Kein Blog-Bild

Coach Me If You Can

Für die Arbeitswelt gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wir sind also in Bewegung – so oder so. Gehen wir doch in diesem Blog ein

Aus dem Sessel in die Berge. Teil 1: Prolog

| 0 Lesermeinungen

Drei Männer sind zur strategischen Auszeit in die Schweizer Berge gekommen. Ein Unternehmer, ein Berater und ein Manager; alle mit einem Berg im Kopf, den sie hier besteigen wollen.

Für vier Tage eine strategische Auszeit in einer Schweizer Berghütte nehmen; in einer kleinen Gruppe am eigenen Erfolg arbeiten; abgeschieden in einem einfachen, nur zu Fuß erreichbaren Gasthaus wohnen; Gebirgswanderungen, die bis auf 2500m Höhe führen; Workshops drinnen und im Freien; Dialogwanderungen; berufliche und persönliche Ziele langfristig entwerfen und ihre Umsetzung systematisch planen; handfeste Ergebnisse mit nach Hause nehmen; in Kontakt bleiben: Das ist die Idee.

Gekommen sind drei Männer: Ein Unternehmer, ein Unternehmensberater und ein Manager. Alle mit einem Berg im Kopf, für dessen Besteigung sie in mir Ihren Bergführer gefunden zu haben glauben.

Peter, der Unternehmer, hat im letzten Jahr wegen der Zahlungsunfähigkeit eines Hauptkunden sein Unternehmen verkaufen müssen. Die Arbeitsplätze von vierzig innovativen Tüftlern und Projektleitern in der IT-Branche waren verloren; ebenso sein Selbstvertrauen. Peter weiß nicht, ob er die Kraft hat, noch einmal ganz von vorne anzufangen.

Klaus, Bereichsleiter in einer erfolgreichen großen Unternehmensberatung, hat nach langwieriger Scheidung und wegen fehlender beruflicher Perspektiven das tägliche Einerlei des Beratungsgeschäfts einfach satt. Hit, cash and run, soll das etwa alles gewesen sein? Das Seminarthema scheint ihm so verheißungsvoll, dass ihn auch seine latente Höhenangst nicht von der Anmeldung abhalten konnte.

Georg, Niederlassungsleiter bei einem großen Logistikunternehmen, liegt im Streit mit seinem Arbeitgeber. Seit letztem Herbst sind die Ergebnisse in den Keller gerauscht. Der Zentralvertrieb hat zig Tonnen von unprofitablen Paketsendungen und Paletten akquiriert, die die Kapazitäten der Niederlassung sprengten und nicht mehr rechtzeitig ausgefahren werden konnten. Die hohen Vertragsstrafen haben ihm das Genick gebrochen. Er ist freigestellt und muss sich einen neuen Job suchen.

Die drei sind sich auf Anhieb sympathisch. Rauchen verbindet. Geht aber auf die Kondition. Klaus hat sich für die Auszeit eine komplett neue Ausrüstung zugelegt: Wanderschuhe, Rucksack und Wanderstöcke. Berge waren bisher offenbar nicht sein bevorzugtes Ausflugsziel. Laut Wegweiser soll der Weg in weniger als zwei Stunden zu bewältigen sein; wir brauchen drei. Der gemeinsame Aufstieg dient dem intensiven Kennen lernen. An den Steilhängen lässt jeder jeden schon ein wenig in die eigenen Abgründe blicken. Peter und Georg sind begeistert von der Aussicht auf den Seealpsee, der sich plötzlich dreihundert Meter unter uns türkisgrün erstreckt. Klaus reagiert mit Schwindel und schwächelt.

Die Meglisalp ist alles andere als eine glänzende Managerbleibe. Das bunte Treiben der dort ein- und auskehrenden Wandersleute hat viel von einer Jugendherberge. Große Gaststube und Matratzenlager. Für uns gibt es immerhin einen Schlafplatz im Doppelzimmer, wenngleich ohne fließendes Wasser, mit Klo auf dem Flur und Dusche im Keller. Vita simplex: das einfache Leben ist für die nächsten Tage angesagt.

Nach dem Abendessen beginnt die Seminararbeit. Alle Welt hat längst Feierabend. Wir treffen uns um 20 Uhr in einer abseits gelegenen Stube, die uns in den nächsten Tagen als Seminarraum zur Verfügung gestellt ist. Auf dem Tisch steht frisches Quellwasser. Sogar ein Flipchart hat der Alp-Wirt mit dem Lastenaufzug für uns heraufschaffen lassen. Einführung in das Strategische SelbstManagement steht auf dem Programm. Wir diskutieren den Unterschied zwischen Manager und Unternehmer: Manager tun die Dinge richtig; Unternehmer tun die richtigen Dinge. Wir sind uns bald einig: Es soll darum gehen, die richtigen Dinge richtig zu tun. Wir sprechen darüber, ob und inwiefern persönliche Visionen sinnvoll sind. Genüsslich zitiert Klaus Altkanzler Schmidt: Wer Visionen hat, gehört ins Krankenhaus. Peter und Georg fangen Feuer. (Lassen Sie sich von starken persönlichen Zielbildern leiten?)

Inzwischen ist es 23 Uhr. Wir nehmen noch einen Absacker in der Gaststube. Es ist nach Mitternacht, als uns die windigen Dielen in den Schlaf knarzen.

> Teil 2 (Aussicht genießen und Einsicht gewinnen) lesen


Hinterlasse eine Lesermeinung