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Für die Arbeitswelt gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wir sind also in Bewegung – so oder so. Gehen wir doch in diesem Blog ein

Nachtrag zu Klaus Zumwinkel: Mensch ärgere dich nicht!

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Erfolg ist kein Kinderspiel. Vielmehr Wille zur Macht, Ausdruck sozialen Darwinismus', in dem nur der stärkere überlebt. Zumindest sieht es danach aus.

Erfolg ist kein Kinderspiel. Vielmehr Wille zur Macht, Ausdruck sozialen Darwinismus‘, in dem nur der Stärkere überlebt. Zumindest sieht es danach aus. Die Sprache der Wirtschaft ist aggressiv und kriegerisch. Strategen führen das Wort. Der ursprünglichen Wortbedeutung nach sind Strategen Heerführer, die sich Schlachtpläne ausdenken, um die Gegner zu bezwingen. Ausgeklügelte Produkt- und Marktstrategien sollen den attraktivsten Präsentationsplatz im Regal sichern und das Konkurrenzprodukt aus dem Blickfeld drängen. Im Verdrängungswettbewerb werden ja nicht nur Produkte beiseite geschoben, sondern zugleich all jene, die zu dessen Zustandekommen beigetragen haben.

 

Was auf der Makroebene gilt, hat anscheinend auch im Mikrokosmos der Unternehmen Gültigkeit: Sich in Szene setzen, strategische Allianzen schmieden, die anderen ausstechen, seine Schäfchen ins Trockene bringen. – Das archaische Spiel, das uns von Klein auf mit dieser Seite der sozialen Realität vertraut macht heißt Mensch ärgere Dich nicht! Ich kenne viele, die in den Unternehmen Mensch ärgere Dich nicht! gespielt haben und die Welt nicht mehr verstanden haben, als sie sich plötzlich selbst draußen vor der Tür wieder fanden. – Gibt es Alternativen?

 

Auf dem Feld des Erfolgs gibt es vier Spielpositionen:

 

1. Win-Lose, oder: Mensch freuen Sie sich!, denn Sie haben gewonnen! In der Sage besiegt Siegfried in einem dramatischen Kampf den Lindwurm, dessen Blut ihn zur Belohnung unverwundbar macht. Brunhild verliert und muss sich an Gunter verheiraten, der sie im Kampf mit Siegfried unter der Tarnkappe besiegt. Dieser wird mit der Königsschwester Kriemhild belohnt.

 

2. Lose-Win, oder: Mensch ärgern Sie sich!, denn Sie haben verloren! Als Kriemhild der Brunhild den Betrug offenbart, sinnt diese im Verbund mit Hagen auf Rache. Kriemhild selbst markiert die Stelle, an der Siegfried verwundbar ist. Dort trifft ihn der gezielte Speer  Hagens während der Jagd. Siegfried ist tot, Brunhild triumphiert.

 

3. Lose-Lose, oder: Mensch, trösten Sie sich!, den anderen geht es auch nicht besser. Jetzt sinnt Kriemhild auf Rache. Sie heiratet den Hunnenkönig Etzel, dessen Einladung nach Ungarn die Brüder Gunther, Gernot und Giselher gegen den Rat Hagens annehmen. Im Kampf fällt einer nach dem anderen, bis Gunther und Hagen schließlich von Kriemhild mit Siegfrieds Schwert erschlagen werden. Kriemhild selbst wird getötet, weil sie es als Frau gewagt hat, einen Helden zu töten. Damit sind die Burgunder am Ende. 

 

4. Win-Win, oder: Komisch, alle freuen sich!, denn jeder fühlt sich erfolgreich. Diese Spielposition kommt in der Nibelungensage nicht vor. Während Win-Lose und Lose-Win dramatische Positionen sind, bietet Lose-Lose den Stoff für Tragödien. So bleibt der Win-Win Position das theatralische Genre der Komödie. Denken Sie an die turbulenten Verwechselungskomödien, in der am Ende alle Missverständnisse geklärt sind und die Handlung für alle Beteiligten glücklich endet.

 

Bekanntlich gibt es Theater nicht nur im Theater, sondern das Leben selbst präsentiert sich oft genug als solches. Woher kommt unser Hang zum Tragischen? Wie viele Helden unserer Wirtschaftswelt inszenieren ihre persönlichen Dramen und Tragödien mit katastrophalem Ausgang! Liegt es daran, dass die Komödie auf dem Theater den Ruf hat, etwas für einfache und unkomplizierte Gemüter zu sein? Vielleicht liegt darin der Unterschied zwischen dem Theater und dem Leben selbst: In der Wirklichkeit ist die Inszenierung einer Komödie, bei der am Ende das Glück auf allen Seiten und die Freude allgemein ist, das weitaus anspruchsvollste, was ein Manager dem Publikum bieten kann. Dagegen sind es allzu oft die alltäglichen Dramen und Tragödien, an denen sich Volk und Medien belustigen.

 

Von einen Tag auf den anderen hat sich Klaus Zumwinkel von der Win-Lose in die Lose-Win-Position gebracht. Er ist vom Status des Global Economy Hero zum Outlaw mutiert, geächtet von Medien, Kollegen, Politikern und dem gemeinen Volk. Vom ästhetischen Gesichtspunkt aus ist der Fall Zumwinkel nur ein weiterer Akt im Drama vom ewigen Aufstieg und Fall in den Schlingen des Menschlichen und Allzumenschlichen. Zumwinkel hat alles verloren und ein neuer Star steigt an den Himmel. Gesellschaftlich wird das Drama zur Tragödie, bei der niemand gewinnt, vielmehr die soziale Marktwirtschaft weiter schwer an Vertrauen verliert. Doch bietet die Kunst immer noch das Genre der Satire, die uns mit einem Lachen auch über solche Abgründe hinweghilft. > Hier ein Beispiel für den geduldigen Leser.

 

Eine schöne Woche &

Carpe Diem!

 

Ihr Ralf Borlinghaus

 

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