Wenn – wie man liest – sich selbst Edelkarossen-Hersteller Porsche jetzt um ein warmes Plätzchen unter Mama Angelas Rockzipfel bemüht, dann ist es wirklich höchste Zeit, Friedrich August Hayek zu bemühen und mal wieder ein wenig in seinem Anti-Staatswirtschafts-Klassiker „Road to Serfdom“ (deutsch: „Der Weg zur Knechtschaft“) zu blättern. Zudem wäre der österreichische Ökonom und Nobelpreisträger vor rund einer Woche, am 8. Mai, 110 Jahre alte geworden, da kann man ihm ohnehin ein wenig die Ehre erweisen, und das will ich nachfolgend gerne tun. Mit Robert Misik hatte ich mich ja letztens noch über Hayeks Werk unterhalten, am Wochenende dann mal wieder darin gelesen, und was soll ich sagen: Ja, es ist immer noch verdammt aktuell. Bei dem was die Damen und Herren Volksvertreter in Berlin so treiben – wer weiß, was da noch alles an schönen Dingen auf uns zukommt -, da liest man so ein Werk gerne schon mal zur Prophylaxe. Und auch wenn man die Ansichten Hayeks zu Sozialpolitik und Verteilungsgerechtigkeit nicht immer für der Weisheit letzter Schluß nehmen muss, als wortgewaltiger Mahner vor dem schleichenden Weg in den Totalitarismus ist er noch immer unerreicht. Sehen wir uns also mal auszugsweise an, was der Friedrich August da so schreibt:
„Kann man sich eine größere Tragödie vorstellen als die, dass wir in dem Bestreben, unsere Zukunft bewusst nach hohen Idealen zu gestalten, in Wirklichkeit und ahnungslos das genaue Gegenteil dessen erreichen sollten, wofür wir gekämpft haben?“
Nein, kann man nicht, und in der Tat ist diese Passage aus der Einleitung des Werkes für mich einer der Kerngedanken des Buches. Auf ihn kommt Hayek in „Road to Serfdom“ mehrfach zurück, spricht den sozialistischen Vordenkern keineswegs ihre guten Absichten ab, warnt sie aber gleichzeitig vor den realen Folgen ihrer Politik; davor, dass ihre hohen Ziele nichts weiter als eine Utopie wären, die in der Praxis ins Gegenteil verkehrt würde. Das macht er sehr vehement, wenn auch nicht in jener Art von persönlicher Bitterkeit, die man bei den an Stalins Sowjetunion verzweifelnden Edelmarxisten Rudolf Hilferding, Max Eastman oder Walter Benjamin herausliest, und die etwa Hilferdings Mahnung vor der totalitären Staatswirtschaft noch diese spezielle Art von „human touch“ angedeihen lässt. „Road to Serfdom“ wird 1944 veröffentlicht, zu einer Zeit, als der industrielle Westen politisch ziemlich rot ist oder ohnehin in Trümmern liegt. Hayek bewies also zumindest Chuzpe, ein solches Werk gerade zu diesem Zeitpunkt zu veröffentlichen, noch dazu überwiegend in einer Deutlichkeit abgefasst, die keine Missverständnisse aufkommen lässt. Das Buch machte gewaltigen Eindruck auf die Liberalen aller Herren Länder, so auch auf die Väter der deutschen „Sozialen Marktwirtschaft“: Eucken, Röpke (dessen Frau Eva die erste deutsche Übersetzung verfasste), Rüstow, Müller-Armack – sie alle rekurrierten auf Hayek in ihren später erschienenen Werken. Ja selbst ein John Maynard Keynes, der das Werk während seiner Schiffsreise nach Bretton Woods im Juni 1944 las, fand durchaus warme Worte:
„Ihr Buch ist großartig und wir alle sollten Ihnen aus vollstem Herzen dankbar dafür sein, dass Sie so gekonnt aussprechen, was ausgesprochen werden muss. […] Moralisch wie auch philosophisch betrachtet, sehe ich mich fast vollständig einer Meinung mit Ihnen; und Sie haben nicht nur meine Zustimmung, sondern meine tief bewegte Zustimmung.“
„Road to Serfdom“ ist natürlich zuvorderst ein Bekenntnis für die Marktwirtschaft, geht aber darüber hinaus: es war insbesondere auch eine Art Pilotlicht für die spätere Transformation der zentral gelenkten Wirtschaft Nazideutschlands in ein marktwirtschaftliches System. Anno 1944 war die Niederlage der Nazis absehbar, die Frage für die Alliierten also akut, wie man wirtschaftlich mit dem in Kürze geschlagenen Feind umgehen solle. Hayek wollte die Antwort darauf klar und unmissverständlich liefern, aber damit nicht genug: er wandte sich mit „Road to Serfdom“ auch an die Öffentliche Meinung der westlichen Siegermächte, die seiner Meinung nach selbst in erschreckendem Maße Vorstellungen übernommen hatte, welche er im Denken der Nazis ausmachte. Unsicherheit und Ziellosigkeit wirft er ihnen darin vor, was daran läge, dass sie von ihren eigenen Idealen und dem, was sie von den Nazis trennt, nur verworrene Vorstellungen besäßen.
Hayek verfolgte mit seinem Werk also durchaus ambitionierte Ziele. Grundsätzliche Überlegungen für die Nachkriegszeit wollte er darin anstellen, die Wirtschaft, Politik und Kultur einschließen und das Individuum im Spannungsverhältnis zwischen Staat und Gesellschaft darstellen sollten. Die Verwirklichung der Freiheit stand dabei im Vordergrund, und so ist dieses Buch gleichsam ein flammendes Plädoyer für die Individualität und eine ebenso dringende Warnung vor jeglicher Art von Kollektivismus. Der Begriff der „Freiheit“ erfährt bei Hayek – wie bei durchwegs allen liberalen Autoren – eine rein formal-rechtliche Definition. Von „politischer Freiheit“ schreibt er in diesem Kontext, im Gegensatz zur „wirtschaftlichen Freiheit“, die der Sozialismus darüber hinaus zwar verspräche, und weshalb er auf Intellektuelle wie auch die Menschen auf der Straße so anziehend wirke; ein Versprechen, das er aber nicht einhalten könne. Zudem eines, bei dessen Realisierungsversuch die politische Freiheit nur allzu leicht auf der Strecke bliebe.
Die unmittelbare Nachkriegszeit sah er daher vor einer grundlegenden, ordnungspolitischen Weichenstellung: entweder freier Wettbewerb oder zentrale Planwirtschaft – jegliche Form des „Mittelwegs“ zwischen diesen beiden Polen, wie er Alfred Müller-Armack zwei Jahre nach „Road to Serfdom“ in seinem eigenen Werk „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“ durchaus vorschwebte, lehnte er entschieden ab. Ein solcher würde nur dazu führen, dass die Gesellschaft umso schneller auf eine vollständige Zentralwirtschaft zuliefe:
„Wenn wir trotzdem rasch einem solchen Zustand zutreiben, so zum großen Teil deswegen, weil die meisten Leute immer noch glauben, es müsse möglich sein, irgendeinen „Mittelweg“ zwischen „atomistischem“ Wettbewerb und zentraler Steuerung zu finden. Nichts erscheint in der Tat auf den ersten Blick einleuchtender und geeigneter, auf durchaus vernünftige Leute eine Anziehungskraft auszuüben, als der Gedanke, unser Ziel dürfe weder die äußere Dezentralisierung des freien Wettbewerbs sein noch die vollständige Zentralisierung nach einem einzigen Plan, sondern eine wohl bedachte Mischung aus beidem. Bloßer gesunder Menschenverstand erweist sich auf diesem Gebiet als ein unzuverlässiger Führer. […] Sowohl das Wettbewerbsprinzip wie das der zentralen Steuerung werden zu schlechten und stumpfen Werkzeugen, wenn sie unvollständig sind. Sie sind einander ausschließende Prinzipien zur Lösung desselben Problems, und eine Mischung aus beiden bedeutet, dass keines von beiden wirklich funktionieren und das Ergebnis schlechter sein wird, als wenn man sich konsequent auf eines von beiden verlassen hätte.“
Für eine Wirtschaftspolitik, die sich just diesem „dritten Weg“ verschreibt, bietet das Werk deshalb auch wenig konkrete Hilfestellungen, was u.a. von Keynes sehr scharf kritisiert wurde. Dass das Extrem einer sozialistischen Planwirtschaft keine große Verlockung darstellt, wird wohl keiner mehr bestreiten, aber wo genau die Grenze zwischen staatlich gelenkter und reiner Wettbewerbswirtschaft verlaufen soll, dazu bleibt der Meister sehr vage. Aber seine grundsätzliche Überzeugung ist eben, ganz die Finger davon zu lassen: es mag zunächst die beste und ehrlichste Absicht bestehen, schreibt er, mit zentralwirtschaftlichen Interventionen nur bis zu einem gewissen Punkt zu gehen und keinesfalls darüber hinaus – politische oder soziale Erwägungen würden schließlich doch dazu führen, dass dieser Punkt überschritten wird.
„Road to Serfdom“ ist – allen anderslautenden Gerüchten zum Trotz – kein Manifest des Laisser-faire – ganz im Gegenteil: wo der Wettbewerb aus irgendwelchen Gründen nicht funktionieren kann, sieht Hayek ganz klar den Staat am Zug. Auch sieht er, dass staatliche Zwangseingriffe in Fragen wie z.B. Arbeits- und Umweltschutz durchaus verträglich mit dem Wettbewerb sein können. Und selbst ein „ausgedehntes“ System der „Sozialfürsorge“ steht laut Hayek dem Wettbewerb nicht im Wege – solange es so organisiert wird, dass es ihn nicht weitgehend lahm legt. Was darunter genau zu verstehen ist, darüber schweigt er sich leider erneut aus, aber zumindest gibt es Hinweise:
„In allen Fällen, in denen eine Gemeinschaftsaktion Schicksalsschläge zu lindern vermag, die der einzelne nicht abzuwenden im Stande ist, gegen deren Folgen aber er ebenso wenig Vorsorge treffen kann, sollte zweifellos eine solche Aktion unternommen werden.“
Gleichzeitig lehnt er aber eine pauschale Sozialversicherung wegen vermeintlich negativer Auswirkungen auf den Wettbewerb ab. Verteilungsgerechtigkeit käme als politisches Ziel ebenso wenig in Frage: wenn es extreme Einkommensunterschiede gäbe, schreibt er, dann wäre es allemal besser und für die Betroffenen auch würdevoller, wenn sie auf den „anonymen“ Kräften des Marktes beruhen, denn auf zentraler staatlicher Verteilungspolitik. Ebenso wenig kann er sich für staatliche Konjunkturpolitik zur Bekämpfung von Massenarbeitslosigkeit erwärmen. Und das, obwohl er sich der ungeheuren Bedeutung dieses Problems, insbesondere zur damaligen Zeit, durchaus bewusst war:
„Dies ist natürlich eines der ernstesten und dringendsten Probleme unserer Zeit. Gewiss wird zu seiner Lösung viel Planung im guten Sinn notwendig sein.“
Diese Einsicht hindert ihn aber nicht daran, noch im selben Absatz seinen großen Antipoden Keynes und dessen Konzept der staatlichen, fiskalpolitischen Steuerung zu kritisieren:
„Indessen fordert es nicht jene besondere Art von Planung, die nach Ansicht ihrer Verteidiger den Markt ersetzen soll. […] Andere glauben allerdings, dass ein wirklicher Erfolg nur von öffentlichen Arbeiten erwartet werden könne, die zur rechten Zeit und in sehr großem Maßstab vorgenommen werden. Das könnte aber zu einer weit größeren Einengung des Bereiches der Konkurrenz führen, und unternehmen wir Versuche in diese Richtung, so müssen wir vorsichtig zu Werke gehen, wenn wir vermeiden wollen, dass alle Wirtschaftstätigkeit in zunehmendem Maße von der Lenkung und dem Umfang der Staatsausgaben abhängig wird.“
Keynes schrieb ihm aufgrund dieser Passage eine scharfe Kritik, in der er ihm vorwarf, er würde moralische und materiell wirtschaftspolitische Fragen durcheinanderwerfen und sich um eigene Antworten drücken. Da er das Problem der Massenarbeitslosigkeit als solches erkannt habe, müsse er einsehen, dass die Grenze zwischen freiem Markt und staatlicher Intervention irgendwo gezogen werden muss. Er selbst hätte versucht, den Verlauf dieser Grenze nach seinen Vorstellungen aufzuzeigen, Hayek jedoch bliebe seinen Vorschlag schuldig.
Hayek wäre nicht Hayek, wenn das Buch nicht auch eine Reihe von Zitaten enthalten würde, bei denen es Sozialdemokraten, Linken und Gewerkschaftern die Zornesröte ins Gesicht treibt. Insgesamt ist es aber ein in meinen Augen recht unaufgeregtes Buch, das auch dadurch interessant wird, dass sich Hayek darin über weite Strecken direkt an den Ansichten großer Denker seiner Epoche abarbeitet, Karl Mannheim etwa, Walter Lippmann oder Werner Sombart.
In unseren heutigen, bailout-geschwängerten Zeiten, bietet „Road to Serfdom“ noch immer markante Orientierungspunkte. Die Politik setzt derzeit allerhand wirtschaftspolitische Akzente, die nicht nur jedem Hardcore-Liberalen, sondern auch ernsthaften Keynesianern die Haare zu Berge stehen lassen müssen: Bankenrettung hier, Opel-Rettung da, Abwrackprämie – alles Maßnahmen, die man mit einer Wettbewerbswirtschaft typischerweise nicht in Verbindung bringt. Es wäre interessant gewesen, Hayeks Kommentar zur aktuellen Situation zu hören, in welcher der von ihm so heftig kritisierte Sozialismus nicht zu leugnende Züge eines „Socialism for the Rich“ trägt bzw. darauf ausgelegt zu sein scheint, Kapitalinteressen mindestens ebenso zu schützen, wie die Jobs der betroffenen Arbeitnehmer. Alle diese Maßnahmen hätte er wohl rundweg abgelehnt, und in dieser Ablehnung ist ihm meiner Überzeugung nach zuzustimmen. Zumal es bei den heutigen Staatsinterventionen, im großen Gegensatz zu dem, was Hayek so scharf kritisierte, ja noch nicht mal um eine wie immer geartete höhere wirtschaftpolitische Logik geht, die man als solches gutheißen oder ablehnen könnte, sondern um nichts anderes als die Jagd nach Wählerstimmen. Während Hayek sich also noch darum bemühte, eine öffentliche Meinung zu bekehren, die von der Vision – aus seiner Sicht Utopie – einer besseren Welt beseelt war, treffen wir heute auf wenig mehr als parteitaktisches Kalkül und massentaugliche Interessenspolitik. Eine Politik, die in vielen Fällen noch nicht mal so tut, als ging es um etwas anderes als ihren eigenen Machterhalt.
Und ja: da wird Hayek, bei allem, was man ansonsten an dem Werk kritisieren könnte, plötzlich wieder brandaktuell.
@ Thomas Strobl
Eigentlich...
@ Thomas Strobl
Eigentlich müsste ich angesichts der Bedeutung, die Hayeks Buch von der Knechtschaft zugemessen wird, umfangreicher antworten, aber das würde dann den Rahmen dieser Diskussion sprengen. Deshalb beschränke ich mich auf zwei Aspekte:
Der eine ist bereits von anderen Beitragsschreibern aufgegriffen worden, z.B. von lemming. Hayeks Polemik geht ja dahin, dass die staatlichen Intervention zwangsläufig zu einem in der milden Form „schleichenden“ Übergang zu Sozialismus und Kollektivismus führen. Davon kann doch im aktuellen Geschehen nicht im mindesten die Rede sein. Wir erleben vielmehr beinahe das exakte Gegenteil. Enthemmte Märkte, die „freiesten“ der Welt, stürzen die gesamte Weltwirtschaft in eine Krise, und die angeblich stets schädlich agierenden Staaten haben alle Hände voll damit zu tun, diese Krise irgendwie zu beherrschen und noch viel grössere Schäden zu vermeiden, als sie jetzt schon eingetreten sind.
Das hat mit dem Hayekschen Ansatz von den schädlichen Wirkungen staatlichen Handelns in den Märkten nichts zu tun – Hayek wird durch die aktuellen Ereignisse nicht bestätigt, er wird geradezu schlagend widerlegt. Sein Glaube an die wundersamen Wirkungen freier Märkte ist nicht minder völlig verfehlt als das närrische Gerede anderer Marktradikaler.
Und nicht einmal in dieser Situation findet die schleichende Sozialisierung statt – statt dass der Staat die Zocker in den Konkurs treiben lässt, um sie dann aus der Insolvenzverwaltung so billig wie möglich in Staatseigentum zu übernehmen, machen jedenfalls die Deutschen seltsame Verrenkungen gerade zur Rettung des privaten Unternehmensbesitzes. Auch das ist das Gegenteil von dem, was Hayek behauptet.
Der zweite Aspekt ist etwas grundsätzlicher. Der Nachwortschreiber Steinbach bringt es auf den Punkt, noch im Jahre 2003:
„Insofern nimmt es Partei gegen alle, die dem Staat die Aufgabe zuerkennen, durch Umverteilung eine wie auch immer gedachte „Gerechtigkeit“ zu verwirklichen.“
Ich kürze ab – so habe ich Hayek auch verstanden, nämlich als fatalistischen Sozialdarwinisten.
Und die Formulierung dieser Position soll eine besondere intellektuelle Leistung sein, nach allem, von der wir heute noch zehren könnten, nach allem, was sich zuletzt ereignet hat?
Müsste man nicht damit rechnen, dass Anhänger einer sozialdarwinistischen Marktideologie sich auch in nächster Zeit auf Hayek als bedeutenden „Denker“ berufen werden, könnte man das Buch auch wegwerfen. Hayek hat uns nichts zu sagen.
@Hermann Keske
Zur...
@Hermann Keske
Zur Funktionsfähigkeit der Märkte macht Hayek in Road to Serfdom ja keine wirklich tiefschürfenden Aussagen. In seiner Wirtschafts- und Konjunkturtheorie hingegen schon. Und die trifft – außer hinsichtlich der finalen Schuldfrage – den Kern des aktuellen Geschehens durchaus. Insoferne werden ihnen alle Hayekianer (bekanntlich nicht meine Spielgruppe) mit durchaus plausiblen Argumenten versichern, dass Hayek diese Krise exakt vorhergesagt hat und eben genau nicht durch sie widerlegt wurde. Ich persönlich halte Hayeks allgemeine Wirtschaftstheorie bekanntlich für falsch, aber seine Krisentheorie für im Kern durchaus richtig.
Aber eigentlich ist das ja noch nicht mal der Punkt. Weil egal, was Hayek nun zu den Märkten schrieb oder nicht, meine Frage lautet: Warum entwickelt die Regierung plötzlich so einen Eifer bezüglich aller möglichen Konjunktur- und Rettungsmaßnahmen, die selbst Keynesianern zu weit gehen? Diese Frage stellen Sie sich ja auch selbst, wenn ich Sie richtig verstehe. Und meine Antwort ist simpel: aus reinem Wahlpopulismus. Und diesen Faden können sie rückwärts bis zu Hayeks Aussagen in Road to Serfdom abrollen. Das ist die ganze Story, die ich oben erzählen wollte.
Hayeks Umverteilungsphobie habe ich bereits selbst weiter oben kritisch gewürdigt.
"Ich persönlich halte Hayeks...
„Ich persönlich halte Hayeks allgemeine Wirtschaftstheorie bekanntlich für falsch, aber seine Krisentheorie für im Kern durchaus richtig.“
Meiner Meinung nach schließen sich diese beiden Haltungen gegenseitig aus. Ent- oder weder. Ich kann nicht die Wirtschaft „richtig“ erklären, für die Krise aber keine Erklärung haben. Umgekehrt ebensowenig. Das ist ohne eingehende Kenntnis der hayekschen Wirtschafts- und Krisentheorien geurteilt, aber allein wenn zutreffen würde, dass es sich dabei um zwei Theorien handelt, reichte mir das, um meine auch künftige Unkenntnis zu rechtfertigen. Das wäre in etwa so, als wenn ich eine Theorie für die Schwerkraft und eine andere, mit dieser nicht vereinbare, für den Auftrieb pflegen würde.
@lemming
Nein, sie schliessen...
@lemming
Nein, sie schliessen sich nicht aus. Hayeks „Krise“ ist in meinem Denkschema der Normalfall. Sein ganzes Gleichgewichtsbruhaha, das Gelaber vom natürlichen Zins und den Zeitpräferenzen der Konsumenten halte ich zwar alles für Kokolores, aber das fällt in diesem Kontext nicht ins Gewicht. Die Krisentheorie von Minsky und Hayek kommen zu annähernd identischen Aussagen. Lediglich hinsichtlich des auslösenden Moments und hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Empfehlungen gehen sie in unterschiedliche Richtungen.
Lass' mich mal raten, wie die...
Lass‘ mich mal raten, wie die hayeksche Krisentheorie aussieht: Staat und Fehlregulierung sind schuld, richtig? Wenn die Wirtschaft normalerweise im Gleichgewicht ist, mit natürlichem Zins und allen anderen liberalen Phantasmagorien, dann kann die Krise ja nur von außen kommen. Also handelt es sich um eine Staats- und eine Wirtschaftstheorie. Also zwei mit verschiedenen Gegenständen. Dann gibt’s natürlich keinen Widerspruch. Aber eben nur dann. Und Minsky habe ich aber diesbezüglich anders verstanden, andererseits: wenn sie sowohl hinsichtlich des auslösenden Moments wie hinsichtlich der Handlungsempfehlungen unterschiedliche Richtungen haben, dann fragt man sich natürlich, was sie dann überhaupt noch gemeinsam haben können. Sei dem wie es wolle, ich halte unterdessen die gesamte VWL für eine Showveranstaltung, es geht nicht um Wissenschaft, es geht um Politik, um Verteilung, um Macht, um Prominenz und um Pfründe. Darum gibt es in der VWL genauso viele Wendehälse wie in der Politik. Hätte zB Keynes nicht Argumente für eine bestimmte Wirtschaftspolitik gebracht und gut „verkauft“, die bei bestimmten politischen Akteuren und Situationen genau „in den Kram paßten“ – man würde ihn schwerlich für den bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts halten. Und mit Hayek steht es natürlich nicht anders.
Noch ein kleiner Nachtrag,...
Noch ein kleiner Nachtrag, vielleicht auch mit einem Hinweis darauf, warum ein „Weissgarnix“ auf einmal in der FAZ schreiben darf:
Machiavelli:
Bei dieser Gelegenheit wird man auch auf die Amortisation der Staatsschulden zu sprechen kommen, die Ihnen vorhin so am Herzen lag, und man wird sagen:
„Die Amortisation wird bald in Fluß kommen. Wenn der Plan, den man hierfür entworfen hat, zur Verwirklichung kommt, wenn die Einkünfte des Staates weiter anwachsen, wäre es nicht unmöglich, dass sich in dem Budget, das in fünf Jahren vozulegen ist, beim Abschluss ein Überschuß der Einnahmen ergibt.“
Montesquieu:
Das sind Hoffnungen auf lange Sicht. Abr was werden Sie über die Amortisation sagen, wenn nun gar nichts geschieht, nachdem man versprochen hat, sie in Gang zu bringen?
Machiavelli:
Man wird sagen, dass der Zeitpunkt hierzu nicht gut gewählt sei, dass man noch warten müsse. Man kann noch weiter gehen und sagen: Bekannte Volkswirtschaftler bestreiten die reelle Wirksamkeit der Amortisation. Sie kennen diese Theorien; ich kann sie Ihnen ins Gedächtnis zurückrufen.
Montesquieu:
Das ist nicht nötig.
Machiavelli:
Man läßt diese Theorien in den nichtoffiziellen Zeitungen [Blogs] veröffentlichen, man deutet selbst auf sie hin, und eines Tages bekennt man sich schliesslich ganz offen zu ihnen.
Montesquieu:
Was! Nachdem Sie früher die Wirksamkeit der Amortisation anerkannt und ihre guten Wirkungen gepriesen haben?
Machiavelli:
Aber die Voraussetzungen der Wissenschaft ändern sich doch, und eine aufgeklärte Regierung muss doch allmählich den Fortschritten der Volkswirtschaft ihres Jahrhunderts folgen.
…
M. Joly.
Hallo Hr. Strobl,
ich habe...
Hallo Hr. Strobl,
ich habe gerade Ihren letzten Beitrag über den Zeit-Artikel gelesen, den ich sehr gut fand. Ich war aber sehr erstaunt über die vielen Beleidigungen dort. Nun war mein Beitrag hier auch nicht sehr freundlich und ich bitte dies zu entschuldigen. Man kann Kritik höflich anbringen und sie sollte konstruktiv sein. Sonst sollte man es bleiben lassen.
Harry Haller
Was ist Freiheit?
Die das...
Was ist Freiheit?
Die das Privateigentum garantierende Garantie des Staates ist essentiell für die Existenz des Staates. (Auf die Reihenfolge, ob erst Staat und dann Privateigentum kommt es heutzutage nicht mehr an).
Freiheit kann also nur bedeuten, das Privateigentum g e g e n die „Interessen“ des Staates einzusetzen.
Denn ein Einsatz f ü r die Interessen des Staates wäre ja konform.
Der Rest wurde beim Kopieren durch ein „C“ ersetzt. Ist das nicht schön?