Unterwegs in Davos

Deutsche Manager halten sich zurück

An Microsoft-Gründer Bill Gates, Rezessions-Prophet Nouriel Roubini und Kapitalismus-Kritiker George Soros reicht kein Deutscher heran. Aber RWE-Chef Jürgen Großmann ist in Davos schon so etwas wie eine weltbekannte Person. Der Hüne mit der sonoren Stimme und den ausladenden Gesten fiel schon auf, als er noch als Chef seines privaten Stahlkonzerns Georgsmarienhütte zwischen den Treffen hin und her pendelte. Angetan mit bunten Skipullovern bildete er einen sichtbaren Farbtupfer im Einheitsgrau mit Krawatte, die früher auch die WEF-Teilnehmer auszeichnete. Das ist heute anders, Davos ist weitgehend krawattenfreies Territorium.

Großmann, seit Oktober 2007 an der Spitze des Energiekonzerns RWE, bleibt indes der eigenen Markenpflege verbunden. Dazu trägt nicht zuletzt die jährliche Einladung an einem Abend des WEF bei. Sie ist ein „Muss“ für die eingeladenen Teilnehmer aus Deutschland und wird nur noch vom Abend des Verlegers Hubert Burda übertroffen. Daneben gibt Großmann gerne und bereitwillig Interviews in den Schweizer Tagen.

Jetzt hat der Unternehmer und Spitzenmanager seine Bekanntheit auch schriftlich. Die Analysegesellschaft Media-Tenor verzeichnet für das vergangene WEF 354 Erwähnungen in den Medien. Die anderen Deutschen rangieren klar dahinter. Der danach an seinen Steuererklärungen gescheiterte Post-Chef Klaus Zumwinkel wurde 130 mal erwähnt, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann tauchte 67 mal auf, gefolgt vom Bayer-Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning (43 Erwähnungen). Gegenüber den internationalen Koryphäen der Öffentlichkeitsarbeit ist dies allerdings ein Klacks. So schaffte es Bill Gates 2008 in Davos 1637 mal in die Medien. Roubini erreichte 723 und Soros 714 Erwähnungen. Zwangsläufig rücken mit ihren Protagonisten auch die Unternehmen ins Rampenlicht. So bildeten RWE, Deutsche Post, Deutsche Bank und Bayer die Viererbande in den Erwähnungen, international stand einigermaßen überraschend der Nahrungsmittelkonzern Nestlé an zweiter Stelle. 

Roland Schatz, der Gründer von Media-Tenor, meint, die deutschen Manager vergäben in Davos eine Chance. Sie kümmerten sich vor allem um ihre Geschäfte und die Anbahnung von Kontakten. Die Vorstandschefs hätten nicht erkannt, welche gute Kommunikationsplattform mit weltweiter Reichweite sie auf dem WEF vorfänden. Großmann agiere „sensationell geschickt“, meint Schatz. Aber die anderen könnten noch viel mehr tun, um ihre Reputation zu mehren und ihr Unternehmen bekannter zu machen. Inder, Chinesen und Russen holten hier auf, die Deutschen hingegen „lassen sich die Butter vom Brot nehmen“, so Schatz. Aber vielleicht ist ein wenig Bescheidenheit gar nicht schlecht. 2008 trumpfte Zumwinkel noch auf. Davor war 2007 Klaus Kleinfeld der meist zitierte deutsche Konzernvorstand, ehe er bei Siemens scheiterte.   

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