Es gibt noch Optimisten in Davos: Die Manager des amerikanischen Internetkonzerns Google, die gemeinsam mit Mitbegründer Larry Page zum Weltwirtschaftsforum gekommen sind, gehören dazu: „Wir sind unglaublich zuversichtlich, wenn es um die Zukunft unserer Dienstleistungen geht“, sagte Page in einem kleinen Kreis internationaler Journalisten. Und ein anderes Mitglied der Führungsmannschaft verstieg sich gar zu der Behauptung: „Wir bauen die Zukunft“.
Gut, auch Google reagiere auf die Krise, spare Kosten, schließlich stecke die Wirtschaft in einer tiefen Rezession, das sei wahr. Aber Google sei eben auch glänzend finanziert, habe viel Geld auf der Bank und die 16 Milliarden Dollar Barreserven auch so sicher angelegt, dass sie durch die Finanzkrise nicht weniger geworden seien. „Diese Situationen bieten Chancen.“ Und in seinen Entwicklungsprojekten bleibe Google auf dem Gaspedal, schreibe weiter an Software, die für das Leben der Menschen relevant sei. Das muss man Google lassen, der Erfolg lässt ein gewisses Maß Selbstbewusstsein durchaus zu: Der eigene Internetbrowser Chrome sei gut angelaufen, das Google-Mobiltelefon G1 genieße größte Aufmerksamkeit. Aber Vorsicht: Diese Bemerkungen seien allesamt nicht so verstehen, dass man daraus Schlüsse über den Geschäftsverlauf ziehen sollte. Das bleibt dem nächsten Quartalsbericht vorbehalten.
Verhaltener werden die Reaktionen von Page allerdings, wenn es um die Zusammenarbeit mit Verlagen geht. Das hat gute Gründe. Deutsche Autoren und Verlage zum Beispiel wollen ja den Verlust von Bücherrechten an Google verhindern (-> Google-Vereinbarung ist kalte Enteignung der Autoren). Die Blicke richten sich auch in diesem Fall auf Amerika. Dort hat Google bislang rund 7 Millionen Bücher aus den Bibliotheken eingescannt. Der amerikanische Autorenverband Authors Guild sowie die Association of American Publishers hatten im vergangenen Herbst ihren über zwei Jahre andauernden Urheberrechtsstreit mit Google mit einer Zahlung von 125 Millionen Dollar beigelegt. Damit wurde der Weg für eine umfassende Online-Suche auch in geschützten Büchern und Texten frei. Google beteiligt im Gegenzug Autoren und Verleger an den Werbeeinnahmen, die im Umfeld der Buchsuche erzielt werden. „Das würden wir gern auch im Ausland machen“, bekräftigte Page in Davos abermals – bisher allerdings noch ohne Erfolg.
Neben der VG Wort wollen der Verband deutscher Schriftsteller in der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sowie der Schweizer Buchhändler- und Verleger- Verband den deutschsprachigen Autoren und Verlagen im Kampf gegen Google helfen. Denn unter den 7 Millionen Büchern, für die die Vereinbarung gilt, sind angeblich auch zehntausende deutschsprachige Buchtitel.
Nicht minder problematisch sind die Beziehungen von Google zu den Zeitungsverlagen (-> Verlage wollen mehr Geld von Google). Aber Page beteuert, dass es Google um eine rein partnerschaftliche Beziehung gehe. Eine Rückkehr in das vor kurzer Zeit beendete Geschäft des Anzeigenverkaufs für gedruckte Zeitungen schließt er nicht aus, wenn dafür bessere Modelle entwickelt würden als in der Vergangenheit. Und über das Internet-Anzeigenplatzierungsprogramm „Adsense“ schütte man doch ohnehin schon viele Milliarden Dollar an Dritte aus. „Wir wissen, die klassische Medienindustrie ist in einem tiefgreifenden Umbruch“, räumt Page ein. Aber Google könne vielleicht dabei helfen, dass die Verlage auch im Internet künftig für ihre Inhalte mehr Geld erlösen könnten als bisher. Nur wisse man eben auch noch nicht so ganz genau wie.