Dieser Comic von Teresa Besser ist schwer zu bekommen, aber die Mühe lohnt sich (und über www.teresabesser.com/ kann man es direkt bei der Autorin versuchen). „Mordweiber” entstand als Diplomarbeit in der Illustrationsklasse von Henning Wagenbreth an der Berliner Universität der Künste (über Wagenbreths eigenes neues Werk in der nächsten Woche an dieser Stelle mehr) und erzählt in Bildern sechs deutsche Kriminalfälle nach, in denen jeweils Frauen gemordet haben.
Alle gezeichneten Ereignisse sind also real, aber mit psychologischer Juristenprosa à la Ferdinand von Schirach hat das Ganze nichts zu tun. Teresa Besser sucht sich für jede Episode einen eigenen Stil – mal wie Anke Feuchtenberger, mal wie Isabel Kreitz, mal wie Yvonne Kuschel -, die Umfänge reichen von einer Seite bis zu deren sechs, und es gibt nicht nur zum besseren Verständnis der teilweise in den Bildern verrätselten Geschehen kurze Zusammenfassungen der jeweiligen Fakten, sondern auch ein lakonisch formuliertes und mit Vignetten verziertes Alphabet von Mordwerkzeugen („Mit der Verbreitung der Zentralheizung um 1900 nahm der Axtmord rapide ab”).
Es ist also ein sehr schönes Album, inhaltlich wie graphisch. Das meiste ist schwarzweiß, aber es gibt auch farbige Geschichten. Eine ganzseitige Einzelbildzeichnung erzählt von fünf Morden, die mit sechs Seiten längste nur von einem (wenn man den Hamster mal unberücksichtigt lässt, der hier auch gewaltsam das Zeitliche segnet). Diese Episode ist die einfallsreichste, auch weil sie mit einer variablen Seitenarchitektur arbeitet, aber vor allem, weil hier unterschiedliche Erzählstimmen eingesetzt werden, die den Verlauf des Ganzen zwar nicht leicht nachvollziehbar machen, aber um so mehr Spannung erzeugen.
Einen schöneren Einstieg ins Comicgeschäft, als Teresa Besser ihn hier vorführt, kann man sich also kaum wünschen. Oder doch: Das Buch sollte einen Verlag finden, denn die paar auf eigene Kosten gedruckten Exemplare dürften bald weg sein. Meines stammt vom Comicsalon Erlangen, wo es aus der Fülle wirklich schöner Publikationen an den diversen Hochschulständen herausragte. Aber wann hat man schon einmal die Chance, diese Kleinstauflagen an einem Ort versammelt zu sehen?