleich mit scheitert. Das heißt, wie wichtig ist Ihnen und all den all den anderen (von Köhler reden wir gar nicht) das Wirtschaftssystem, die Marktwirtschaft, die Verwertung des Werts. Letzteres ist übrigens der Grund für die Unlösbarkeit der Problematik. Verwertung des Werts nicht Bedürfnisbefriedigung stehen auf der Agenda des Kapitals. Ein Köhler weiß das, aber er spielt den Naiven vor dem Herrn.

  2. Quallenregen sagt:

    @Logik-Ratio

    Bei dem...
    @Logik-Ratio
    Bei dem Grundeinkommen bin ich nahe mit dran,hab nur ein kleines Problem…
    Gerechte Verteilung von Arbeit+Grundeinkommen+Zusatzeinkommen..in etwa Beteiligung an Unternehmensgewinnen usw….
    Da hätte ich einfach zwei Dinge die mich grad stören…
    Im Bereich Soziales kann man den Grundlohn schlecht mit einer Beteiligung an Unternehmensgewinnen aufstocken…was wäre da die Alternative?….
    und zweitens…nachdem unsere Politiker ja keinen Plan B in der Tasche haben,weil wenige vorausschauend…das Steuersystem müsste gänzlich neu gestaltet werden…und unter der Annahme des Grundlohns würden mich dort die Zahlen interessieren…denke da liegt eines der Hauptprobleme oder wurde das ermittelt und wenn ja wo?.
    Denn ob Rente,Hartz 4 oder sonstiges….die Idee mit dem Grundlohn würde eine Gerechtigkeitslücke schließen und Menschen nichtmehr isolieren,aber die Umsetzung würde wohl dem Staatsapperat einige Bauchschmerzen verursachen.

  3. Carl sagt:

    Wie soll es funktionieren,...
    Wie soll es funktionieren, wenn wegen höherer Produktivität die Arbeitszeit sinken soll? Warum soll der Unternehmer auf Gewinne verzichten? Oder könnte er es überhaupt angesichts der „wunderbaren“ Wettbewerbsverhältnisse?
    Denn jeder will doch billig kaufen. Das gewinnbasierte Wirtschaftssystem ist immer stärker eine Zwangsjacke, die mit der steigenden Produktivität immer weniger klarkommt. Lest Robert Kurz.

  4. Sanne sagt:

    "Wer nicht arbeitet soll auch...
    „Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen“
    Es ist dieser brutal-darwinistische Ansatz der stets mit aller Gewalt und entgegen aller Vernunft durchgesetzt wird und der garantiert und effektiv jegliche Veränderung verhindern wird. Der Tscheche hat schon recht mit seinem Höllenspruch, genau da geht die Reise hin.

  5. pjk sagt:

    Will nicht ewig im Netz Daten...
    Will nicht ewig im Netz Daten suchen, deshalb beziehe ich mich hier auf eine ältere Datensammlung des Berliner WZB mit Zahlen von 1997. Da werden für verschiedene Wirtschaftssektoren die „Beschäftigten in % der erwerbsfähigen Bevölkerung von 15-64 Jahren“ angegeben, und das für 7 entwickelte Länder (Deutschland, Dänemark, Frankreich, UK, Niederlande, Schweden, USA). Wie nicht anders zu erwarten, hat D mit 14,6% einen vergleichsweise hohen Anteil der Erwerbspersonen im verarbeitenden Gewerbe, aber so extrem groß ist der Unterschied zu den anderen Staaten nicht; der Länderdurchschnitt liegt bei 12,7%.
    Und wo ist der Beschäftigtenanteil in Deutschland am geringsten? Nun, wir sind in zwei Bereichen klares Schlußlicht. Im Erziehungswesen sind 3,3% der Erwerbspersonen beschäftigt (Länderdurchschnitt 4,9%). Und noch krasser sieht es im Bereich „Gesundheit und Soziales“ aus: In D arbeiten hier 5,7% der Beschäftigten (Länderdurchschnitt 9,2%).
    Ich bitte um Nachsicht wegen des kleinen Zahlenragouts, es ist ja auch nicht ganz aktuell, aber so ganz grundlegend dürfte sich das seither nicht geändert haben. Die Aussage sollte klar sein: Für ein hochproduktives Land ist diese relative Vernachlässigung des Gesundheits- und Erziehungswesens eine Schande. Aber daran ist eben gerade nicht die hohe Produktivität im verarbeitenden Gewerbe schuld, sondern schlechte Institutionen und eine politische Elite, deren Lieblingszustand die selbstgewählte Handlungsunfähigkeit ist. Es sollte aber auch sichtbar sein, wo – im internationalen Vergleich – in Deutschland ein massiver Beschäftigungsaufbau möglich wäre, natürlich bei weiter steigender industrieller Produktivität.
    (Wenn man dann übrigens noch überlegt, wie viele von den 5,7% im Gesundheits- und Sozialwesen Beschäftigten in der Verwaltung einer der über 100 Krankenkassen tätig sein mögen – und damit gerade nicht im ärztlichen und pflegerischen Bereich -, da kann einem dann vollends die Galle hochkommen.) –
    Ach so, und mit Horst Köhlers Reden muß man sich wohl wirklich nicht länger aufhalten. Wenn der jetzt meint, Wachstum sei vielleicht gar nicht nötig, dann ist das genau wie in der Fabel vom Fuchs und den Trauben.

  6. Zaungast sagt:

    Die eigentliche These von...
    Die eigentliche These von Nell-Breuning war eine ganz andere:
    Es genügt eine Wochenarbeitszeit von vier Stunden (in der Woche, richtig gelesen) um den wirtschaftlichen Stand aufrechtzuerhallten. Die so gewonnene Freizeit kann der Bürger für Alten- und Krankenpflege und anderes soziales Engagement verwenden.
    Und da gibt es noch welche, die halten Nell-Breuning für einen harmlosen Opa.
    Klar will unser aller Sparkassendirektor und z. Zt. Bundespräsident irgendwo hin. Dorthin, wo beispielsweise Müntefering, wenn er sich nicht gerade als Insektenkundler beweist, schon ist: Erinnert sich noch wer an den Vorschlag, Dauerarbeitslose in die Altenpflege zu schicken, einfach so, zackzack?!!
    Eigentlich nur logisch. Der Facharbeiterlohn liegt in den neuen Bundesländern nicht sehr über 10,00 EUR brutto. Da kann man dann auch schon überschlagen, wie bei den Wendeverlierern dann die Rente aussehen wird. Wenn dann diesen Kleinrentnern auch noch einfallen sollte, dement oder sonstwie stationär pflegebedürftig zu werden, haben die Kommunen ganz schnell ein Problem: Die zahlen nämlich über die Sozialhilfe den Unterschiedsbetrag zwischen Heimkosten und Einkommen aus Rente und Pflegeversicherung.
    Hier empfehle ich das FAZ-Blog Biopolitik von Oliver Tolmein
    https://faz-community.faz.net/blogs/biopolitik/default.aspx
    Dort geht es unter anderem um die Bedingungen, unter denen in Deutschland das Leben beendet und gestorben wird.
    Andere denken schon weiter: Stichwort Suizidbegleitung.

  7. Quallenregen sagt:

    Sorry,is grad wieder...
    Sorry,is grad wieder Kaffeezeit und meine Finger sitzen locker :-)…
    mal kurz ein abschweifen in die Gefilde der Bildung……oder der gewollten B.
    Der Tage war ich in unserer Stadtbibliothek und wollte mich mal mit einigen Philosophen und Ökonomen eindecken…die nicht in meinem Besitz sind.
    Also rein in die gute Stube und vorbei an Menschenmassen,eigentlich nur Frauen und Kinder…teilweise mit merkwürdigen Gerüchen umnebelt wie Channel X oder sonstigem.Länger als 10 Min hält man es da ohne Kopfschmerztabletten nicht aus.
    Nun denn,also vorbei an Kinderspielen,Kinderliteratur,Romanen,Computertips und 4 Regalen Reiseberichte und Ländervorstellungen….
    Ok,über den Regalen sind die Schilder..also Suche nach Philosophie…ahh..Wirtschaftslektüre gefunden…. .hmmm…Alltagsbücher…nein,nicht das Gesuchte..also weiter…kurz vor einsetzen der Verzweiflung endlich das Regal der Philosophie entdeckt 🙂
    Öhm..an der Kopfseite eines Regals…also max 50cm breit….halbleer…
    Darin finden sich gesammelte Werke..also Philosophie der Antike und so Zeugs,aber kein Karl Popper,Karl Marx oder sonstiges..ah doch..juhu…
    drei Bände Peter Sloterdijk Sphären….irgendwie das Gefühl einen Mikroerfolg errungen zu haben gehe ich wieder zur Abfertigung 🙂 frage nach dem ein oder anderen und ernte etwas verständnisslose Blicke…..
    Ok,hier ist nichts zu holen,also denk ich mir..ab in den Buchladen, und der ist nun wirklich nicht klein…der wird die Sachen schon haben….
    Um es kurz zu machen…das Regal dort war nicht größer..das Gewollte nicht vorhanden…also hab ichs nun bestellt und darfs heute abholen.
    ………………………………………………………
    4 Regale Reiselektüre ,Unmengen Romane gegen drei Bände Peter Sloterdijk….so in etwa kann ich die geistige Verfassung der Deutschen nachvollziehen 🙂 im Speziellen unseres Nachwuchses…..

  8. Ian sagt:

    Ohne Ihnen Herr Strobl - und...
    Ohne Ihnen Herr Strobl – und auch dem Bundespräsidenten Horst Köhler – zu Nahe treten zu wollen und so sehr auch ich mir eine längst überfällige und notwendige drastische Veränderung in unserem Lande wünsche, glaube ich nicht an Ihre Theorie – bzw. Ihrer Interpretation – der Einsicht und Erkenntnis von Politikern (Da ist vielmehr der Wunsch der Vater des Gedanken). Zu sehr ist dieses System korrodiert, korrumpiert und jahrzehntelang in die falsche Richtung – in Anlehnung an das fantastische amerikanische System – gesteuert worden. Zu sehr ist jeder mit seinen systemimmanenten Problemen beschäftigt ohne über den Tellerrand auf andere Systeme schauen zu können. Mich irritiert und erschrickt jedoch mein eigenes Mißtrauen, welches Sinnbild für die Hoffnungslosigkeit der Situation ist; aber wie war das doch gleich, Vertrauen muss man sich verdienen. Nur wem kann man heutzutage noch vertrauen? Ich glaube da liegt das Kernproblem, das jetzt durch die Krise aufgedeckt wird. Ergo müsste es zu einem Wandel kommen. Nur keiner der etablierten Politiker wird, so zumindest meine Meinung, aus Angst vor Nicht-Wiederwahl das Rückrad und die Persönlichkeit haben, die wichtigen Themen (Finanzaufsicht bzw. Zerschlagung des Bankenkartells, mehr soziale Gerechtigkeit bspw. in Form eines Grundeinkommens, mehr Bildung, etc.) offen und ehrlich und vor allem verständlich darzulegen. Dann wird sich eher wieder hinter rhetorischen Floskeln versteckt, alles bleibt beim Alten, alles wird weitergemacht wie bisher, nur die Konsequenzen werden viel schlimmer sein, als einmalig den „Cut“ zu machen und die Karten auf den Tisch zu legen.
    Natürlich kann das Wachstumsmodell nicht funktionieren, dass sollte mittlerweile klar geworden sein, weil ja um die Produktivität zu schaffen immer mehr rationalisiert werden muss, dass verursacht dann gesellschaftliche Probleme. Und ja, alle Beteiligten (WIR) müssen sich dabei auch selbst ehrlich und kritisch betrachten bzw. reflektieren, denn auch wir waren an dem Spiel beteiligt, also haben wir es aber auch in der Hand, das Spiel zu verändern, nämlich durch unser Verhalten; die Forderung an die Politiker wäre nun m.E. Das Spielfeld und dessen Regeln verantwortungsbewusst zu definieren, auch im Sinne nachfolgender Generationen, Chancengleichheit, sozialer Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Ökologie etc.).
    Wir sollten als Deutsche mehr Mut haben, das Heft in die Hand nehmen, Veränderungen wagen, wo noch kein erkennbarer Weg ist, einen Aufbruch in etwas Großes und Neues wagen, bei dem alle gewinnen können. Und uns nicht permanent in überflüssigen rhetorisch nichtssagenden Debatten verklausulieren und am Ende den Faden verlieren ohne irgendetwas bewegt zu haben.

  9. stroblt sagt:

    @Devin08 und Ian

    Natürlich...
    @Devin08 und Ian
    Natürlich ist bei meiner obigen Interpretation der Wunsch Vater des Gedanken. Ich hoffe, dass meine bisherigen Beiträge hier und andernorts genügend Hinweise darauf liefern, dass ich dereinst nicht als naives Blödie mit der Brotrinde aus dem Wald gelockt wurde, sondern recht klar bei Verstand bin.
    Die Frage, die ich mir stelle, ist aber die: Da Köhler als Ökonom ziemlich sicher weiss, was er da gesagt hat, mußte er auch ahnen, dass das ein paar kontroverse Kommentare nach sich ziehen wird (und die gab es ja auch). Warum hat er also? – Warum hat er sich nicht einfach hingestellt und dasselbe neoliberale, marktgläubige Larifari runtergespult, wie die von mir selbstredend hochverehrte, beste Bundeskanzlerin aller Zeiten? – Der Bundespräsident als Institution mag sich als solcher ohne Hintergedanken zum Trottel machen wollen, das soll ja durchaus schon mal vorgekommen sein. Aber Köhler als Ökonom? – Warum sollte er? Zumal keinerlei Notwendigkeit dafür bestand?
    Das stellt für mich einen Strahl der Hoffnung dar, den ich mit solchen Kommentaren wie oben gerne unterstützen will. Ich habe in mehreren Hundert Kommentaren hier und andernorts die Politik oft genug in Grund und Boden geschrieben, auch Köhler selbst; aber wenn mal einer einen Anfang macht, oder zumindest den Anschein erweckt, als wäre das sein Ansinnen: Dann hat er bei mir zunächst einmal Kredit. Ich habe bekanntlich kein platonisches Weltbild und pflege daher ein minimalistisches Verständnis von Demokratie: Ich sehe daher keine Philosophen, die zu Politikern geworden wären, oder Politiker, die sich als Philosophen geben. Aber dennoch will ich gerne die unterstützen, die sich in dieser Richtung zumindest Mühe geben.

  10. Ian sagt:

    @Thomas Strobl

    Ich wollte...
    @Thomas Strobl
    Ich wollte Ihren Verstand in keinster Weise in Abrede stellen. Ihre Kommentare und blogs sind für mich eher sehr positiv und hilfreich, aufrüttelnd, zum Nachdenken anregend. Und das ist gut so, wir bräuchten mehr davon ! Ebenso wenig wollte ich – wenn die Aussage tatsächlich so interpretiert werden kann – sein daraus resultierende positive Ansinnen diskreditieren.
    Ich frage mich nur, ob Sie da nicht möglicherweise zuviel „zwischen den Zeilen“ gelesen haben, so sehr ich mir wünschen würde, dass Sie Recht hätten (Stichwort: Hoffnung). Leider ist – ohne eine direkte Befragung von Herrn Köhler – alles nur Spekulation. Auch ist es bedauerlich, dass man bei allen Äußerungen hinterfragen muss „CUI BONO“, anstatt einfach etwas positives anzunehmen; so schlimm ist es schon um unser allgemeines Mißtrauen bestellt.
    Es stellt sich bei positiver Interpretation noch die Frage an, wie viele der anwesenden Leute (und damit der „Entscheidungsträger“) dies als Appell verstanden haben und die notwendigen Veränderungen auch umsetzen wollen bzw. können.

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