Chaos as usual

Chaos as usual

Wer sich heutzutage in den Straßenschluchten des Kapitalismus bewegt, muss aufpassen, von einstürzenden Paradigmen und herabfallenden

Walser in Afghanistan, Derrida unter der Erde

| 30 Lesermeinungen

In der heutigen Ausgabe der ZEIT die einsame Stimme eines Rufers, altersweisen Mahners, wortgewaltigen Anklägers: Martin Walser schreibt einen offenen Brief, an die „sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin" - ganz old school, dem Anlass angemessen, was auch die Ohren von uns jungen Wilden zur Abwechslung als durchaus angenehm empfinden, die wir die Regierungs- und Parteichefin ansonsten nur salopp „Angie" nennen, in der leichtsinnigen und eigentlich durch nichts begründeten Fehldeutung, sie sei „eine von uns". Walser, weder als Politiker noch politischer Schriftsteller auftretend, wie er gegen Ende des Schreibens selbst ausdrücklich betont, bedauert darin den Afghanistan-Krieg - den Krieg, der nach offiziellem dictum alles sein darf, nur das nicht - als grandiosen Irrtum und fordert den raschen Abzug der deutschen Truppen. Als Kronzeugen ruft er den gerade eben verstorbenen, früheren Vietnam-General Robert McNamara auf, der auch prompt und prägnant im Sinne der Anklage aussagt, und orientiert sein Plädoyer ansonsten an den Prinzipien eines gesunden Menschenverstands, nur gelegentlich abschweifend in die leise Andeutung klammheimlichen Spotts:

Des stärkeren Recht ist stets das beste Recht gewesen
Ihr könnt’s in dieser Fabel lesen

(aus: Jean de La Fontaine, Sämtliche Fabeln)

 

In der heutigen Ausgabe der ZEIT die einsame Stimme eines Rufers, altersweisen Mahners, wortgewaltigen Anklägers: Martin Walser schreibt einen offenen Brief, an die „sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin“ – ganz old school, dem Anlass angemessen, was auch die Ohren von uns jungen Wilden zur Abwechslung als durchaus angenehm empfinden, die wir die Regierungs- und Parteichefin ansonsten nur salopp „Angie“ nennen, in der leichtsinnigen und eigentlich durch nichts begründeten Fehldeutung, sie sei „eine von uns“.

Walser, weder als Politiker noch politischer Schriftsteller auftretend, wie er gegen Ende des Schreibens selbst ausdrücklich betont, bedauert darin den Afghanistan-Krieg – den Krieg, der nach offiziellem dictum alles sein darf, nur das nicht – als grandiosen Irrtum und fordert den raschen Abzug der deutschen Truppen. Als Kronzeugen ruft er den gerade eben verstorbenen, früheren Vietnam-General Robert McNamara auf, der auch prompt und prägnant im Sinne der Anklage aussagt, und orientiert sein Plädoyer ansonsten an den Prinzipien eines gesunden Menschenverstands, nur gelegentlich abschweifend in die leise Andeutung klammheimlichen Spotts:

„Und Sie haben eine so solide Herkunft und Bildung, dass Sie wohl kaum in Gefahr sind, die ins Pop-Fach gehörige Zeile von der „Verteidigung unserer Sicherheit am Hindukusch“ nachzuplappern.“

Nein, diese Gefahr besteht nun wirklich nicht – das sieht er ganz richtig, der Martin Walser -, denn man mag Frau Merkel unterstellen, was man will, aber sie würde sich im Leben nicht dazu herablassen, ein dermaßen ekelhaftes Kondensat deutscher Polit-Unkultur aus Gott-sei-Dank längst vergangener Epoche rot-grüner Eindimensionalität im Geiste mit ihrem persönlichen Schwur zu ehren, noch dazu wenn vom politischen Gegner stammend. Stattdessen hätte Frau Merkel ihre ureigenste Parole bei einem der zahlreich an ihrem Rockzipfel hängenden Medienprofis in Auftrag gegeben, diese von den üblichen Verdächtigen aus Berlin-Mitte auch prompt gespindoktert bekommen und hernach stolz ins grelle Licht der Öffentlichkeit gestellt; was genau weiß ich auch nicht, aber vermutlich irgendein feines, hauchdünnes Gespinst aus „transatlantischer Freundschaft“, aufgehangen an einem soliden Gerüst aus „Freiheit“ und „Menschenrechten“ in dutzendfacher Wortwiederholung; und wäre dies geschehen, Walser könnte heute der offenen Briefe gleich mehrere schreiben, inhaltlich weitestgehend identisch und sich nur hinsichtlich der Örtlichkeit des jeweiligen Kriegsschauplatzes unterscheidend. Das weiß er natürlich auch selbst, und daher kommt sie, Merkel, die sie sich seinerzeit bemüßigt sah, einen widerspenstigen Kanzler Schröder oppositionell zu kontrastieren und flugs an die Seite des mächtigen Feldherrn George „Mission accomplished“ Bush zu eilen, des Bruders im Geiste und im Kriege, nur bedingt ungeschoren davon:

„Natürlich waren es nicht Sie allein, die uns lieber als US-Kriegskameraden gesehen hätte. Hoch notierte Intellektuelle haben damals den Irak-Diktator kurzum zum Hitler gemacht. Dann ist ja alles erlaubt. Sie haben aber, als Sie Regierende wurden, so viel fabelhafte Eindrücke geliefert, dass der Washington-Makel aus Ihrem Bild einfach verschwand.“

Ich kenne nun Martin Walser leider viel zu wenig, um einschätzen zu können, ob der letzte Satz dieses Zitats tatsächlich so gemeint war, wie wir Schleppnetzfischer der Medienozeane ihn in unserer, den harten und wechselhaften Elementen geschuldeten, Grobschlächtigkeit auffassen würden, nämlich als „Verarsche vor dem Herrn“; ich vermute jedoch, dass er sich – aus Respekt vor dem hohen Amt seiner Brieffreundin – gegen eine solche Einordnung mit aller Entschiedenheit des feinsinnigen Literaten verwehren würde, was wir deshalb auch sehr gerne respektieren wollen. Lassen wir die Eloge einfach unkommentiert so stehen, und wenden wir uns der anderen Hälfte dieser Passage zu, die einerseits aufgreift, was wir weiter oben schon angedeutet haben, und andererseits auf den Punkt bringt, wie es um die felsenfesten Überzeugungen unserer bundesdeutschen Fingerfood-Intelligenzia bestellt ist, sobald auf den Parolen-Keyboards der militärischen Interventions-Semantiker erst mal die richtigen Tasten gedrückt wurden: Entweder haben sie damals flat out dem George Walker und seiner kriegstreibenden Entourage an den Lippen gehangen, haben ihm in ihrem Broken English hochnotpeinliche Ständchen auf den Titelseiten der Zeitungs-Welt dargebracht, unreflektierte Liebesschwüre aus falsch verstandener Treue, die ihnen hier ausnahmsweise einmal auch zur Ehre gereichte, obwohl solcherart Nexus natürlich üblicherweise verpönt; oder sie haben ihren Widerspruch in kaum vernehmbarer Lautstärke vorgetragen, eingebettet in ein wahres Architekturwunder aus rhetorischen Ambivalenzen und begrifflichen Mehrdeutigkeiten – naja, das könnte man natürlich schon alles so sehen, aber andererseits natürlich auch ganz anders.

„Warum beteiligen sich eigentlich so wenige Afghanen an diesem Krieg, den wir für sie führen? Warum drängen sie sich nicht danach, ihr Land von den Taliban zu befreien? Darf man so schon nicht mehr fragen?“

Doch, doch, lieber Martin Walser: Fragen dürfen Sie das natürlich schon. Nur vernünftige Antwort wird man ihnen keine geben, außer das übliche Allzweck-Wischi-Waschi, das Sie entweder oben schon als Marketing-Slogan aus dem radical chic post-imperialer Außenpolitik identifiziert haben; oder natürlich – auch immer wieder gerne genommen – die Geschichte von der Freiheit und den Menschenrechten, die ausgerechnet unsereins jetzt in diese Länder trägt, und sei es mit Waffengewalt.

Soundsoviele auf offener Straße erschossene Kinder, zerbombte Hochzeitsgesellschaften und Abu Ghraib-Folterszenen später klingt das natürlich alles längst nicht mehr so überzeugend – einverstandenen – und die Derrida-Leser unter uns haben zudem dieses ständige, tinnitus-gleich penetrant wie nervtötende Klingeln im Ohr, diese schmerzvolle Schlussfolgerung aus den „Schurken“:

„Was bedeutet das in Hinblick auf die Schurkenstaaten? Es bedeutet ganz einfach, dass die Staaten, die in der Lage sind, solche Staaten anzuprangern, sie der Rechtsverletzungen und Rechtsverstöße, der Perversionen und Verirrungen zu bezichtigen, deren sich dieser oder jener von ihnen schuldig gemacht hat – dass die Vereinigten Staaten, die als Garanten des Völkerrechts auftreten und über Krieg, Polizeioperationen oder Friedenserhaltung beschließen, weil sie die Macht dazu haben, dass die Vereinigten Staaten und die Staaten, die sich ihren Aktionen anschließen, als Souveräne zuallererst selbst rogue States sind.“

Aber so genau wollten wir es dann eigentlich gar nicht wissen, daher programmieren wir in unseren moralischen Labeldrucker schnell das böse Wort vom „Anti-Amerikanismus“, kleben das Etikett auf derartige, sich der konstruktiven Mitarbeit gänzlich verweigernde Ansichten und lassen sie hernach kurzerhand verschwinden – unter einem Stapel Fukuyama- und Kristol-Bücher vielleicht, das sollte reichen, und zwecks ansprechenderer Ästhetik noch mit einem hübschen Ganzkörper-Foto von Ann Coulter obendrauf. Und außerdem – auch das spendet Trost – ist Derrida eh tot und beerdigt und wird anno 2009 von keinem Schwein mehr gelesen.

Walser schließt seinen offenen Brief an Merkel:

„Und es hängt von Ihnen ab, ob wir dort weitermachen oder ob wir uns sachte lösen. […] Bedenken Sie, bitte, wenn man diesen Krieg ernst nimmt, sollte man dann an der Großen Koalition zweifeln? Das können Sie nicht wollen.“

Nein, das will sie natürlich nicht, Herr Walser. Aber andererseits: an der Großen Koalition zweifeln bereits so viele aus ebenso vielen Gründen, dass es auf einen mehr oder weniger auch nicht ankommt. Und der Hindukusch ist nun mal – obwohl von seiner Verteidigung angeblich unser aller Leben abhängt – politisch viel zu weit weg, um auch nur irgendwen zu beeindrucken.


30 Lesermeinungen

  1. Logik-Ratio sagt:

    Danke für diesen Artikel. Ich...
    Danke für diesen Artikel. Ich kann nur meine vollste Zustimmung bekunden. Doch welche Schlussfolgerungen müssten wir eigentlich aus diesem Brief ziehen? Verstößt das Führen eines Angriffskrieges nicht gegen unser Grundgesetz? Ist der „Angriff“ auf das WTC 2001 Grund genug um einen „Bündnisfall“ der Nato auszurufen?
    Verstoßen nicht CDU und SPD, wie auch die pazifistischen Grünen, mit ihrer Politik gegen das GG?
    Welche Partei kann der Wähler dann überhaupt noch – als Demokrat und verantwortungsbewusster Bürger – bei der kommenden Bundestagswahl guten Gewissens wählen? Da bleibt eigentlich nur noch die Möglichkeit unseren großen Populisten von Links – nicht den Westerwelle von Rechts – zu wählen, solange man nicht zu den „Besserverdienenden“ zählt. Wobei glaubt ernsthaft jemand, dass Schwarz – Gel(d)b plötzlich dieses „Abenteuer“ in Zentralasien beenden würde?

  2. goodnight sagt:

    Nope.

    Was ist die Funktion...
    Nope.
    Was ist die Funktion von Politik? Mehr Macht!
    Nicht Wahrheit, nicht Recht, nicht Moral….auch nicht der Mensch, weil für den Mensch sind Schriftsteller zuständig….was angesichts von Walser nicht viel Hoffnung gibt…für uns Menschen ;-).
    Whatever, wenn man Politik bewerten will, dann bitte unter dem Aspekt von Macht. Alles andere ist Protest.
    Und im Anbetracht von Macht ist eine Entscheidung notwendig, und da entscheidet man sich dann für die Seite mit der Macht: gods own country, die USA…Punkt.
    „Americans love to drill holes in other people’s countries.“
    Prince nasir (syriana)

  3. stroblt sagt:

    @goodnight

    Nope-nope: Ich...
    @goodnight
    Nope-nope: Ich kann auch jederzeit eine andere Unterscheidung wählen, die Frage ist nur, wie ich den „difference that makes a difference“ bestimme. Nicht im Irak, in Afghanistan oder sonstwo militärisch herumzugurken, hätte unter dem Aspekt der „Macht“ vermutlich sogar mehr bewirkt.

  4. Nanuk sagt:

    Es ist das Licht der Vernunft...
    Es ist das Licht der Vernunft wie auch des Glaubens, durch das der Verstand zur natürlichen und übernatürlichen Wahrheit der Liebe gelangt: er erfaßt ihre Be-deutung als Hingabe, Annahme und Gemeinschaft. Ohne Wahrheit gleitet die Liebe in Senti-mentalität ab. Sie wird ein leeres Gehäuse, das man nach Belieben füllen kann. Das ist die ver-hängnisvolle Gefahr für die Liebe in einer Kultur ohne Wahrheit. Sie wird Opfer der zufälligen Gefühle und Meinungen der einzelnen, ein Wort, das mißbraucht und verzerrt wird, bis es schließlich das Gegenteil bedeutet. Die Wahrheit befreit die Liebe von den Verengungen einer Emotionalisierung, die sie rationaler und sozialer Inhalte beraubt, und eines Fideismus, der ihr die menschliche und universelle Weite nimmt. In der Wahrheit spiegelt die Liebe die persönli-che und zugleich öffentliche Dimension des Glaubens an den biblischen Gott wider, der zugleich »Agape« und »Logos« ist: Caritas und Wahrheit, Liebe und Wort.
    BENEDIKT XVI
    Vieleicht versteht das unsere Christ Soziale Inteligenzia ja besser die immer noch darüber brütet was der Papst ihnen da ins Gewissen geschrieben hat…

  5. FritzV sagt:

    Wegen "Führung eines...
    Wegen „Führung eines Angriffskrieges“ hat man meines Wissens mal in Nürnberg Menschen hingerichtet. Habe ich etwa den Angriff der Afghanen auf Deutschland verpennt und inzwischen findet die „Verteidigung unserer Sicherheit am Hindukusch“ statt? Bloß, who the fuck is „unsere“? Ich finde es lustig, daß immer dann, wenn es opportun erscheint, an ein, nebulöses, National- und Zusammengehörigkeitsgefühl appelliert wird, welches sonst mit allen Mitteln bekämpft wird. In meinen Augen hat die Verteidigung MEINER Sicherheit mit der Auflösung des Bundesgrenzschutzes aufgehört zu existieren. Die Sicherheitslage in Afghanistan interessiert mich dagegen herzlich wenig.
    Frage, warum sind wir eigentlich nicht in Nordkorea? Ich habe das Gefühl, das es den Untertanen damals unter den Taliban nicht so schlecht ging wie den Untertanen heute unter King Kim. Ach übrigens, was wollten eigentlich die Engländer damals am Hindukusch? Und die Russen? Scheint für die Armeen dieser Welt irgendwie ein anziehender Ort zu sein.

  6. Logik-Ratio sagt:

    @Herrn Strobl

    Sie haben recht...
    @Herrn Strobl
    Sie haben recht – wenn sich die deutsche Staatselite als eigenständige Macht verstünde. Aber ist das der Blick auf die Welt von Frau Merkel oder offenbart sich dadurch nicht gerade der Status Deutschlands als Vasallenstaats der USA?
    Gibt es nicht in großen Teilen unserer Bevölkerung eine starke Loyalität zu den USA? Ist nicht oft per se alles, was zu uns herüberschwappt, ‚fantastic‘ ?
    Wie sonst lässt sich dieses Verhalten unserer gewählter Politiker erklären, die diesen Einsatz trotz miserabler Umfragewerte weiterführen wollen? Ohne kontrovers darüber im Parlament zu diskutieren?
    Ich bin mir sicher, Sie werden darauf nicht antworten, aber ist Deutschland, vor allem unter Merkel, etwas anderes als der willige Erfüllungsgehilfe? Selbst wenn man den Einsatz in Afghanistan als richtig erachtet, so muss doch dann klar sein, dass er so, wie er aktuell geführt wurde nicht erfolgreich sein kann. Eigentlich scheint es fast so, also ob dieser Einsatz von Anfang an nicht darauf ausgelegt war, nach 5 Jahren das Land „wiederaufgebaut“ (wohin? Welche „industrie“?) zu haben um gehen zu können?
    Ist es nicht viel mehr so, dass der Afghanistankrieg, wie auch andere Kriege hauätsächlich dazu dienen die gewaltigen Militärausgaben unserer Gesellschaft zu rechtfertigen und um neue Waffen zu testen?
    Aber das fürt zu weit, darüber möchte niemand reden und wen interessiert es eigentlich auch? 35 Tote Soldaten in Afghanistan? Naja die verdienen wenigsten gut und das Risiko ist überschaubar, who cares? Da sterben ja mehr Menschen auf offenen Bahnübergängen, durch einfache Hygienemängel in unseren Krankenhäusern oder durch schlecht gemanagte Baustellen auf unseren Autobahnen…..

  7. goodnight sagt:

    @Thomas Strobl

    totally-nope:...
    @Thomas Strobl
    totally-nope: ich kann nach jeder beliebigen Unterscheidung beobachten, doch stellt sich dann die frage, ob meine Bobachtung Sinn machen, angsichts des Eigensinns des politischen Systems. Herr Walsers Brief wird folglich bei Merkel & Co. links rein und rechts wieder raus gehen…ohne Verarbeitung.
    Whatever, nicht in Afghanistan etc. militärisch aktiv zu werden ist nicht der Punkt, weil es geht hier doch nicht wirklich um den militärischen Akt bzw. Afghanistan..natürlich ist Afghanisatn out of area und auch sonst nicht interessant…als Land an sich….aber im Kontext mit den USA schon, weil es geht um die Politik zwischen Deutschland und den USA…und das Afghanistan dazwischen gekommen ist…shit happens. Whatever, die USA ist Master und wird Servants….und wir müssen nur schauen, das wir den Amis dienen ohne unseren anderen Verbüdneten auf die Füsse zu treten, d.h. wir sind ohne Probleme mit nach Kosovo gegangen…aber auf gar keine fall in den Irak. Ebensowenig werden wir uns an Iran oder so beteiligen. Aber Afghanistan kann man platt machen, weil die kaufen nix von uns… ist ganz wunderbar: Wir geben einige Millionen, einige deutsche Seelen…und die Amis lieben uns…effizienter gehts nicht.
    „Do you want to win the War on Terror? Yes or no?“
    Sen. Jaspin (lions for lambs)

  8. Logik-Ratio sagt:

    @FritzV

    Afghanistan ist seit...
    @FritzV
    Afghanistan ist seit sehr, sehr langer Zeit geopolitisch sehr interessant. Wer Afghanistan kontrolliert, kontrolliert Zentralasien.
    In den letzten Jahrhunderten lieferten sich vor allem Russland und England einen Wettstreit um die Kontrolle der Gebiete, die heute als Afghanistan bezeichnet werden. Die Engländer wollten die Russen nicht weiter Richtung China und Indien expandieren lassen und die Russen wollten sich weitere Gebiete aneignen. Russland hatte als Ziel die Errichtung eines ganzjährig Eisfreien Hafen im indischen Ozean.
    Es gibt diesen „Konflikt“ also nicht erst seit heute.
    Ansonsten scheidet Nordkorea als Angriffsziel aus, weil diese a) wirklich Massenvernichtungswaffen besitzen und b) China darüber „not amused“ wäre. Ob die Bevölkerung mit den Taliban zufrieden war? Ich glaube nicht. Ob Sie sich darüber freut heute bei Hochzeiten zerbombt zu werden? Ich glaube auch nicht. Doch die entscheidende Frage ist doch: Wenn es lächerliche 2 Mrd $ (noch nicht einmal €) pro Jahr kostet um die afghanische Armee aufzubauen, wieso geschieht dies nicht professionell und umfassend – ist doch praktisch zum Schnäppchenpreis zu haben. (Und man kann hinterher altes Militärequipment verkaufen – finanziert über Entwicklungshilfekredite)
    Na? Ganz einfach, weil keiner ein Interesse hat, dass der „Nichtkrieg“ in Afghanistan bald zuende ist. Dann müsste man sich ja einen neuen Schurkenstaat kreieren, den mal bald wieder verbrügeln könnte, sollten die Waffenlager wieder voll sein, neue Waffen ausgetestet werden müssen oder die stehenden Truppen gelangweilt vom Heimataufenthalt sein. Ach ja – und wer längt dann auch von innenpolitischen Problemen ab?
    Das ist alles nicht neu und wusste schon Eisenhower, wovor er eindringlich in seiner Abschiedsrede warnte. Aber DAS interessiert heute doch wirklich niemand mehr.

  9. stroblt sagt:

    ...
    @goodnight

    Die Frage stellt sich mir, ob es wirklich so einfach ist. Oberflächlich betrachtet natürlich ja, und mit der aktuellen politischen Führung sowieso. Aber muß es denn wirklich so sein? Kohl hielt sich aus allen militärischen Abenteuern raus, das ist noch nicht so lange her. Wo liegt der Unterschied zwischen Irak 90 und Afghanistan 09?

    Die basale Operation in „Macht“ hilft uns hier – meiner Meinung nach – nicht weiter. Das heißt: doch, natürlich – aber dann ist es eine andere Form von „Macht“ als die, die wir landläufig, im innen- bzw parteipolitischen Kontext meinen; vielmehr käme dann das „Mitspielen im Konzert der Mächtigen“ gemeint, das außenpolitische Surfen in der Bugwelle der USA. Diese Macht ist meines Erachtens anders codiert, eher im Hinblick auf die gesamtstaatliche Position Deutschlands denn einzelner Parteien und Politiker. Für den Krieg zu sein obläge demnach quasi aus „Staatsräson“.

    Naja: jedenfalls weiß ich, warum ich in letzter Zeit wieder so dermaßen auf Heinrich Heine abfahre.

  10. Logik-Ratio sagt:

    @ Herr Strobl

    Alleine schon...
    @ Herr Strobl
    Alleine schon der Aufbau der Bundeswehr unterschied sich 1990 gewaltig von der heutigen Situation, genau so wie die geopolitische. Wer konnte mit Sicherheit sagen, dass die UDSSR oder der Nachfolgestaat nicht doch plötzlich noch auf die Idee kommt in der BRD / Europa einzumaschieren?
    Außerdem hätte das die Bevölkerng 1990 auch nicht mitgetragen. Da wären die Zustimmungswerte nicht nur bei 60% gegen den Krieg gelegen.
    Heute sind 20 Jahre vergangen und zum System USA fehlt das Gegensystem Russland/UDSSR. Daher auch der Abbau des Sozialstaates, es muss ja nicht mehr der Gegenbeiweis angetreten werden sozialer zu sein als die UDSSR / DDR.
    Schröder entschied sich gegen Irak, weil er Deutschland stärker Richtung Russland orientierte. Merkel hingegen, wie breite Teile der CDU, sind den USA hörig und nahmen es mit dem pazifistischen Gedanken nie so ernst – solange die anderen im Krieg für das „Vaterland“ kämpfen und fallen. Leider ist die aktuelle Fürung der SPD wohl ideologisch viel eher dem Wirtschaftsflüger der CDU zuzordnen – daher auch der Kurs gegen die eigenen Partei. Hauptsache es gibt noch eine letzte Amtszeit, dann sind die „Opas“ eh zu alt für den Bundestag und die SPD bei erneuter großer Koalition bei 12%.

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