Deus ex Machina

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Über Gott und die WWWelt

Die Balz und das Netz

Wir befleißigen uns, den neuzeitlichen Menschen zu zeigen in seiner Suche nach Liebe und exemplifizieren dies anhand von Mannen mit gar christlichen Namen von zeitgemäßer Sittlichkeit

Wir befleißigen uns, den neuzeitlichen Menschen zu zeigen in seiner Suche nach Liebe
und exemplifizieren dies anhand
von Mannen mit gar christlichen Namen von
zeitgemäßer Sittlichkeit

Kein Mensch erinnert sich noch daran, wie er an Informationen kam, als es das Internet noch nicht gab. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich in wenigen Jahren niemand mehr erinnern wird, wie er denn an Liebespartner kam, als er sich noch nicht bei Facebook einloggen konnte.
6,1 Millionen Deutsche haben ihre Partner im Internet kennengelernt, was vermutlich mit den inneren Werten zu tun hat, die man viel besser präsentieren kann, wenn der andere nicht durch die oft doch sehr beengende Wirklichkeit abgelenkt wird.
Dass die Menschen in Singlebörsen lügen, konnte man ahnen, wie ihre Lügen genau aussehen, haben die Statistiker der Beziehungsanbahnungsplattform Okcupid.com herausgefunden.
Die Nutzer sind in Wahrheit kleiner, verdienen schlechter, sind darüber hinaus nicht annähernd so bisexuell wie sie behaupten und wenn sie ein Bild von sich posten, auf dem sie tatsächlich gut aussehen, dann ist es alt.
Das wäre, legte man strenge Maßstäbe an, bei ersten Treffen also durchaus peinlich, glücklicherweise hat der andere jedoch auch gelogen und so landet man dann, mit einem leisen Seufzer vermutlich, im Bett mit jemandem, der kürzer, ärmer, langweiliger und hässlicher ist als man sich das gewünscht hat.
Es ist also im Grunde wie bei der Beziehungsanbahnung mittels Alkohol.

Nun geschieht die Liebe im Netz natürlich nicht nur in Singlebörsen, das Netz selbst ist ein Kontakthof und mit Kontakthof meine ich nicht das gleichnamige Tanztheaterstück von Pina Bausch. Wo auch immer man einem Exemplar des oppositionellen Geschlechts (oder je nach sexuellem Glaubensbekenntnis desselben) begegnet, wird man galant.

Die Botschaften, die dann verschickt werden, würden jedem altgedienten Psychoanalytiker die Schamesröte ins Gesicht treiben, von den mitgesandten Fotos gar nicht zu reden.

Es geht nicht nur der Mensch ins Netz, um sich zu paaren, Paarungsrituale des Netzes dringen auch in die Wirklichkeit. Der Fußballspieler Cristiano Ronaldo, Bauchmuskelbesitzer und Frisurentrendscout, hat das Netz verstanden.
„Me, You, Fuck, Fuck!“ Mit diesen Worten umgarnte der junge Geltransporteur eine Kellnerin im ewig jungen Los Angeles und führte damit die Sprache der YouTube-Kommentatoren in die Welt der Liebe ein.

Bild zu: Die Balz und das Netz

Die ersten Worte, die Lothar Matthäus an Liliana richtete, sind uns nicht bekannt, wir wissen allerdings, was seine letzten Worte waren. Nachdem sein Beichtvater von der Bild-Zeitung ihm Fotos von Liliana mit einem Papagallo namens Matteo vorlegte, sagte Matthäus: „Sie hat mich eigentlich nicht nur betrogen in Anführungszeichen, sondern sie hat mich im Nachhinein weiterhin angelogen. Es kam mir alles ein bisschen spanisch vor, vor allem weil sie auch nie Zeit gehabt hat zu telefonieren.“
Verzeihen kann Matthäus seiner silikonlastigen Gemahlin nun nicht mehr, nachdem sie ihn in Anführungszeichen betrogen und dann ohne Anführungszeichen an der Nase herumgeführt hat. Denn für Verzeihen, so der nachdenkliche Ex-Führungsspieler, braucht man Reue. Und die Reue, die er vermutlich empfindet, die Brust seiner Liebsten so aufwändig nachgerüstet zu haben, zählt nicht.
Hier braucht es Tränen, ein wenig ins Hysterische rutschende Zerknirschtheit statt lauer Lügenmärchen. Und zwar am besten von ihr.

In einer viel märchenhafteren Welt als unsere es ist, da wäre Liliana nicht in die Arme eines mediterranen Strandläufers gesunken, sie wäre in Los Angeles dem Werben des Selbstbräunungscremetestkaninchens Cristiano Ronaldo, wohnhaft in Madrid, erlegen.
„Me, You, Fuck, Fuck!“, das ist der Sirenengesang, dem die Lilianas dieser Welt erliegen, eine freundliche Geste hinterhergereicht und vor einem liegen ausgebreitet die Herzen der stolzesten Frauen.

Fehlt Ihnen etwas?
Anstand, Zurückhaltung, Aufrichtigkeit?
Verzeihen Sie, wir befinden uns nicht im siebzehnten Jahrhundert, sondern auf dem absteigenden Ast. Auf dem sitzen Gesellschaften schon einmal, im alten Rom, also dem mit den Kaisern und Gladiatoren, ohne Fernsehstationenbesitzer, die Staatsgäste in ihren zum Privatbordell umfunktionierten Heim um den kleinen Finger wickeln lassen, im alten Rom also, da soll es einmal eine Hochzeit gegeben haben zwischen einem Mann und einer Frau, die beide recht erfolgreich darin waren, ihre Ehepartner zu überleben, Autopsien waren noch nicht sehr ausgereift und so stapelten sich in den Wettbüros die Sesterzenhaufen, die das begeisterte Volk auf seinen jeweiligen Favoriten setzte.
Als der Unvorsichtigere der beiden nach einem zu üppig mit Gift versetzten Mahl zu Boden sank, wurde der Überlebende im Triumphzug durch die Straßen geleitet.

Bild zu: Die Balz und das Netz

Hat Liliana schon ein Angebot für eine Talkshow? Oder wenigstens vom Playboy? Die Kellnerin, die Ronaldo zu Füßen sank, hat es geschafft, einen Thronfolger zu gebären und wurde daraufhin mit einem Sack voll Gold belohnt. 12 Millionen Euro ist so ein Tropfen portugiesischen Spielerspermas also derzeit wert, würde Ronaldo nun eine Samenbank eröffnen, er wäre recht bald too big to fail.

Die Liebe: Man kann sie heute allerorten bekommen für eine geringe Mitgliedsgebühr, ein paar wohlgesetzte Worte eröffnen ganz neue Perspektiven und wenn man einmal Weltmeister im Fußball war, dann wartet am Hauptausgang der Bild-Zeitungsredaktion mit Sicherheit schon das nächste Schulmädchen auf ein wenig Taschengeld für die Brustvergrößerung. Die Liebe: Sie ist überall und wer überall ist, der ist nie ganz da, die meiste Zeit ist der moderne Liebende mit seiner Liebe allein und nicht jede alleinerziehende Mutter bekommt die Last des Gebärens mit einem hübschen Kranzgeld versüßt.

Wer sein Herz öffnet wie der leidenschaftliche Lothar, dem wird es herausgerissen, wer nur seine Hose öffnet, dem blutet danach bloß die Brieftasche. Wer möchte man da sein?
Es ist nicht ganz leicht mit der Liebe heute, aber Liebe war schon immer ein Problem.