Coach Me If You Can

Karriere & Katastrophen

Willkommen daheim. Sie haben hoffentlich einen schönen Sommer verbracht, wo auch immer auf unserem bunten Planeten; ihre Akkus sind wieder voll und jetzt kann es wieder losgehen. Wo der Fernseher im Urlaub nicht komplett ausgeschaltet gewesen ist, sind Bilder von denen bis an den Pool geschwappt, die den Sommer nicht ganz so entspannt erlebt haben. In Australien herrscht seit Monaten eine sensationelle Trockenheit, die die Farmer zur Verzweifelung treibt. Halb Bangladesh und große Gebiete Indiens standen wegen ungewöhnlich heftiger Monsunfälle unter Wasser; ganz abgesehen von Hurrikans und Taifunen. Doch auch in England, Deutschland und der Schweiz stand den Leuten das Wasser teilweise bis zum Hals. Im Mittelmeerraum hat insbesondere Griechenland mit nie da gewesenen Feuersbrünsten und deren Folgen zu kämpfen. Dagegen ist das ökonomische Desaster der amerikanischen Hypothekenkrise, bei dem wir soeben knapp an einer weltweiten Finanzkrise vorbeigeschrammt sind, schon fast wieder vergessen. Immerhin wurde in diesen Tagen mal eben Kapital in Höhe von mehr als tausend Milliarden Dollar verbrannt.

Als Management Coach stelle ich mir dann schon die Frage, ob ich mit der Arbeit am Einzelnen, die auf die Stärkung der Persönlichkeit und deren SelbstManagement-Fähigkeiten sowie auf die erfolgreiche berufliche Entwicklung gerichtet ist, nicht einer Hybris Vorschub leiste, die dem Irrtum erliegt, alles sei machbar und nur eine Frage von Strategie und Taktik. Zeigen nicht die Ereignisse dieses Sommers, dass der Einzelne angesichts von Naturgewalten, technischem und menschlichen Versagen ganz schnell am Ende ist?

Die sommerlichen Desaster führen vor Augen, dass es keinen Sinn macht, den Individualismus zu pushen, ohne nicht zugleich auch die Gesellschaft zu stärken. Gesellschaft ist nicht Begrenzung individueller Freiheit, sondern deren notwendige Voraussetzung. So ist unser moderner Individualismus eine Bewegung, die in der Emanzipation von der Gesellschaft ihren Ausgang genommen und zur persönlichen Freiheit geführt hat. Doch wird an jeder Katastrophe deutlich, dass diese Bewegung nicht beim Einzelnen enden kann, sondern wieder zurück in die Gesellschaft führen muss, wo jeder für den anderen einsteht.

Wir sind gewohnt, dass Katastrophen ausschließlich im Fernsehen stattfinden. Dieser Sommer war irgendwie anders. Die Ereignisse rücken näher. Da fällt mir ein altes irisches Gebet ein: Herr, hilf mir mit Gelassenheit die Dinge zu ertragen, die ich nicht ändern kann; gib mir den Mut die Dinge zu ändern, die ich ändern sollte, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Beste Grüße
Ralf Borlinghaus

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