Deus ex Machina

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Über Gott und die WWWelt

Reden, koksen und untergehen mit Pegida

Vielleicht sollte man sich einmal das Logo von Pegida anschauen. Das Logo zeigt ein eigentlich aus der linken Szene bekanntes Piktogramm. Bei den Linken wirft eine Figur ein Hakenkreuz in den Mülleimer. Bei Pegida kommt zum Hakenkreuz auch noch eine Flagge der militanten Antifa, eine Flagge des Kommunismus und eine Flagge des Islamischen Staates dazu.

pegia

Nun werden manche vielleicht sagen, dass angesichts der Ausrichtung der Demonstrationen das weggeworfene Hakenkreuz so eine Art bildhaftes „Ich bin kein Nazi, aber“ ist. Ich meine jedoch, dass man die anderen beiden, nicht so oft erwähnten Zeichen auf jeden Fall ernst nehmen sollte. Denn die erklären vielleicht, warum Pegida speziell in Dresden so gut läuft. Dass eine Bewegung in einer Stadt der ehemaligen DDR und des Ostblocks den Kommunismus ablehnt, ist leicht verständlich. Dass so eine Bewegung aber auch speziell die Antifa im Müll sehen will, dürfte gerade hier viel mit den Auseinandersetzungen wegen der Bombardierungen der Stadt Ende des Zweiten Weltkriegs zu tun haben: Immer im Februar wird Dresden Schauplatz der Konflikte zwischen Neonazis und linksextremen Gruppierungen. Deren Aktionen – beispielhaft der „Thanks Bomber Harris – Antifa Action“-Protest durch zwei Vertreterinnen von Femen und Antifa – machte bundesweit Schlagzeilen, und zeigte den Dresdnern, dass sie aus Sicht der Linksextremisten als die Schuldigen dastehen.

“Spaziergänge“ nennt Pegida die Demonstrationen, und da gibt es noch einen – den “Täterspaziergang“ nämlich, mit dem die Antifa seit einigen Jahren im Februar gezielt den Eindruck vermitteln will, dass Dresden durch eine besondere Verstrickung mit dem Nationalsozialismus keinesfalls ein unschuldiges Opfer des Bombenangriffs der Briten gewesen ist. Dialogorientiert ist das Abfeiern des militärisch sinnlosen Todes von Tausenden von Menschen sicher nicht. Für Pegidaanhänger jedenfalls ist das ein Vorgehen, mit dem explizit geworben und mobilisiert wird. Wenn dann noch ein Journalist mit Blick auf Pegida meint, dass es für die Alliierten “mal wieder so weit“ sei, sollte man sich über unerfreute Reaktionen auch ausserhalb des harten Pegida-Kerns nicht wundern – das Demonstrationsrecht steht bei uns im Grundgesetz und ist kein Anlass, eine Stadt zu bombardieren. Dass beim Kernthema Asyl mit dem rechtsfreien Raum der Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin und dem Drogenhandel im Görlitzer Park gerade von den Grünen. Linken und linksbizarren Piratenunterwanderern die Zerrbilder geliefert wurden, gegen die sich die Forderungen der Demonstranten wenden, ist für einen ausgewogenen Dialog über die realen Probleme auch nicht förderlich.

pegib

Die Politik von Kretschmann über Gabriel bis zur CDU will jetzt trotz aller unschönen Begleiterscheinungen mit den Pegida-Anhängern reden, selbst wenn diese eigentlich mit der “Systempresse“ und der “Lügenpolitik“ gar nicht reden wollen. Nun habe ich letzte Woche allerdings über den gesamten Komplex und seine eigentlich unstrittige Vorgeschichte der Islamophobie in Deutschland geschrieben, und da fanden sich doch einige, die reden wollten. Normalerweise lösche ich hier auf 200 Kommentare einen einzigen, der dann meistens grob beleidigend ist – bei diesem Artikel habe ich jeden zweiten Kommentar löschen müssen. So rund ging es hier zuletzt vor einem Jahr, als ich mich mit Aktionen der Antifa in Hamburg und bei den Piraten beschäftigte. Man muss wohl damit leben, dass man im Internet den vollen Hass abbekommt, und die Herren der hohen Politik können sich hier informieren, wie das Niveau des Diskurses ist.

Etwa vier Kommentare in Folge:

… na Popoloch, geht dir langsam der Arsch auf Grundeis ?

…. komm hol deinen Drahtpinsel raus und wedel ein bisserl damit rum

… hey don Schlonzo. Kannste nicht mehr ?

na das läßt sich Don Schitto doch nicht entghen :)

Der gleiche Herr hatte unter ähnlicher IP auch schon geschrieben

Don Depp
…. zuviel gekokst, wie deine Bettschwester Friedmann ?
muahahahahaaaaaa

Ich weiss nicht, ob solche Leute noch lachen, wenn sie über ihre IP und den Zeitpunkt ihrer Aussagen juristisch zur Rechenschaft gezogen werden, aber dieses Niveau ist völlig normal, wenn es um Pegida geht. Auch nett ist das hier:

Hirnwurst
…. was für ein hirnwürstiges, dummes Arschloch dieser häßliche Fatzke doch ist !!!
Lügenpresse halt die Fresse !!!
Eintrag für den Faschisten in die Nürnberg 2.0 Datenbank !
Frohe Weihnachten, verdammtes Faschistenpack !

Nürnberg 2.0 ist eine scheinbar anonyme Seite von “Islamkritikern“, die sich neue Nürnberger Prozesse gegen jene wünschen, die ihres Erachtens der Islamisierung Deutschlands Vorschub leisten. Nachdem meine Anschrift nun schon seit Jahren sowohl von links- wie rechtsextremen Kreisen genutzt wird, mir hin und wieder wenig erbauliche Dinge zu schicken, ist ein Eintrag dort eher überflüssig. Dann gibt es natürlich noch haufenweise Leute, die der Meinung sind, man hätte ihre Meinung zu verbreiten:

Schwache Schreibe und vermutlich auch nicht sonderlich intelligent, wirkt wie Ausweis des partiellen Versagens auch der FAZ in dieser Zeit. … Aber so wohl diese Zeit. Schon am anders wollen wollen können fehlte alles, zufoerderst Reife und Einsicht.

oder auch

“Kunstfigur” Don Alphonso. Eine Warnung an Sie: Der Duktus in dem Sie mit ihren Lesern versuchen zu “reden” macht Sie zur Lachnummer. Da hat ja der olle Broder noch mehr Esprit. Erleben wir gerade die Selbstabschaffung der Journos zwischen den Jahren? Darauf 2,5 Liter Glühwein! Auch Absinth, falls Sie den vertragen. Sie tuen mir ernsthaft leid. Der einzige Trost: Sie sind in Ihrer Befangenheit nicht alleine. Die Namen weiterer Rohrkrepierer verrate ich nicht. Es ist Ihre Aufgabe, die Namen verkrachter und verblendeter Journalisten herauszufinden. Und wenn Sie die gefunden haben knipsen Sie bitte ein Gemeinschaftsfoto. Lächeln nicht vergessen, Don.

Mit der Folge natürlich, dass diese Zeitung zeitnah vor die Hunde gehen wird – ein Umstand, den Pegida-Anhänger keinesfalls bedauern, und zwar in allen Schattierungen der niederen Wortwahl, die nicht zwingend der angeblichen Herkunft aus dem zivilisierten Abendland entspricht:

Was für linksversiffte Scheiße – mit Blut im Stuhl ist Scheiße halt auch mal dunkelrot. Ach wie gut das die FAZ bald dahin ist… :-)
Einfach nur peinlich

oder

Ja, liebe FAZ’ler, unter all den Blättern die seit Jahren Auflagen einbüßen geht’s euch ja noch ganz gut. In den letzten 20 Jahren “nur” rund 40% der verkauften Auflage verloren. Och, menno. Aber immerhin besser als das ND oder andere. Und warum das alles – weil die Leser immer doofer werden oder die Artikel? Wenn mann jetzt noch Laien online Schmierenartikel auf BLÖD-Zeitungsniveau schreiben läßt, dann ist das ganz bestimmt die Rettung.

und natürlich

Den wirren Artikel kann man nur verstehen,wenn man “Gekaufte Journalisten” ihres Ex-Mitarbeiters gelesen hat.Atlantkbrücke u. co eben!
“Aufmärsche gibt´s bei ANTFA und deren mit Steuergeld gekauften
Unterstützern!
Man kann euch zwar nicht zwingen die Wahrheit zu sagen,aber man kann euch zwingen,immer DREISTER zu LÜGEN !!

und überhaupt

Wie schön und mutig ist übrigens diese Vorzensur da!
So läßt man es nur ein Kampf des Guten mit dem sehr, sehr Guten!!
Als gäbe gar nix anderes! Weiter so, Herr Aplhonse! Man soll nur das sehen und hören was man sehen und hören will, sonst nix! So funktioniert übrigens die Gehirnwäsche am Besten! :)

pegic

Und dann sind da natürlich auch noch die Leute, die mir eine Kündigung an den Hals wünschen und die Zeit bis dahin nutzen, um anderen Lesern zu erklären, wie entsetzlich die Islamisierung doch ist. Da ist dann beispielsweise ein Kommentator, der sich an einer kurzen Darstellung der Mohammed-Karikaturen aufhängt, mir dort einen Fehler nachweisen möchte, von da an dann grundsätzlich erklärt, wie übel die Islamisten sind und dann, als ich seine mehrere tausend Zeichen langen Hetzbeiträge nicht freischalte, mir so kommt:

Heee hoooo
Sehr geeehrter lieber Don Alphonso
……..die (un)heimliche Zensur auch hier?
Sieht so aus.

Und darunter steht dann der ganze Kommentar noch einmal. Das wird offensichtlich genau für solche Zwecke aufgehoben und im Wissen, dass ich solche Texte natürlich nicht freischalte, immer wieder abgeschickt. Es besteht natürlich keine Lust zum Gespräch, es geht um das Beleidigen. Fertigmachen, Diskursverhindern, Spammen, Zurhöllewünschen und den Missbrauch meines Blogs für Propaganda. Das alles kommt mit der vollkommenen Selbstgerechtigkeit von Leuten, die “die totale Selbstgleichschaltung von Presse, Funk und Fernsehen“ beklagen. Ohne jeden weiteren Kommentar wird dann ein sog. Wiener Apell von Pax Europa reingedrückt, länger als der Ursprungsartikel und, hätte ich ihn freigeschaltet, eine elende Bleiwüste, die mir den Kommentarstrang zerschossen hätte.

Auf die Schnelle fällt mir kein Klischee zu Pegida ein, dem dort nicht entsprochen wurde. Sie wollen, wie so viele Extremisten, nicht reden oder diskutieren, sie wollen nur ihre Linie durchsetzen. Sie haben ein fest gefügtes Weltbild, für das sie überall Bestätigung suchen, und an einer differenzierten Sicht mit Interpretationspluralismus haben sie kein Interesse. Sie haben, was sie brauchen: Facebook, eigene Blogs und Medien, Kommunikationskanäle und eine stets bereite, verbale Schlägertruppe ohne Hemmungen, und das Bewusstsein, dass die Mehrheit hinter ihnen steht. Natürlich ist das nicht Dresden, das ist nicht der Osten und vermutlich noch nicht einmal die Mehrheit der Teilnehmer der letzten Demonstration. Aber das sind diejenigen, mit denen man konfrontiert wird, es sind diejenigen, die in den letzten Jahren vor allem im Netz durch die jeweiligen extremen Filterbubbles gezüchtet wurden. Islamisierung, Kapitalismus als Faschismus, Rape Culture, der „Genozid“ an den Aussengrenzen Europas, Lügenpresse, die Gentrifizierung der Städte, Nato-Angriffskriege, Bitcoins – überall sind die gleichen Mechanismen sichtbar. Und alle stellen sie für ihre Ziele den kleinsten Konsens in Frage.

pegie

Und ich habe die Befürchtung, dass ein Dialog, wie die Politik ihn ankündigt, einfach nicht funktionieren wird. Die radikalen Ideologien haben sich längst selbstständig gemacht, und sie schaffen sich ihre Realität selbst. Kommentare sind da nur das kleinste Übel. Die Augen sind mir aufgegangen, als mir ein anderer, ebenfalls nicht freigeschalteter Kommentar ein Buch zur Frühgeschichte des Islams empfohlen hat. Ich habe nachrecherchiert und kam auf eine formal wirklich gut gemachte Unterseite bei Wikipedia, die das Werk – ein anonym erschienenes Traktat, das in der Wissenschaft keine Anerkennung findet – nachgerade als Standard eben jener wissenschaftlichen Forschung darstellt. Das ist deren selbst gebaute Realität, und ich glaube einfach nicht, dass sie bereit sind, sie aufzugeben, egal welcher Politiker bei ihnen vorspricht.