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Für die Arbeitswelt gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wir sind also in Bewegung – so oder so. Gehen wir doch in diesem Blog ein

Kleine Philosophie des Erfolgs (II) – Erfolg & Anerkennung, oder: Arbeiten Sie wegen Geld?

| 5 Lesermeinungen

"Mitleid bekommt man geschenkt, Anerkennung muß man sich verdienen" (Robert Lembke)

„Mitleid bekommt man geschenkt, Anerkennung muss man sich verdienen.“ (Robert Lembke)

 

Im letzten Blog-Eintrag konnte der Eindruck entstehen, dass Erfolg eine rein individuelle Angelegenheit sei und der Einzelne allein durch und mit sich allein erfolgreich sein könne. – Weit gefehlt: Ein Blick auf die Bühnen dieser Welt enthüllt, dass ein Künstler nicht erfolgreich ohne Publikum sein kann. Dessen Applaus, Protest oder Gleichgültigkeit entscheiden über Erfolg oder Misserfolg des Darstellers. Doch ist das Publikum nicht nur als Richter über den Erfolg wichtig. Seine Anwesenheit fordert den Künstler überhaupt erst zur Höchstleistung heraus. Der Redner, der seine Rede daheim vor dem Spiegel übt, entfaltet seine ganze Kraft erst, wenn er vor seinem Auditorium steht und seine Zuhörer mitreißt.

 

Erfolg kommuniziert sich über die Anerkennung, die von anderen gezollt wird. Der Währungen gibt es viele: Lob, Neid, Applaus, Dankesworte und nicht zuletzt Geld. Geld ist eine herausragende Form, durch die Anerkennung in unserer Arbeitswelt zum Ausdruck gebracht wird, aber eben nicht die einzige. Dies ist die Ursache für ein entscheidendes Mißverständnis. Viele Arbeitnehmer denken, sie arbeiten, um Geld zu verdienen, und irren dabei: Denken Sie sich eine gläserne Fabrik, in der Autos produziert werden. Alle, die am Produktionsprozess beteiligt sind, von den Ingenieuren bis hin zu den Monteuren am Band, beobachten, dass jedes Fahrzeug Schritt für Schritt Gestalt annimmt, bei der Endkontrolle ein letztes Mal poliert und dann direkt in die Schrottpresse geschoben wird. Jeder der Beteiligten bekommt pünktlich zum Monatsletzten seinen Lohn. Was meinen Sie passiert mit diesen Mitarbeitern? Wie lange halten diese Menschen es aus, dass es keine sinnvolle Verwendung für ihre Arbeitsergebnisse gibt? Der Lohn wird sie nicht vor Frustration und Depression, innerer und äußerer Kündigung bewahren. In diesem Fall verliert der Lohn seinen anerkennenden Charakter, wird zum Almosen und wirkt damit beschämend. – Die Menschen arbeiten nicht wegen Geld, sondern um der damit verbundenen Anerkennung willen, die ihnen über diese Währung zufließt.

 

Eine schöne Woche &

Carpe Diem

 

Ihr Ralf Borlinghaus

 

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5 Lesermeinungen

  1. Stella-Maris sagt:

    Mein lieber Herr Borlinghaus,...
    Mein lieber Herr Borlinghaus, wo bleibt denn für die Mitarbeiter(innen) von Nokia in Bochum die Anerkennung, wenn nicht in Form von Geld? Gleichzeitig mit der Erfolgsprämie für 2007 sollen Sie jetzt in 2008 ihre Kündigung erhalten. Der Arbeitgeber honoriert ihre Leistung-sie waren in jeder Hinsicht flexibel-, mit der sie zum Milliardengewinn von Nokia nicht unerheblich beigtragen haben, mit Geld und entsorgt sie anschliessend als wertlos für das Unternehmen. Wenn sie nicht wegen Geld, sondern für Lob und Anerkennung gearbeitet haben, wird ihnen damit der Boden unter den Füssen weggezogen. Fazit: Der Arbeitnehmer arbeitet im globalisierten Turbokapitalismus besser ausschliesslich für Geld und nichts anderes. Lob und Anerkennung erwirbt man im privaten Bereich, durch gesellschaftliches Engagement, in einem guten Familienleben, in dem man sein Leben sinnvoll gestaltet und in den Spiegel schauen kann, ohne sich zu erschrecken.
    Erfolg kommuniziert sich in der Anerkennung, die von anderen gezollt wird, schreiben Sie. Die Mitarbeiter(innen) waren erfolgreich, da das Unternehmen Nokia einen Milliardengewinn erwirtschaftet hat. Anerkennung von seiten des Managements gab es einzig in Form der Geldprämie, die in der Tat angesichts des Verlustes des Arbeitsplatzes ein Almosen ist. Das Management will noch erfolgreicher werden, sprich einen noch höheren Gewinn erwirtschaften, und verlegt die Produktion und Entwicklung gen Osten, wo sich lohnenderweise auch wieder EU-Steuergelder abgreifen lassen. Die billigeren Arbeitskräfte allein sind es wohl kaum, denn die Personalkosten machen bekanntlich nur noch einen geringen Prozentsatz der Fertigungskosten eines Handys aus. Womit wird das Management im Turbokapitalismus honoriert? Mit Lob und Anerkennung? Nein, mit Gehältern die so unvorstellbar hoch sind, das man dafür Tausende von Arbeitern beschäftigen könnte, zusätzlich mit Boni und Aktienoptionen. Fragen Sie doch einmal die Vorstände der Global-Player, ob sie zukünftig für Lob und Anerkennung arbeiten. Wäre doch toll!
    Und da wäre noch etwas: Die Leiharbeiter: Ob bei BMW oder DHL, die für die Entleiher so praktischen modernen Arbeitssklaven. Die Verleiher verdienen an ihnen prächtig, in den Unternehmen sind sie die ersten, die rausfliegen. Lob und Anerkennung? Die Leute nehmen die schlecht bezahlten Jobs als Leiharbeiter an, weil sie das Geld brauchen, so einfach ist das. An eine Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis bei den Entleihern, die als erstes Voraussetzung für eine Identifikation mit dem gefertigten Produkt wäre, glaubt sowieso keiner mehr. Das Zweiklassensystem in den Belegschaften fördert nicht den Gedanken, gemeinsam ein gutes Produkt herzustellen und sich mit dem Arbeitgeber zu identifizieren. Wenn BMW in Leipzig 2000 Leiharbeiter nicht mehr braucht, müssen die sich woanders verdingen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, genau wie die Entlassenen ehemals Festangestellten Nokianer im Ruhrpott. Besser qualifizierte und jüngere Arbeitnehmer kommen woanders unter, auf der Strecke bleiben Angelernte und Ältere, die auf dem Arbeitsmarkt wertlos sind. Diese haben allerdings Grund, in Frustration und Depression zu verfallen, sofern sie nicht Lob und Anerkennung von woanders her als von einem Arbeitgeber erhalten. Einen neuen Arbeitgeber brauchen sie allein für den Lohn, der im kapitalistischen System von ihrem Marktwert bestimmt wird. Ob sie dann Brötchen backen oder Handys zusammenschrauben oder den Hof fegen ist eigentlich egal, so lange die Kohle stimmt. Die stimmt jedoch schon längst nicht mehr, wie die Debatte über die Mindestlöhne zeigt. Soll jeder von seiner Hände oder seines Kopfes Arbeit leben können? …ein Thema, das uns im globalisierten Turbokapitalismus noch lange beschäftigen wird.
    Und wie sieht es mit den Künstlern aus? Picasso war zu Lebzeiten ein merkantil erfolgreicher anerkannter Künstler, van Gogh war ein armer Schlucker. Das Werk beider ist genial. Leider hatte der arme van Gogh weder etwas vom Wert seines Werkes in Form von Lob und Anerkennung noch in Form von Geld. Schade, Pech gehabt.
    Ich grüsse Sie freundlich, bleiben Sie mir gewogen,
    Stella-Maris.

  2. RisNatar sagt:

    Hallo Herr Borlinghaus,

    Geld...
    Hallo Herr Borlinghaus,
    Geld ist sicherlich ein probates Mittel der Annerkennung, aus meiner persönlichen Sicht nehme ich Geld aber erstmal als notwendiges Tauschmittel an.
    Es ist aber denke ich doch ein bisschen eindimensional Geld als einziges – wenn auch notwendiges Mittel – anzusehen. Geld ist ja auch ungemein praktisch in seiner Form als universelles Tauschmittel.
    Ich gehe davon aus das es die Mischung macht, es dürfte schwer sein eine griffige kurze Formulierung für Erfolg & Annerkennung zu finden, ohne nicht ganze Bevölkerungsgruppen auszuschliessen.
    Ich referenzier hier auf die von Gunter Dueck entwickelten 3 Bedürfniss Pyramiden, die er an 3 verschiedenen Menschentypen festmacht. Ich denke so kommt man der Sache schon näher. Wenn ich mir die Philsophie von des Glücks von Marcuse so ansehe, sehe ich auch eher einen groben Rahmen für Erfolg&Annerkennung aka Glück und keine feststehende Definition.
    Sehe ich mir die Nikomachische Ethik von Aristoteles an steht da auch kein definierter Bezugsrahmen.
    Es ist wohl eine Mischung aus individuellen, gesellschaftlichen, familiären, kulturellen und situationsbedingten Motiven die Erfolg und Anerkennung ausmachen.
    Um auf Bochums Nokia zu zielen, ich finde das Beispiel schlecht. Da es nichts aussagt, natürlich ist es für die Beschäftigten von Nokia schlecht, aber täglich verlieren mehr Menschen ihren Job (und kriegen auch einen neuen) als in Bochum. Nur kräht da kein Hahn nach. So ist es nicht sonderlich fair Nokia als Beispiel zu nehmen, fair gegenüber den anderen Millionen bis Milliarden Menschen die unter teilweise sehr schwierigen Umständen auf dieser Welt ihrem Lebensunterhalt nachgehen.
    Grüsse

  3. Besten Dank für Ihre...
    Besten Dank für Ihre Hinweise. Die Tatsache, dass Arbeitnehmern die Anerkennung für Ihre Arbeit vorenthalten wird, ist letztlich jedoch kein Einwand gegen die These, dass der Mensch durch seine Arbeit nach Erfolg und Anerkennung strebt; vielmehr ist die Frustration der Nokianer deren Bestätigung: Wir haben einen guten Job gemacht und das ist der Dank dafür… Nächste Woche mehr. Ich freue mich auch Ihre Gedanken!

  4. Ich denke bei diesem Thema ist...
    Ich denke bei diesem Thema ist es wie bei allen anderen. Man kann nicht alle Menschen über einen Kamm scheren! Ich für meinen Teil arbeite nur für Geld! Wenn Sie mir mehr zahlen als ich jetzt bekomme schraube ich Ihnen den lieben langen Tag die tollsten Sachen zusammen, die Sie dann selbstverständlich auf jede erdenkliche Art zerstören können. Und das ganz ohne negative Auswirkung auf meine Psyche! Am liebsten wäre mir ich würde das Geld einfach so bekommen, dann würde ich mit Sicherheit nicht einen Arbeitstag mehr haben.

  5. Procontra sagt:

    Ich denke es kommt darauf an,...
    Ich denke es kommt darauf an, welche individuellen Zutaten (kultureller und sozialer Hintergrund und die eigene wahrgenommenen Leistungsfähigkeit) für den persönlichen Lieblings-Cocktail „Glück“ von Bedeutung sind.
    Klar ist:
    1) Wenn ich arbeite, dafür eine (subjektiv) angemessene Entlohnung erhalte, würde es mich sicherlich stören, wenn plötzlich der Sinn der Tätigkeit wegfallen würde (Bsp. Zerstörung des neu produzierten Autos). Zumindest würde ein Teil der Motivation wegbrechen (Identifikation mit dem Geschaffenen). Es ist ja der Gesellschaft kein nutzbringende Resultat mehr vorzeigbar, wodurch über Kurz oder Lang das soziale Ansehen leiden würde (Bsp. Beamter, der ausschließlich unnötige und überflüssige Arbeiten verrichten muss => da kann die Gesellschaft auch dafür zahlen, dass er permanent aus dem Fenster schaut ). Dadurch entsteht das gefühlte „Unglück“ – die negative Bewertung durch die Gesellschaft.
    2) Wenn ich arbeite, mich aber mit dem System in keiner Weise identifizieren kann wäre es mir gleich, ob ich für die Müllhalde produziere, solange ich mein Geld bekomme und unbehelligt bleibe. Resultat: Arbeit mit geringster Motivation, da auf die Reputation in der Gesellschaft keinerlei Wert gelegt wird. Zufriedenheit hängt einzig und allein am Geld.
    3) Produziere ich etwas mit gesellschaftlichem Nutzen (also etwas sinnstiftendes), bekomme dafür jedoch nicht genügend Lohn, dann muss dies die soziale Anerkennung ausgleichen, damit ich glücklich sein kann (sog. „Überzeugungstäter“ (schreckliches Wort), wie bspw. Entwicklungshelfer, Feuerwehr).
    Für die NOKIA Mitarbeiter wurde der 2. Fall angenommen: Keine Würdigung ihrer (langjährigen) Arbeitsleistung. Warum wird in diesem Fall jedoch die gesellschaftliche Anerkennung durch die der Firmenleitung ersetzt? Anerkennung bekommen die Mitarbeiter doch – aber von den Kunden, die ihre gebauten Produkte verwenden. Für ihre Arbeit sind sie von Seiten der Firma aus monatlich entlohnt worden. Damit sind sie eigentlich quit – es sei denn der Lohn ist zu niedrig empfunden worden und durch andere Annehmlichkeiten (versprochene Jobsicherheit) kompensiert worden. Oder aber die Firma hat sich durch anderweitige Einfälle (Identifikationsprogramm: Wir sind Nokia!, Unternehmenshymne, etc.) auf unlautere Weise (wie es heute üblich ist) Mehrleistung durch gespielte und geforderte emotionale Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen erschlichen. Wenn der einzelne Arbeiter sich aber selbst als Unternehmer verstehen soll, dann muss er aber dieses Geplänkel seitens der Unternehmensvertreter konsequent ignorieren – da das Unternehmen nur ein Kunde ist zu dem keine Beziehung, auch kein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden darf. Sonst verliere ich eben mehr als nur den Kunden, wenn ich gefeuert werde.
    Fazit: Man muss sich gegenüber dem Unternehmen (Kunden), für welches man arbeitet, zu einem gewissen Grad selbst schützen (z.B. durch Forderung vonWeiterbildungsmaßnahmen), damit man seine Unabhängigkeit bewahren kann und einen Verlust einfacher verschmerzt. In Anbetracht der realen Abweichungen von diesem theoretischen „Ideal“-Modell, wie z.B. der Altersdiskriminierung bei der Bewerbung, bleibt jedoch als einziger wirklicher Ausweg die tatsächliche Selbstständigkeit durch Gründung des eigenen Unternehmens mit eigener Geschäftsidee.

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