Chaos as usual

Chaos as usual

Wer sich heutzutage in den Straßenschluchten des Kapitalismus bewegt, muss aufpassen, von einstürzenden Paradigmen und herabfallenden

29. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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Madoff schafft Vertrauen

Bernard „Bernie" Madoff hat das Vertrauen getötet, schreibt die FTD heute. Vom Vertrauen der Anleger in die Gilde der professionellen Vermögensverwalter ist die Rede: mit beiden Händen hat er es wohl an der Kehle gepackt und dann zugedrückt, der Bernie Madoff, kaltblütig und erbarmungslos, solange, bis es schließlich keinen Japser mehr machte und besinnungslos zu Boden fiel. Und jetzt ist es dahin – mausetot, kaputt, nichts mehr zu machen.

On the fly hat er ein paar Milliarden eingesackt, um es mit Friends & Family zu verpulvern, hat Geld veruntreut, das ihm nicht gehörte, „Other Peoples' Money" – bekanntlich schon für Danny Devito Inspiration und innerer Antrieb, der Stoff, der ihm ein freches Grinsen entlockte, wenn auch nur im gleichnamigen Film. Aber Madoff ist echt, ein Charakter aus Fleisch und Blut, ihn kann man anfassen, mit bloßen Händen; das Geld hingegen nicht mehr – das ist futsch. Soundsoviele Anleger, die Madoff ihre Spargroschen anvertraut haben, würden ihn auch gerne anfassen, mit bloßen Händen – oder besser: Fäusten, noch besser: Baseballschlägern. Ginge es nach dem Willen dieser Menschen, dann wären die 150 Jahre im Knast, die der Richter dem 71-jährigen heute aufgebrummt hat, eine wahrlich milde Strafe im Vergleich zu dem, was ihm ansonsten vielleicht auf offener Straße zugestoßen wäre, nach Einbruch der Abenddämmerung. Weiterlesen

29. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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24. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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Im Gespräch mit Dirk Baecker

Bereits im Jahre 1991 veröffentlichte der Systemtheoretiker Dirk Baecker sein Werk „Womit handeln Banken?". Darin beschreibt er zunächst die modernen Kreditinstitute als selbstreferenzielle Systeme, gibt sodann einen prägnanten Überblick über die Entwicklung des Bankgeschäfts seit den 1930er-Jahren, um sich schließlich der Risikoverarbeitung der Banken zuzuwenden, welcher er als Triade aus Risikostrukturen, Risikoinstrumenten und Risikomanagement betrachtet. An allen drei Fronten verfeinerten und vervollständigten sie im Laufe der Jahre ihre Strukturen und Methoden – doch auch der größten Raffinesse zum Trotz unterliegen sie in ihrer Risikowahrnehmung weiterhin einem „blinden Fleck", so Becker, was ihr Geschäft, den Handel mit Zahlungsversprechen, zu einer recht unsicheren Angelegenheit macht. Letztes Jahr erschien das Buch in einer inhaltlich unveränderten Neuauflage, und trotz der offensichtlichen Schwächen – die Nichtberücksichtigung des zwischenzeitlichen Wandels der Finanzmärkte und der dramatischen Veränderungen des Kreditgeschäfts unter dem Stichwort „Verbriefungen" – ist es noch immer von bemerkenswerter Aktualität. „Noch die sicherste Bank ist ein unsicheres Geschäft", resummiert Baecker – eine Erkenntnis, die anno 2009 zu einem Hunderte von Milliarden teuren Allgemeinplatz geworden ist. Ich habe mich kürzlich mit Dirk Baecker unterhalten – über sein Buch, seine generelle Sicht der Krise und kommende Projekte: Weiterlesen

24. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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22. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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30% auf alles, inklusive Tiernahrung

Wahrscheinlich hätte Oskar Lafontaine auf dem jüngsten Parteitag der Linken auch das Manna vom Himmel regnen lassen können – die vernichtende Kritik der erhabenen Loge der Leitartikler wäre keinen Strich positiver ausgefallen. NATO abschaffen? Mindestlohn einführen? Vermögenssteuer für Reiche? – Gleich in mehrfacher Hinsicht der casus belli für das Elitekommando der bundesdeutschen Nachrichten-Streitkräfte: Was nicht sein darf, das kann nicht sein. Ende der Durchsage. Over and out.

Sehr schade, meiner bescheidenen Meinung nach, zumal ich glaube, dass das professionelle Auge der medialen Beobachter sich von Kindereien wie dieser Ode an die Friedfertigkeit, die in dem Beschluss zur NATO zum Ausdruck kommt, allzu leicht ablenken hat lassen. Denn seien wir uns mal ehrlich: Einseitig die NATO abschaffen oder auf einen Weltmeistertitel für die DFB-Elf pochen – worin bestünde da in der Praxis der Unterschied? Beide Anliegen sind jenseits von Gut und Böse, nicht spruchreif, absolut unrealistisch, damit muss man sich doch wirklich nicht lange aufhalten! Wer so was fordert, der will lediglich ein Zeichen des guten Willens gegenüber den zahlreich erschienen Fans setzen, sie für ihre Mühen und ihr persönliches Engagement belohnen, aber damit doch nicht wirklich ein politisches bzw. sportliches Programm bestreiten! Das weiß man doch. Jede Zeile darüber deshalb eine verschwendete Zeile. Weiterlesen

22. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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18. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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Frau Bär, helfen Sie mir!

Ich will diesen Beitrag mit einem Bekenntnis beginnen. Ein Bekenntnis, das schon lange überfällig war, das in mir drängt und schmerzt, schon seit Jahren, mit dem ich ringe, gegen das ich mich stemme, verzweifelt, resignierend, manchmal obsiegend – dann drücke ich es wieder zurück in das tiefe, dunkle Etwas meiner Seele -, dann aber wieder auch nicht, wenn es mich übermannt, wenn ich es förmlich hinausschreien möchte, in die Welt, alles sollen es hören, alle sollen meine Verzweiflung teilen, alle sollen meinen Schmerz fühlen: ICH BIN SÜCHTIG! Weiterlesen

18. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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15. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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Man trägt jetzt wieder "Proletarier"

Ein Satz aus Frank Walter Steinmeiers gestriger Parteitagsrede ist bei mir hängen geblieben, weil er in meinen Augen das ganze Dilemma der Politik, insbesondere sozialdemokratischer Politik in der Ära nach Schröder, verkörpert:

„Ich habe den Opelanern in die Augen geschaut. Ich habe ihre Angst gesehen, ihre Hoffnung. Ich sage niemandem in Not: "Du bist nicht systemrelevant."

Er hätte es ihnen besser gesagt! Er hätte sich verkneifen sollen, sich selbst für einen modernen Regenmacher zu halten und der Welt etwas vorzumachen: Im Kapitalismus steht jedes Unternehmen jederzeit zur Disposition, und mit ihm seine Arbeitsplätze. Fährt Herr Steinmeier Opel? Hat sich der klatschende SPD-Parteitag jüngst massenweise neue, bunte Opels zugelegt? Nein? Ah, da schau her. Aber selbst wenn: Der Krieg um Marktanteile und Gewinnmargen in der Automobilindustrie würde kein bisschen anders verlaufen. Steinmeier hätte – wenn er ehrlich wäre – den Opelanern stattdessen sagen müssen, dass es den Markt nicht interessiert, ob er oder irgendjemand sonst sie für systemrelevant hält: er, der Markt, entscheidet, welche Unternehmen und Arbeitsplätze im Konkurrenzkampf überleben. Und an diese ernüchternde Botschaft hätte er – vor der Agenda 2010 – anschließen können, dass – wenn der Markt den Daumen nach unten dreht – sich trotzdem keiner um seine private Zukunft Sorgen zu machen braucht: Sozialsysteme wie auch Arbeitsmarktpolitik würden dafür sorgen, dass jeder, der arbeiten will, auch Arbeit finden wird; und dass bis dahin für ihn und seine Familie gesorgt werden wird.

Doch das kann Steinmeier heute natürlich nicht mehr, denn es waren Gerd Schröders – und damit seine – Reformen unter dem Schlagwort „Hartz IV", die jegliche Gewissheit über die eigene Zukunft im Falle des Arbeitsplatzverlusts zerstörten. Und allen gruppendynamischen Übungen in Sachen „kämpferische Parteitagsstimmung" zum Trotz: Der einstmals sozialdemokratische Wähler wird ihm das nicht vergessen. Weiterlesen

15. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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11. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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Der verrückt gewordene Marxismus des Tugan-Baranowski

In der Essay-Sammlung „Literatur und Revolution" von Leo Trotzkij findet sich ein Aufsatz aus dem März 1914, in welchem der spätere Sowjet-Revoluzzer in unmissverständlichen Worten verkündet, was von all den Dissidenten, progressiven Marx-Interpreten und sonstigen „Laientheologen" zu halten sei, die „unermüdlich die Weltgeschichte durchschütteln, sich neuen Strömungen anpassen und von allem in der Welt – Tschechoffs Held beim Verkauf des Vögleins gleich – wenigstens einen kleinen Nutzen für ihr Leben nach dem Tode davontragen wollen." Über den Helden unseres heutigen Dramas schreibt er so zum Beispiel folgendes: Weiterlesen

11. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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09. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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Logische Purzelbäume mit österreichischem Charme

Ein Studentenwitz an naturwissenschaftlichen Fakultäten geht so: Ein Biologe, ein Physiker und ein Mathematiker stehen in einem Garten und bekommen jeder ein 5m langes Seil in die Hand gedrückt. Die Aufgabe lautet, möglichst viel von dem Garten mittels dieses Seils eindeutig abzugrenzen. Der Biologe legt nun sein Seil kunstvoll um ein üppig bewachsenes Blumenbeet – mit der Vielfalt der darin enthaltenen Arten würde er dem Auftrag bestmöglich nachkommen. Der Physiker hingegen bringt sein Seil auf dem Rasen in die Form eines perfekten Kreises – damit hat er die größtmögliche Fläche abgetrennt, was seiner Meinung nach dem Ziel am nächsten kommt. Der Mathematiker jedoch stellt sich kerzengerade hin, legt das Seil eng um seine Füße und proklamiert: „Ich definiere „Außen" als „Innen" – der Sieg war ihm nicht zu nehmen.

Wer an derlei Späßen Gefallen findet, für den ist der austro-amerikanische Physiker, Kybernetiker und Erkenntnistheoretiker Heinz von Foerster der richtige Mann. „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners – Gespräche für Skeptiker" lautet der verheißungsvolle Titel einer sehr heiteren aber nichtsdestoweniger aufschlussreichen Gesprächsreihe mit Heinz von Foerster, die der Deutsche Bernhard Pörksen 1997 mit dem 2002 verstorbenen Meisterdenker führte und als Buch herausbrachte, letztes Jahr bereits in der 8. Auflage. Weiterlesen

09. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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06. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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Kapitalismus, Sozialismus und ein schlechter Pferdesattel

"An einem Morgen im Frühherbst des Jahres 1909 begaben sich zwei Duellanten in Begleitung ihrer Sekundanten zum Austragungsort ihres Ehrenkampfes, wie es der code duello vorschrieb. Keiner der beiden war ein sonderlich guter Fechter. Nach einigem Herumgefuchtel mit ihren Säbeln traf jedoch schließlich der Säbel des einen Duellanten den anderen an der Schulter und fügte ihm einen Schnitt zu. Kaum hatte das Blut zu fließen begonnen, schritten die Sekundanten auch schon ein und erklärten das Gefecht für beendet.

Schlugen sich die beiden Rivalen um die Hand einer Frau? Waren es Offiziere, die einen Ehrenkampf austrugen? Nein. Der eine war Professor, der andere Bibliothekar. Und sie schlugen sich um die Frage, ob Studenten leichteren Zugang zu Büchern erhalten sollten oder nicht. Der Professor, der das Duell für sich entschied, war Schumpeter selbst."

Das ist nur eine der zahlreichen Anekdoten, die in der Schumpeter-Biographie von Thomas K. McCraw, die im Oktober 2008 auch auf deutsch erschienen ist, nachzulesen sind. Es gibt nicht viele Biographien, zumal nicht über Nationalökonomen, die man mit Spannung und konstant guter Unterhaltung liest, aber diese ist mit Sicherheit eine davon. Sie hat in meinen Augen das Zeug, in Sachen Joseph A. Schumpeter das zu werden, was Robert Skidelskys Werk über John Maynard Keynes bereits ist: ein Klassiker. Was natürlich in nicht geringem Maße in der schillernden Figur Schumpeters selbst begründet liegt, der in dieser Hinsicht dem englischen Lord um nichts nachstand. Weiterlesen

06. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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03. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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Mögen Sie ABBA?

In Zeiten einstürzender Paradigmen und allgemeiner Ratlosigkeit, gepaart mit zunehmenden Zweifeln hinsichtlich traditioneller Erklärungen dessen, was die Welt im Innersten zusammenhält, greift man zur intellektuellen Selbstaufrichtung immer wieder gerne auf Denker früherer Epochen zurück; mit Vorliebe solche, die nicht den hohen Türmen des Mainstreams entstammen, sondern dezidierte Außenseiterpositionen vertreten; weil den Mainstream kennt man ja zumeist eh schon von A bis Z, und schließlich waren es ja nicht zuletzt dessen Exegeten, wegen denen wir jetzt pudelnass im strömenden Regen stehen.

Soweit es die Ökonomie und insbesondere die Wirtschaftspolitik betrifft, war der ursprünglich aus Rumänien stammende US Ökonom Abba P. Lerner zweifellos ein derartiger Außenseiter. Der von ihm entwickelte Ansatz der „Functional Finance" unterscheidet sich radikal von allem, was wir heute gemeinhin unter „solider" Wirtschaftspolitik verstehen. Er ist aber gerade heute umso interessanter, als er sowohl das Problem immenser staatlicher Verschuldung als auch die Notwendigkeit zu verstärktem staatlichen Engagement adressiert. Wie sieht er aus? Weiterlesen

03. Jun. 2009
von Thomas Strobl
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