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Für die Arbeitswelt gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wir sind also in Bewegung – so oder so. Gehen wir doch in diesem Blog ein

Kleine Philosophie vom Erfolg (IV): Erfolg & Anstrengung – Sind wir zum Erfolg verdammt?

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Erschöpft und glücklich wie ein Kind vom Spielen sollte der Erfolgreiche sein.

 

„Zum Erfolg gibt es keinen Lift, man muss die Treppe benützen.“ Emil Ösch 

 

Wem Anstrengung vielleicht allzu angestrengt klingt, dem sei der Fleiß alternativ angetragen. Denn bezogen auf den Erfolg kann auch hier dem Volk nach dem Mund geredet werden, der sagt: Ohne Fleiß kein Preis. Erfolg ist nicht nur das Resultat einer Entscheidung als einer Weichenstellung, sondern eher im Sinne eines Aufbruchs, durch den dem eigenen Tun und Schaffen eine entscheidende Richtung gegeben wird. Das Mühselig-Beladene, das dem Begriff der Anstrengung anhaftet, wird hier nicht notwendig mit dem Begriff Erfolg verbunden. Allerdings hat das alttestamentarische Im-Schweiße-Deines-Angesichts-sollst-Du-Dein-Brot-essen unseren Kulturraum offenbar dahingehend geprägt, dass vielfach nur der Erfolg als ein ehrlicher angesehen wird, für den einer sich jahrelang abgerackert hat. Demnach wären wir nach der Vertreibung aus dem Paradies, bei der uns jener Fluch mitgegeben wurde, allenfalls zum Erfolg verdammt.

 

Erst durch die protestantische Arbeitsethik zu Beginn der Neuzeit ist die Arbeit als sich in die Welt hinein verwirklichendes anstrengendes Tun geadelt worden. Bis dahin war Arbeit etwas für die niederen Stände der Bauern und Bürger, während Adel und Klerus von ihr freigestellt waren. Ihre eigene Tätigkeit – denn ganz ohne Beschäftigung waren Adel und Klerus dann doch nicht – Arbeit zu nennen wäre ihnen im Traum nicht eingefallen. In der Antike gar wurde das Arbeiten gänzlich den Sklaven überlassen, die dem Bürger den Müßiggang, d.h. die Beschäftigung mit Politik, Kunst und Philosophie ermöglichte.

 

Heute haben sich die Dinge umgekehrt: Obwohl die staatlichen Transferleistungen bei Arbeitslosigkeit einen in begrenztem Umfang komfortablen Müßiggang erlauben würden, gibt es doch nichts schlimmeres, was einem Menschen der Gegenwart passieren kann, als seiner Arbeit verlustig zu gehen. Von weitem gesehen ist das Gesellschaftsmodell der Antike heute auf den Kopf gestellt. Der Arbeitssklave von einst hat es zu höchstem Ansehen gebracht und brüstet sich mit seiner 60stundenwoche, die er im Dienste seiner Firma verbringt. Der zwangsweise von Arbeit Befreite dagegen fühlt sich verachtet und ausgeschlossen. Anstatt sich im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten Dingen zuzuwenden, die ihm wichtig sind und Freude bereiten, verfällt der Arbeitslose in tiefe Depression und Traurigkeit. Verkehrte Welt?

 

Wir sagten, Erfolg fordert nicht nur eine Entscheidung, sondern vielmehr entschlossenes Tun. Gleichwohl sollten wir nicht in den aktuellen Irrsinn verfallen, zum Sklaven unseres eigenen Erfolgs, erfolgsabhängig zu werden. Wie soll das gehen? – Haben Sie schon einmal Kinder beim Spielen beobachtet? Stellen Sie sich eine Gruppe von Kindern auf der Straße beim gemeinschaftlichen Spiel vor. Mit welchen Worten würden Sie das Bild beschreiben? Ich für meinen Teil höre und sehe ausgelassenes Lachen und Geschrei, Rennen und Laufen, pure Aktivität. Im nächsten Moment sehe ich die Kinder im Spiel mit Bausteinen vertieft oder konzentriert ein Bild malen. Dann albert die Gruppe ausgelassen herum. Viele Worte fallen mir mein. Nur mit Anstrengung, Verbissenheit und Zwang hat das, was ich sehe nichts zu tun. Wie wäre es, wenn wir unseren Entscheidungen spielerisch Taten folgen lassen würden, bei dem alles das mitschwingt, was auch die Kinder im Spiel treibt: Freude statt Pflicht und Lust statt Last. Dann stellen Sie sich vor, wie die Kinder abends nach Hause kommen: Verschwitzt und verschrammt, erschöpft und glücklich. Erschöpft und glücklich wie ein Kind vom Spielen sollte der Erfolgreiche sein.

 

Eine schöne Woche &

Carpe Diem

 

Ihr Ralf Borlinghaus

 

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