„Justice League“ heißt der Superheldenzusammenschluss des amerikanischen Verlags DC, die „Avengers“ kämpfen im Kollektiv für die Konkurrenz von Marvel. Und in Deutschland? Fehlanzeige. Wir haben ja nicht mal eine richtigen Superhelden außer vielleicht Nick Knatterton. Dagegen zeigen die Österreicher, wie es geht: Sie versammeln Captain Austria Jr., das Donauweibchen, den Bürokraten und Lady Heumarkt zur Truppe ASH (Austrian Superheroes). Wobei man besser von der Freak League sprechen würde, denn Lady Heumarkt ist eine fette Vettel, der Bürokrat genau das, was sein Name aussagt (er bezwingt seine Gegner durch Beschwörung von Verwaltungsvorschriften), und Captain Austria Jr. Leier unter Kindheitstraumata, die dem Misstrauen von Captain Austria Sr. zu schulden sind. Nur das Donauweibchen mit seiner wasserblauen Topfigur (Mystique von Marvel lässt schön grüßen) ist einigermaßen normal, soweit man davon bei Superhelden überhaupt sprechen kann.
Seit Stan Lee und Jack Kirby das Genre in den frühen sechziger Jahren umgekrempelt haben, sind Superhelden nervolabil. Und Nervensägen. Weil man sich so viele Sorgen um sie machen muss. Und um unsere Sorgen sollten sie sich doch gerade selbst kümmern. Ach, vorbei! Auch in Wien, wo niemand die Helden noch so richtig auf der Rechnung hat. Als dann ein grässlicher Basilisk (den kennt man aus der Harry-Potter-Welt) auftaucht, braucht es aber doch die geballte Kraft aus Körpermasse, Bürokratie, Flüssigkeit und Sohnesehrgeiz, um der Bedrohung Herr zu werden. Und in Heft 2 wartet schon ein irrer Wissenschaftler wie aus dem Bilderbuch: Dr. Phobos.
Zwei Hefte „ASH“ habe ich bisher gelesen, mindestens zwei weitere sollen noch folgen, bei Erfolg Fortsetzung darüber hinaus nicht ausgeschlossen. Der soll eingetreten sein, hört man aus Österreich. Vorgestellt wurde „ASH“ im vergangenen Herbst auf der Vienna Comic Con, und das Presseecho im Lande war gewaltig. Dann kam im Januar das erste Heft, und es war kein graphischer Flop. Im Gegenteil: Andi Paar und Thomas Aigelsreiter, verstärkt um den Koloristen Frans Stummer, haben einen grundsoliden Stil zu bieten, bei dem nur die Posen der Helden noch etwas weniger verkrampft werden dürften (Leseprobe unter https://www.mycomics.de/comic-pages/9170-ash-austrian-superheroes.html#page/6/mode/2up). Aber da ja schon die Zusammensetzung des heroischen Quartetts die zugrundeliegende Ironie erkennen lässt, kann man jede zeichnerische Unbeholfenheit auch als Augenzwinkern verstehen. In Heft 2, für dessen Hauptgeschichte neben Paar und Aigelsreiter nun auch noch Michael Liberatore und Lenny Großkopf verantwortlich zeichnen, sieht alles noch etwas professioneller aus; dafür allerdings weniger amüsant.
Geschrieben hat die Abenteuer der ASH ein Veteran der österreichischen Comicszene: Harald Havas. Der hat viel von Alan Moore gelernt. Allerdings ist die Käuferschicht in Österreich wohl doch nicht groß genug für einen veritablen Moore-Comic voller doppelter Böden und Anspielungen. Doch immerhin ist im zweiten Heft eine Kurzgeschichte enthalten, die Leo Koller im Retrostil der fünfziger Jahre gestaltet hat – Thema ist die Gründungsgeschichte der ASH, die nicht nur den „Dritten Mann“ zitiert, sondern auch auf Moores „Watchmen“ verweist. Im ersten Heft fand sich ein weitaus weniger geglückte Zusatzepisode von Großkopf zur Genese von Lady Heumarkt.
Das Ganze ist sehr für Insider gemacht, sprich: für Wiener, aber schon das nächste Heft soll die ASH nach Graz führen, und wer weiß, vielleicht schaffen sie’s ja auch mal über die deutsche Grenze. Noch ist die ja offen. Schön jedenfalls, dass überhaupt so ein Projekt gewagt wird. Ich werde weiterlesen.
Der Basilisk ...
Harald Havas bezieht sich in seiner Story zu ASH unter Garantie NICHT auf J.K. Rowlings Verwurstungen diverser Stoffe, sondern auf die Sagenfigur.
der basilisk stammt nicht aus "harry potter" ...
… er ist eine historische sagenfigur. im vorliegenden fall, nämlich der ASH-story, bezieht sich der autor auf die mythische figur, nicht auf “harry potter”!
https://de.wikipedia.org/wiki/Basilisk_(Mythologie)