Comic

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Diese Erzählform vereint das Beste beider Kunstwelten: Wort und Bild. Was man davon lesen und was man besser meiden soll, steht hier.

Kuk: Darf’s auch mal poetisch-traurig sein?

Der Titel klingt nach einer Technikzeitschrift: "Füntausend Kilometer in der Sekunde". Aber der Comic bietet eine höchst geschickt erzählte Liebegeschichte. Der italienische Zeichner Manuele Fior hat damit in diesem Jahr den Preis für das beste Album beim Comicfestival von Angoulême gewonnen.

Wer den Preis für das beste Album beim Comicfestival von Angoulême gewinnt, der ist fortan in Frankreich ein ganz Großer (größer wird man nur noch, wenn man den Preis der Stadt Angoulême fürs Lebenswerk bekommt). Manuele Fior, ein sechsunddreißigjähriger italienischer Comiczeichner, ist also jetzt ganz groß, denn im vergangenen Januar erhielt sein jüngster Band „Fünftausend Kilometer in der Sekunde” die Auszeichnung als bestes Album zugesprochen. Darauf kann sich auch ein Deutscher einiges zugute halten: Johann Ulrich, der in seinem Avant-Verlag vor sechs Jahren das Debütalbum „Menschen am Sonntag” des damals noch in Berlin lebenden Fior herausgebracht hat.

Danach ging Fior nach Norwegen, ehe er nach Paris gezogen und berühmt geworden ist. Erfreulicherweise bleibt er aber seinem ersten Verlag treu, der nun kurz nach der Ehrung von Angoulême die deutsche Übersetzung des schon vor zwei Jahren in Italien erschienenen Comics herausgebracht hat – als mittlerweile schon vierte deutsche Einzelveröffentlichung von Fior. Dieser Reigen von Büchern lässt auf schöne Weise nachvollziehen, dass der Zeichner tatsächlich immer besser geworden ist. Und der Erzähler Fior auch.

Dabei hat er nur ein Thema, allerdings das größte: die Liebe. Auch in „Fünftausend Kilometer in der Sekunde” geht es wieder darum. Alles beginnt in einer italienischen Stadt, die von zwei Freunden, dem Draufgänger Nicola und dem schüchternen Piero, unsicher gemacht wird. Als gegenüber von Piero die schöne Lucia mit ihrer Mutter einzieht, bringt Nicola den Freund und sie zusammen.

Damit könnte es sein Bewenden haben, wenn Fior als Erzähler nicht so viel gelernt hätte. Er treibt die Geschichte weiter über zwei Jahrzehnte, lässt das Paar sich trennen und darüber trauern, dass man sich getrennt hat, und führt beide schließlich in einer dunklen italienischen Regennacht noch einmal zusammen, bevor eine kleine Schluss-Szene uns noch einmal in den goldgelben Sommer des Anfangs versetzt, als alles so leicht für Lucia und Piero zu sein schien.

Fior arbeitet meisterhaft mit den Farbstimmungen, die seine Aquarelltechnik aufs Prachtvollste erzeugt. Im Vergleich mit seinem gleichfalls ganz großen (Angoulême-Preisträger!) Landsmann Gipi zeichnet er gefälligere Figuren, die bisweilen den Kitsch streifen, aber das passt perfekt zu dieser Geschichte. Und da Teile der Handlung in Norwegen und Ägypten spielen, kann Fior auch sein Gespür für die Darstellung von Entfremdung vorführen, das besonders bemerkenswert ist. Denn wie poetisch gelingt ihm das bei aller Tristesse, die seine Akteure erleben!

https://www.manuelefior.com/