Kein Blog-Bild

Coach Me If You Can

Für die Arbeitswelt gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wir sind also in Bewegung – so oder so. Gehen wir doch in diesem Blog ein

Kleine Philosophie des Erfolgs (III): Erfolg & Selbstbewusstsein – Wenn nicht wegen Geld, warum arbeiten wir dann?

| 1 Lesermeinung

Sobald unsere Grundbedürfnisse gesichert sind, stoßen wir hinsichtlich unserer Motivation zur Arbeit in psychologische Dimensionen vor.

„Arbeiten wir, um etwas zu sein, oder weil wir etwas sind?“ Johannes Czwalina

 

Wenn nicht wegen Geld – warum arbeiten wir dann? – Arbeit ist Nützliches Tun für andere. Im ersten Versuch einer Antwort können wir sagen: Wir arbeiten, weil sich das Tun für andere und die damit verbundene Arbeitsteilung  gegenüber der Subsistenzwirtschaft, d.h. dem bloßen Tun für sich selbst, kultur- und wirtschaftsgeschichtlich als effizienter erwiesen hat. Arbeitsteilung verschafft der Gesellschaft und dem Einzelnen einen höheren Lebensstandard. – Sobald unsere Grundbedürfnisse gesichert sind, stoßen wir hinsichtlich unserer Motivation zur Arbeit in psychologische Dimensionen vor:

 

Wir arbeiten, weil wir etwas sein wollen. Durch unser Tun bringen wir uns selbst zum Ausdruck, kehren wir unsere Anlagen und Talente hervor und materialisieren diese. Durch die Anerkennung als Reflektion unserer Tätigkeit durch die Adressaten werden wir uns unseres eigenen Wertes und unserer Bedeutung bewusst. Insbesondere in jungen Jahren, in denen wir uns selbst noch fremd sind und noch nicht wissen, was wirklich in uns steckt, ist Arbeit ein notwendiges Instrument zur Erlangung von Selbstbewusstsein. Deswegen ist Jugendarbeitslosigkeit so fatal, weil es die jungen Leute gewissermaßen von der Begegnung mit sich selbst abschneidet und von sich fernhält. Dass diese dann außer sich und in rage geraten, erscheint geradezu als logische Konsequenz.

 

In dem Maße, wie man die Erkundung seiner selbst abgeschlossen und sich selbst mit seinen Möglichkeiten kennen gelernt hat, verwandelt sich die Motivlage erneut. Dann ist es nicht mehr so wichtig, dass durch immer neue Aufgaben und Herausforderungen sich die eigene Potenz zur Geltung bringt, da man sich seiner Stärken und Schwächen selbst hinlänglich bewusst geworden ist. Dann wird es zunehmend zum Bedürfnis, gewissermaßen aus der Fülle des eigenen Seins zu schöpfen, sich der Umgebung mitzuteilen und bleibende Wirkungen zu erzeugen. Man arbeitet dann, weil man etwas ist. Während in jungen Jahren eher die Frage danach, was einem selbst die Arbeit bringt, im Vordergrund steht, kommt mit zunehmenden Alter eine altruistische Komponente mit herein, nämlich der Wunsch, durch das eigene Tun für andere bedeutsam zu sein. Ein Wendepunkt für die Motivlage kann die so genannte Midlife-Crisis sein, in der man stolz und verzweifelt zugleich auf das bisher Erreichte zurückblickt und nach einem tieferen Sinn für das weitere Leben sucht. In dieser Lebensphase wird Arbeitslosigkeit anders erlebt. Während Jugendliche hier um die Begegnung mit sich selbst und der Ausbildung ihres Selbstbewusstseins gebracht werden, wird den Älteren die Möglichkeit genommen, von den Kenntnissen und Erfahrungen ihres Lebens abzugeben. Sie bleiben gewissermaßen auf den Früchten ihrer Lebenserfahrung sitzen. Während die Jungen außer sich und in rage geraten, führt die Zurückweisung bei den Älteren zu Verbitterung und Resignation. Die Möglichkeit zu arbeiten, d.h. etwas Sinnvolles für andere zu tun, und dafür anerkannt zu werden, ist demnach bis ins höhere Alter eine notwendige Ausdrucksweise menschlichen Seins. Ob die Anerkennung einzig und allein durch Geldzahlung erfolgen muss, ist eine andere Frage. Gesellschaftlich sind wir in dem Dilemma, dass es zwar Arbeit an allen Ecken und Enden gibt, dass die Anerkennung jedoch beinahe ausschließlich über Geldzahlungen erfolgt. Das führt dazu, dass überall da, wo diese Ressourcen fehlen, die Arbeitswilligen kaltgestellt und gezwungen sind von Arbeitslosenunterstützung zu leben.

 

Eine schöne Woche &

Carpe Diem

 

Ihr Ralf Borlinghaus

 

> alle Blog-Einträge auf einen Blick

 

Bild zu: Kleine Philosophie des Erfolgs (III): Erfolg & Selbstbewusstsein - Wenn nicht wegen Geld, warum arbeiten wir dann?


1 Lesermeinung

  1. RisNatar sagt:

    Altruistisch?...
    Altruistisch? Arbeitsteilung?
    Sicherlich gibt es die Motivation irgendetwas abzugeben, aber das ist mal wieder so zeitgeschichtlich deutsch. Anstatt zu beklagen das der Arbeitsmarkt zu unflexibel ist mit dem Potentialen die da sind umzugehen, wird beklagt das ein älterer Arbeitnehmer seine Erfahrungen nicht weitergeben kann.
    Wobei das mit den Erfahrungen weitergeben, so vordergründig ist, die Erfahrungen sind letztlich auch nur Mittel zum Zweck. Wenn man bedauert das niemand Interesse an den eigenen Erfahrungen hat, könnte man auch sagen das man erschreckt feststellt das der eigene Marktwert nicht so gut ist, da das eigene Angebot (lies Erfahrung) gerade niemanden interessiert.
    Warum muss man das auch Arbeiten nennen? Wir arbeiten doch sowieso nicht mehr, wir sitzen in irgendwelchen Büros herum und erbringen Dienstleistungen. Ich hab zwar immer noch nicht begriffen wie da ein Mehrwert entsteht, aber anscheinend funktioniert es ja.
    Grüsse,
    Stephan Fröde

Hinterlasse eine Lesermeinung