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Für die Arbeitswelt gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wir sind also in Bewegung – so oder so. Gehen wir doch in diesem Blog ein

Ihre Firma – Eine große Familie oder ein quirliger Marktplatz?

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Viele betrachten Ihre Firma immer noch als Teil ihrer erweiterten Familie. Für Unternehmer in eigener Sache ist sie dagegen ein quirliger Marktplatz mit vielen Chancen.

Für den Auftakt eines TeleSeminars über Strategisches SelbstManagement, das ich im Auftrag eines Schweizer Global Players regelmäßig durchführe, war ich in der letzten Woche in Bangkok. Zwölf Teilnehmer waren aus Australien, China, Hongkong, Indonesien, Japan und Taiwan eingeflogen. Es war großartig, mit Führungskräften aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen an Karrierefragen zu arbeiten.

 

Nach zwei Jahren der Zentralisierung hatte das Unternehmen soeben erneut einen Restrukturierungsprozess eingeläutet, um die Entwicklung des Aktienwertes endlich wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Nun sollen gegenüber der Zentrale die Regionen wieder gestärkt werden und mehr Entscheidungsbefugnisse erhalten. Der einen Leid ist der anderen Freud‘. Die Teilnehmer waren in guter Stimmung. Ausgewählt von der Region sollten sie auf Potential und Eignung für künftige verantwortungsvollere Rollen geprüft werden.

 

Die meisten der Teilnehmer arbeiteten bereits seit Jahren für die Firma und fühlten sich  als Teil einer großen Familie. Trotzdem wurden sie während des Seminars mit der Herausforderung konfrontiert, einmal die Perspektive eines Unternehmers in eigener Sache zu übernehmen und den Arbeitgeber als globalen Marktplatz zu betrachten. Sie wurden aufgefordert, ihr Produkt zu beschreiben, das sie ihrem Arbeitgeber als ihrem strategischen Kunden anzubieten haben. Sie sollten die Attraktivität ihrer Leistungen und ihre aktuelle Marktposition aus Kundensicht bewerten. Außerdem sollten sie sich über den Grad ihrer aktuellen Vermarktungsstärke bewusst werden, mit der sie ihre Leistungen in die Organisation hinein verkaufen.

 

Aus dieser Perspektive verstanden die Teilnehmer, dass es nicht Sache des Arbeitgebers ist, mit Vorschlägen für die weitere Karriereentwicklung aufzuwarten. Stattdessen sollten die Teilnehmer Angebote entwickeln, wie sie künftig durch die Übernahme höherer Verantwortung zusätzlichen Mehrwert im Unternehmen stiften wollen. Der Mitarbeiter soll das Unternehmen aktiv überzeugen, dass es sich lohnt, in seine weitere Entwicklung zu investieren.

 

Einigen der Teilnehmer erschien dieser Perspektivwechsel vom Arbeitnehmer hin zum Unternehmer in eigener Sache denn doch als zu grausam. Es könne nicht sein, dass die Marktgesetze draußen 1:1 im Unternehmen gelten sollen. Wirklich? Parallel zum Assessment Center, sechs Zeitzonen entfernt in der Schweiz wurden die ersten hundert Mitarbeiter durch das Unternehmen informiert, dass sie wegen der Restrukturierung nicht mehr länger gebraucht werden. Vermutlich waren diese hundert ebenso mit dem Unternehmen als ihrer erweiterten Familie verbunden wie die Teilnehmer. Jetzt fühlen sie sich verraten und verkauft, verstoßen und verwaist. Als Unternehmer in eigener Sache hätten sie bloß ihren Kunden verloren und wären mental bereit, einen neuen zu akquirieren.

 

Eine schöne Woche &
Carpe Diem

 

 Ihr Ralf Borlinghaus

 

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