Andreas Kilb schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, „Eat, Pray, Love“ sei der „wieder aufgewärmte Schaum“, der bei „Pretty Woman“ in der Badewanne zurückgeblieben war. Was den Film angeht, so bleibt Kilb nichts hinzuzufügen. Aber das Problem mit schlechten Filmen ist, dass die seriöse Kritik sich an ihnen nicht beschmutzen will, so dass die Botschaft des Werks keiner näheren Betrachtung unterzogen wird. Es sei denn, es handelt sich um einen Gewaltfilm und gerade hat wieder ein Amoklauf stattgefunden. Nun handelt es sich aber bei „Eat, Pray, Love“ tatsächlich um einen Egoshooter. Und wenn dieses Werk seine Wirkung nicht verfehlt, wird das erste Opfer des Amoklaufs die Liebe sein. Weiterlesen
Nicander von Saage
Alle Artikel von: Nicander von Saage
Das Private ist neolithisch
In jeder Kultur beinhaltet die Sozialisation Toilettentraining. Das bedeutet nicht, dass es nicht eine riesige Freude sein könnte, einfach laufen zu lassen, das bedeutet zunächst einfach wirklich nur das: In jeder Kultur hat es sich etabliert, dass kleinen Kindern beigebracht wird, Harn- und Stuhldrang so weit zu kontrollieren, dass sie einen geeigneten Ort aufsuchen können. Weiterlesen
Verloren auf der Suche nach der Zeit
Gar nicht so wenige Leute, die ich kenne, befürchten, das Internet würde ihre Zeit auf Erden vernichten wie es sonst bloß Tod und Liebe vermögen. Diese Leute haben sich meist dem Geist der Zeit so weit gebeugt, dass sie eine Mailadresse haben, aber Facebook und Konsorten meiden sie wie die Pfarrerstochter das Heroin. Sie haben schließlich zu tun, das Leben wartet nicht und der Doktorvater erst recht nicht. Und hat jemals ein Mensch mit echtem Erfolg im Leben darüber auf Facebook geschrieben? Weiterlesen
Stuttgart 21: Gibt es die Twitter-Revolution?
Ich muss vorwegschicken, dass ich einer der ganz wenigen Deutschen bin, die sich in Städteplanung nicht auskennen. Jedes Kind kann heute auswendig aufsagen, wie viele Schulbücher man kaufen könnte für einen Streckenkilometer Bahn, wie viele Dezibel über dem vom internationalen Verband der Oto-Rhino-Laryngologen aufgestellten Richtwert die Bauarbeiten im Rahmen einer Untertunnelung liegen und wie viel schöner es nach Maßgabe der Neuroästhetik ist, einfach alles so zu lassen wie es war. Ich vermag all das nicht, daher beschränke ich mich auf einen Teilaspekt des titanischen Ringens um den Stuttgarter Bahnhof: Erleben wir Dank Twitter eine Revolution? Weiterlesen
Was mit Medien! Das digitale Lumpenproletariat
Direkt nach Modeln ist der begehrteste Beruf aller Deutschen zwischen zehn und vierzig: Kabelschleppen beim WDR. Denn wenn man erst einmal ein Bein drin hat, dann ist man ganz nah am Nirwana der deutschen Geisteselite, dem Job, aus dem die Träume sind: Was mit Medien. Weiterlesen
Stephanie zu Guttenberg: ein Königreich für ein paar Fakten
Wo immer Stephanie zu Guttenberg zum Thema spricht, betont sie, dass Kindesmissbrauch ein Tabu sei.
Die Behauptung, etwas sei ein Tabu, ist heute die Voraussetzung für eine Talkshowteilnahme. Sie ist die medienfreundliche Variante der Populistenfloskel „Man wird ja wohl noch sagen dürfen“. Weiterlesen
Der Traum von der Sichtbarkeit
Man muss kein großer Denker sein, um zu merken, dass „Deutschland sucht den Superstar“ niemanden anderen reich gemacht hat als RTL, Simon Fuller, den Erfinder des Konzepts, und mit Abstrichen Dieter Bohlen. Dennoch meldeten sich 2010 so viele zum Vorhampeln wie nie zuvor, 35000 Menschen.
Es ist natürlich möglich, dass sie alle zu rückstandslos enthirnt sind, als dass sie begreifen könnten, dass DSDS nicht der Weg zu Geld und Ruhm ist. Aber wahrscheinlicher ist, dass sie ihrem Wertesystem zufolge ganz genau richtig handeln. Weiterlesen
Einsam vor dem Rechner/Verbunden mit der Welt
„Get a Life“ ist vermutlich eine der meistgebrauchten Beleidigungen im Netz. Der Vorwurf des einen Nerds an den anderen, kein Leben zu haben, also keins, das jenseits von Pizzadienst-Burritos, Cola Light und M&Ms, die allesamt halb hektisch, halb gedankenverloren vor dem Rechner verzehrt werden, existiert – während die Außenwahrnehmung durch den sonnenhellen Bildschirm längst dermaßen verzerrt ist, dass das legendäre „Draußen“ dem Internauten vorkommt wie ein fremder Planet: Dieser Vorwurf steht im Raum, seitdem es das Internet gibt. Wer ins Netz geht, der tut das mangels Alternativen in der Echtwelt, das Real Life ist ein Spielplatz, der zu unübersichtlich ist für den Klick für Klick durchs Leben stolpernden Surfer. Weiterlesen
Nicht ganz da
Schlummern tuth es nie, das Netz und so declarirt das Gesetz, dasz der Mensch soll sein gehetzt. Doch der Mensch hat nur zwei Händ‘, zwei Ohren und zwei Äugelein.
So sieht er nur ein tausendstel von all den Online-Sauerein.
Und siehe da! Er steht auf und proclamieret: Ich bin süchtig. Dabei ist er nur frusthrieret.
Bekenntnisse eines Schulterzuckers
Es ist zu rapportiren von Beschwerden und Confession, von Conflicten gar religioser Nathur, die entbrennen ob der Vermessung der Welth. Und zu reden sein wird auch von Nägeln, die da wachsen an Fingern und Zehen. Weiterlesen
Wofür das Netz nichts kann
Nothwendig erheischt es,
vorjetzo den hochverehrten Leser dahingehend zu persuadiren,
das Netz zu betrachten in einem milderen Licht.
Denn der Verrohung der Adoleszenz zu bezichtigen ist es nicht. Weiterlesen
Die Balz und das Netz
Wir befleißigen uns, den neuzeitlichen Menschen zu zeigen in seiner Suche nach Liebe und exemplifizieren dies anhand von Mannen mit gar christlichen Namen von zeitgemäßer Sittlichkeit Weiterlesen