Heike Faller arbeitet als Journalistin bei der ZEIT und beschloss eines Tages, reich zu werden. Das tun viele andere zwar auch, aber die schreiben dann in der Regel keine Bücher darüber, wie sie das Vorhaben in die Tat umzusetzen gedenken. Heike Faller schon. Sie hat mit „Wie ich einmal versuchte, reich zu werden“ sogar ein ausnehmend witziges Buch geschrieben, über ein Thema, bei dem es aktuell kaum etwas zu Lachen gibt. Ihr Buch ist definitiv kein reißerisches „Ich mache Sie reich in 30 Tagen“-Machwerk, wie sie so zahlreich in den „Ratgeber“-Regalen des Buchhandels stehen, und noch zahlreicher von den dankbaren Dummköpfen dieser Welt gekauft werden; sondern vielmehr eine lustige und lehrreiche Anekdotensammlung aus dem aufregenden Leben eines blutigen Anfängers in Sachen Geld. Für die Erreichung ihrer ambitionierten Ziele geht Heike Faller weite und unkonventionelle Wege – im wahrsten Sinne des Wortes, wie nachfolgendes Gespräch zeigt, das ich kürzlich mit ihr führte:
Frau Faller, warum will eine junge, intelligente Frau reich werden – und das ausgerechnet mittels Spekulation?
Ich hatte mit Goldinvestments über vier Jahre 100 Prozent Return erzielt. Da kommt man schon mal auf die Idee, man könne das.
Ja, aber es gäbe doch aussichtsreichere Methoden, an Reichtum zu kommen; noch dazu welche, die auf eine überzeugende, jahrhundertealte Erfolgsbilanz verweisen. Ich meine: Dutzende geschiedene oder verwitwete Milliardärsgattinen zwischen Manhattan und Monte Carlo sind doch Beweis genug. Oder sprechen sie kein Russisch?
Aber klar doch. Ich habe Roman Abramowitsch mal gesagt, ich könne mir nicht vorstellen, mein Leben nur noch mit Geldausgeben, Fußballtrainer-Feuern und Charity zu verbringen, da haben wir beide gemerkt, dass es irgendwie nicht passt.
OK, dann also Spekulation. Ziel des Vorhabens war, 10.000 Euro binnen Jahresfrist zu verdoppeln. Sprich: eine Rendite von 100% p.a. zu erzielen, bei einem – Sie verzeihen – recht mickrigen Anlagevolumen, das ihnen keinen einzigen der Vorteile zugänglich machte, die den Investmentprofis offenstehen; die strampeln aber schon 24 Stunden am Tag, um aufs Jahr gesehen überhaupt 20% zu erzielen. War Ihnen klar, dass Sie demzufolge nur mit einer knallharten „Alles oder nichts“-Strategie erfolgreich sein konnten? Dass Sie kaum diversifizieren konnten und jederzeit das Risiko des spontanen Totalverlustes in Kauf nehmen mussten?
Ja, das habe ich auf den Banken immer wieder gehört, dass sich Diversifizieren erst ab einem bestimmten Betrag lohne. Ich hab bis heute nicht so richtig begriffen warum. Warum?
Weil bei Kleinstbeträgen die offenen und verdeckten Gebühren der Banken ratzfatz die Gewinne auffressen, deshalb.
Hab ich mir schon fast gedacht. Nie wieder Derivate. Ab heute nur noch: gebührenfreie Naturprodukte.
Sehr löblich. Aber Ihr erstes Investment führte Sie dann ausgerechnet ins Gold.
Ja. War Zufall. Ich habe eine Geschichte über Uwe Bergold und Christian Wolf geschrieben, die sich damals bei der Sparkasse Neustadt i. d. Oberpfalz, Waldnaab, Vohenstrauß erfolgreich gegen die DEKA-Politik der Sparkassen sträubten. Das fand ich gut. Und diese beiden empfahlen mir damals Gold, also kaufte ich. Aus alter Verbundenheit und weil ich Anfang 2008 nicht wusste, wie ich sonst von einer Krise hätte profitieren können, kaufte ich in meinem Spekulantenjahr gleich mal Goldminen-Aktien.
Und gleich danach Optionsscheine. Und wenig später wollten Sie auch noch in die Kunst investieren.
Optionsscheine weil ein Jahr ein zu kurzer Anlagehorizont für mein Makro-Strategie war. Ich musste da irgendwie einen Hebel reinbringen, Fremdkapital aufnehmen wollte ich nicht.
Und ihre Ambitionen als „Art Investor“?
Ich habe ja in diesem Jahr nichts gekauft, weil der Markt runter ging. Aber langfristig ist das für mich der interessanteste Markt, weil es sicher Spaß machen würde, sich da einzuarbeiten.
Ja,“interessant“ scheint mir hier der passende Begriff zu sein. Die Szene in Ihrem Buch, in der Sie beim Bonner Kunstverein anrufen, um für einen Jahresbeitrag von 55,- Euro günstig an „the next big thing“ ranzukommen, hat für mich zudem etwas surreales. Gibt’s eigentlich schon Anfragen für die Filmrechte?
Ja. Für einen Dokumentarfilm, quasi eine Auskopplung meiner Abenteuer an der Börse von Bagdad. Das ist eine ziemlich interessante Möglichkeit, sich selbst in das Schicksal eines Landes zu investieren. Wer Geld investiert ist auch emotional investiert, ist meine Erkenntnis. Da gewinnen die Wahlen im Irak plötzlich Bedeutung fürs eigene Leben, und das ist gut.
Hatten Sie angesichts der Umstände im Irak nicht Angst um Leib und Leben?
Nein. Kurdistan, vor allem Erbil, wo ich war, gilt ja als sicher.
Wusste ich gar nicht. Was ich sehr sympathisch an Ihrem Buch finde, ist die Offenherzigkeit mit der Sie immer wieder herausstreichen, dass Sie im Grunde keine Ahnung davon hatten, was Sie da eigentlich taten. Die ganze Geschichte klingt für mich daher eher wie der Bericht eines Selbsterfahrungstrips, der Art, wie früher die Leute für 1 Jahr ausgestiegen sind, um den Jangtsekiang hinunterzufahren oder in einem tibetanischen Kloster zu meditieren. Wenngleich Ihre Erzählung deutlich mehr nach Abenteuerroman klingt.
Danke. Meine Vorbilder sind „Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten“, „Eat Pray Love“ und alle Reisebücher von Paul Theroux, bei denen die Reise natürlich immer ins Innere des Reisenden führt. Ich fand es ziemlich naheliegend in unserer, wie man immer sagt, durchökonomisierten Welt, statt den Straßen oder Eisenbahnlinien dem Geld zu folgen.
Sie fuhren aber dann zunächst mal in den Irak – auf der Suche nach dem „nächsten China“. Wie kamen Sie auf diesen – na, sagen wir mal: für einen Anfänger unorthodoxen – Einfall?
Hatte in der NY-Times was von „pre-emerging markets gelesen“, Nigeria, Ghana und eben Irak. Ich rief dann alle Fondmanger an, die sich darauf spezialisiert hatten und der Manager des Babylon-Fonds, der im Irak investiert, rief als einziger zurück.
Die Stelle im Buch übrigens, wo erstmals gewisse ethische Bedenken aufblitzen. Ein Problem?
Ja. Ich wollte eigentlich einen Großteil meiner Recherchen der Frage widmen, was mein Geld eigentlich so anrichtet. Dann kam die Krise, ich machte erste Verluste und konnte nur noch daran denken, wie ich wieder ins Plus komme. Was ziemlich zeitaufwendig war. Es war so als wäre ich mit meinen kleinen Boot in einen Sturm geraten – da denkt man dann nicht mehr so genau über die Innenausstattung nach und ob alles schön ökologisch ist.
Schließlich landeten Sie an dem Ort, an den es die Investmentbanken des Westens auch getrieben hat – im Casino. Die Banker erlebten dort ihr Armageddon – wie erging es Ihnen?
Gut. Ich habe mit dem Verdoppelungs-System gespielt, wo man auf eine Farbe setzt und falls die falsche kommt, den doppelten Betrag einsetzt. Ich hatte 7500 Euro im Gepäck und die Idee war, in Runde eins 500 zu setzen, falls ich daneben liege, 1000, dann 2000, dann 4000. Der Fields-Preisträger, der mich begleitete, hatte mir ausgerechnet, dass ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 6 Prozent alles verlieren würde – und mit 94prozentiger Wahrscheinlichkeit mit 500 Euro nach Hause gehen würde. Rein rechnerisch machbar, aber als ich dann in Baden-Baden am Spieltisch stand, schlotterten mir schon die Knie, weil ich plötzlich Angst hatte, soviel Geld zu verlieren. Auch eine interessante Lektion im Investieren – die Strategie ist das eine, aber ist sie auch kompatibel mit der eigenen Psyche?
Gute Frage. Vor allem, wenn das Kapital ohnehin schon dahingeschmolzen ist, wie bei Ihnen zur Mitte des Buches, wo von den ursprünglichen 10.000 Euro Einsatz nur noch rund 7.000 Euro auf dem Kontoauszug aufschienen – kein Grund zur Kapitulation?
Nö. Ich musste ja ein Buch schreiben und wollte es zumindest mit Anstand zu Ende bringen.
Stattdessen wollten Sie – George Soros gleich – eine Attacke gegen England reiten.
Ja. Überall stand, dass den britischen Immobilien das Schicksal Amerikas noch bevorstünde. Also habe ich mit Put-Optionen genau darauf gewettet. Eine Woche später brach dann auch prompt Lehman zusammen, was ein komisches Gefühl war. Eine Freundin von mir hat sich als Kind mal gewünscht, dass ihre Klavierlehrerin sterben möge – kurz darauf hat sie sich erhängt. Sie war den leidigen Klavierunterricht los, aber beladen mit Schuldgefühlen. Ein bisschen so erging es mir mit Lehman. Fazit: Wette nie auf Ereignisse, die konträr zum Wohl der Welt stehen: es bringt einen in komische Gewissenskonflikte, auch wenn man gar nichts dafür kann, weil man sich ständig freut, während alle anderen von der Katastrophe reden. Zu merken, dass einem ein paar hundert Euro Gewinn emotional mehr bedeuten als das Wohl des Weltfinanzsystem ist keine schöne Erkenntnis.
Um sich schließlich ökonomischen Rat bei den Keynesianern zu holen – Was erzählten die so?
Die haben mir klar gemacht, dass all das Geld, das im Moment über Zinssenkungen und Quantitative Easing in die Welt gepumpt wird, nicht zu einer Inflation führen muss, wie meine Berater, die der Österreichischen Schule anhängen, immer behaupten. Dass Geldmenge alleine noch keine Inflation machen. Ich weiß natürlich nicht, ob sie recht behalten – sie wirkten selbst etwas zaghaft in ihrem Optimismus, ich bin mir nicht sicher, ob sie selbst daran glauben.
Kurz vor Schluss erreichte Ihr Depot wieder annähernd den Ausgangswert von 10.000 Euro – Erleichterung?
Und wie. Ich war wirklich nicht angetreten, um einen Bericht darüber zu schreiben, wie wieder mal eine ahnungslose Kleinstanlegerin ins Gras beißt. Im Gegenteil. Die Botschaft sollte sein: Dienstmädchen dieser Welt, lest Wirtschaftsteile und auch ihr könnt vom Kapitalismus profitieren!
Und wie lautet nun ihre Botschaft an die Dienstmädchen? Wirtschaftsteil lesen oder doch eher hoffen, dass ihnen ein Abramowitsch über den Weg läuft?
Hängt natürlich von den eigenen Assets ab, wie wir Amerikanerinnen sagen. Wirtschaftsteil lesen geht sicher schneller.
Girls just wanna have fun, sang schon Cindy Lauper. Und jetzt, wo Sie als geläutertes Mädchen noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen sind – was halten Sie da von den ganzen „Gurus“, den smarten Jungs mit dem vermeintlich „goldenen Riecher“, den „Masters of the Universe“?
Die Fondsmanager, die ich getroffen habe waren 2008 alle sehr erfolgreich. Die Goldjungs aus Bayern, der Manager des Irak-Fonds und Soros waren alle auf der richtigen Seite investiert. Und ich habe großen Respekt, weil derartig antizyklisches Investieren Mut erfordert, schließlich werden die mit Anrufen ihrer Anleger bombardiert, sobald es bergab geht. Insofern: ja, ich finde die toll.
Ich hätte da übrigens einen todsicheren Tipp für Sie, wie Sie Ihr Geld ganz schnell verdreifachen können, ohne jegliches Risiko. Interessiert?
Ja. Aber nur wenn Sie von mir wissen wollen, wie Sie ihr Geld (bei dreißigprozentiger Verlustchance) verhundertfachen können. Aber sagen Sie mal?
Lieber nicht. Vielleicht schreibe ich ja besser ein Buch darüber.
Ich sehe Sie eher bei Suhrkamp.
Die nehmen doch nur Leute, die schreiben können.
Na dann: Üben!
Frau Faller, ich bedanke mich für das Gespräch.
Vielleicht noch mal...
Vielleicht noch mal lektorieren, diesen in offensichtlicher Hast (oder Schludrigkeit) hingezimmerten Beitrag? Ist man dem FAZ-Umfeld doch schuldig, oder?
Ich meine nicht inhaltlich, sondern tatsächlich korrektorisch/lektorisch.
Inhaltlich ist das, dem ersten Eindruck nach, ziemlich Gaga, nicht besser als dieser Ratgeber-Quark, der auch meist versucht, irgendwie witzig-originell rüberzukommen. Klappt halt nicht immer. Besonders nicht, wenn sich zwei Anfänger gegenübersitzen und ein medial verwertbares Interwjuhu führen wollen…
Aber Herr Strobl, was sollen...
Aber Herr Strobl, was sollen denn Ihre ersten beiden Fragen? An der Börse reich werden will man (frau) doch gerade deshalb, um sich nicht prostituieren zu müssen, ob in der Fabrik, im Büro oder im Bett mit Bonzen.
"Ja,"interessant" scheint mir...
„Ja,“interessant“ scheint mir hier der passende Begriff zu sein.“
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Grandios!
@pjk
Von "prostituieren" kann...
@pjk
Von „prostituieren“ kann ja auch keinerlei Rede sein. Aber im Darwin-Jahr 2009 werde ich ja wohl noch auf Offensichtlichkeiten in der genetischen Prädisposition von Mann und Frau hinweisen dürfen, und auf die materiellen Vorteile, die sich daraus mitunter ergeben.
Der Beitrag passt m. E. besser...
Der Beitrag passt m. E. besser in eine Frauenzeitschrift.
Aber vielleicht wollen Sie Ihr Zielpublikum verändern.
Hmm so schön Moralinsauer......
Hmm so schön Moralinsauer…
Das scheint irgendwie in Mode zu sein wo kann ich Moral Short gehen die nächste Bubble bläht da ja schon fröhlich vor sich hin…Moral Zertifikate verkaufen das währe doch was ach ja gab es ja schonmal wie war nochmal der Name Indulgenzbriefe oder so ähnlich?
Wer ein Gewissen hat sollte nicht versuchen reich zu werden klapt nicht das muss man Morgens abgeben und nach dem Raubzug kann man damit wunderbar winken und sich über die schlechtigkeit der Welt beschweren und sich mit dem Schleier des Philantropen umgeben…
Lumpenlied
Kein Schlips am Hals, kein Geld im Sack.
Wir sind ein schäbiges Lumpenpack,
auf das der Bürger speit.
Der Bürger blank von Stiebellack,
mit Ordenszacken auf dem Frack,
der Bürger mit dem Chapeau claque,
fromm und voll Redlichkeit.
Der Bürger speit und hat auch recht.
Er hat Geschmeide gold und echt. –
Wir haben Schnaps im Bauch.
Wer Schnaps im Bauch hat, ist bezecht,
und wer bezecht ist, der erfrecht
zu Dingen sich, die jener schlecht
und niedrig findet auch.
Der Bürger kann gesittet sein,
er lernte Bibel und Latein. –
Wir lernen nur den Neid.
Wer Porter trinkt und Schampus-Wein,
lustwandelt fein im Sonnenschein,
der bürstet sich, wenn unserein
ihn anrührt mit dem Kleid.
Wo hat der Bürger alles her:
den Geldsack und das Schießgewehr?
Er stiehlt es grad wie wir.
Bloß macht man uns das Stehlen schwer.
Doch er kriegt mehr als sein Begehr.
Er schröpft dazu die Taschen leer
von allem Arbeitstier.
Oh, wär ich doch ein reicher Mann,
der ohne Mühe stehlen kann,
gepriesen und geehrt.
Träf ich euch auf der Straße dann,
ihr Strohkumpane, Fritz, Johann,
ihr Lumpenvolk, ich spie euch an. –
Das seid ihr Hunde wert!
Multisexuell
@pjk: Ich möchte...
Multisexuell
@pjk: Ich möchte Sie da ein wenig korrigieren: In der Fabrik prostituiert sich Frau in aller Regel nicht – eher selten (es sei denn gegenüber ihren Kollegen). Im Büro schon mal öfters (frau ist den Bossen ja schließlich ziemlich nahe, wenn diese ihr über die Schulter schauen). Im Bett definitiv, aber eben nicht nur mit den Bonzen.
Jetzt sagen Sie aber bitte nicht, dass Sie den Begriff „prostituieren“ nicht so wörtlich meinten, denn das wäre nicht fein, gegenüber dem weiblichen Geschlecht. Im Übrigen prostituieren sich auch Männer, wir leben ja schließlich multisexuell.
Don Alphonso, schon gemerkt:...
Don Alphonso, schon gemerkt: der Strobl will nicht in Ihren Dunstkreis.
Ich übrigens auch nicht.
Denn Geld stinkt nicht, aber so ein Dunstkreis.
@ Thomas Strobl 02. Juli 2009,...
@ Thomas Strobl 02. Juli 2009, 00:52
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Zustimmung!
Im Darwin Jahr 2009 sollte es gestattet sein, auf Unterschiede im Geschlechtsverhalten hinzuweisen.
Auch wenn es im Sinne von Gender Mainstreaming nicht political correct ist.
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„Ich habe Null Ahnung von Ökonomie, möchte in einem Jahr mein Anlagevermögen verdoppeln, darüber in der ZEIT berichten und ein Buch schreiben.“
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Auf Interesse stößt so etwas nur, wenn dies eine Frau sagt. Mit einem männlichen Protagonisten würde es niemanden interessieren.
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Gibt es ein medienwirksames männliches Pendant zu Verona Poth oder zu Paris Hilton?
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Ein sexy Girl mit dem Intellekt einer Badewannenquietschente – so etwas kann die Werbung als Testimonial gut gebrauchen.
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Insofern ist Werbung verräterisch, weil sich in ihr gesellschaftliche Verhältnisse spiegeln. Frauen wie Verona Poth oder Paris Hilton sind von der Ästhetik her Frauen-Ideale der heutigen Gesellschaft, während sie intellektuell zugleich gesellschaftliche Frauen-Realität repräsentieren. Und insbesondere die Frauen in den Medien erscheinen fast ausnahmslos wie Klone dieses Frauentyps.
Was nicht heißt, dass es keine intellektuellen Frauen in dieser Gesellschaft gibt. Aber sie erscheinen nicht oder nur äußerst selten in den Medien. Weil sie – wie beispielsweise Esther Vilar – nicht dem Zeitgeist einer dekadenten Waren-Gesellschaft entsprechen und deshalb marginalisiert werden.
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„ZEIT-Girl“ – das passt im doppelten Wortsinne: Girl der Zeit.
Chauvinistische...
Chauvinistische Gedankengelüste
Nanuk hat Recht – mit Mühsam -, sind wir doch alle nur kleine Lumpen, kleine Chauvinisten, vom Neid Erfüllte. Ich habe den Beitrag seinerzeit in der Zeit gelesen, und der erste Gedanke war – ein zugegeben chauvinistischer, denn einer Frau nur leiht man doch eine solche Summe -: Ist das ihr eigenes Geld? Oder hat sie das (zu diesem Zweck) spendiert bekommen? Ich selber habe nämlich gerade diese Summe parat, aber ich würde den Teufel drum tun, und sie auf diese Weise verzocken, denn es ist mein eigenes Geld, und wer weiß, welche Lücke ich damit stopfen muss.
Und das ist auch im Wesentlichen die Erklärung dafür, dass sich Berufszocker, (Finanz-)Kapitalisten, Broker, relativ leicht tun, mit dem Zocken, ist es doch in aller Regel „geborgtes Geld“, wegen mir auch „gestohlenes“ (der Anarchist Mühsam kapriziert sich da all zu sehr auf einen Schuldigen, dem Täter, dem Dieb – Kapitalismus ist nicht einfach Diebstahlsökonomie, wobei sie das auch ist), auf jeden Fall Geld, das sie für diesen Moment übrig haben, welches sie da so leichtfertig investieren.
Bedenken darf man ruhig haben, aber nicht dahingehend, was man mit diesem Geld noch anrichten könnte, das hat „Geld“ ehe schon, sondern woher es kommt, wer es erarbeitet hat, wessen Mehrwert hier gerade verpulvert wird. Das ist auch Erich Mühsams Ansatz.
Und widersprechen möchte ich noirony4884: Das ist ein Beitrag für eine Männerzeitung, weckt er doch nahezu alle chauvinistischen Gedanken wie Gelüste – Gedankengelüste.