Die Buchmesse wird immer voller und enervierender. Eigentlich sollte man zu Hause bleiben und erst nach Mitternacht auf die Verlagsparty seines Vertrauens gehen, denn die werden dann immer leerer und entspannter.
Bei Rowohlt muss man allerdings etwas länger warten. Zwar hat die Geste, mit der Harry Rowohlt das ausgetrunkene Whiskeyglas auf den Tisch knallt, etwas endgültiges, aber auch nichts zu sagen. Denn da stehen noch alle in der Rotunde der Schirn-Kunsthalle herum, und zwar so dicht, dass man sich am besten an der Wand entlang hinter den Heizpilzen durchdrückt, wenn man von der einen Bar zur anderen will.
Hier sind schließlich alle: Autoren, Kritiker, Verleger, Lektoren, Presse-Damen und die 37 F.A.Z.-Mitarbeiter. Und alle kommen jedes Jahr wieder, weil Rowohlt weiß, was Buchmessegäste brauchen: Wein und wirklich gute Häppchen. Aus den Fehlern der letzten Jahre (der gravierendste: kein Essen mehr nach neun) hat man gelernt. Man hat den Bereich vergrößert und schickt die ganze Nacht noch Tabletts mit Spießchen herum. Anlass war nicht zuletzt das 100. Verlagsjubiläum, das auch den Verleger dazu brachte, eine kurze Ansprache zu halten. Aber auch diese Unterbrechung hielt die Gäste nicht davon ab, sich sofort wieder dem Wesentlichen zu widmen: Junge Menschen mit Tabletts anhalten und nach Garnelenröllchen zu greifen.
Bei dieser Gelegenheit bekomme ich auch die hübsche Geschichte von dem erbosten Feuchtgebiete-Leser erzählt, der in sein Exemplar hineinkackte und es derart verziert dem DuMont-Verleger Hartges retournierte. Ein nicht gänzlich unkonsequentes Statement
Fäkal gehe es in diesem Jahr auch im Lesezelt zu, erzählt man sich. Das habe man nämlich ausgerechnet über dem Abluftschacht der Kanalisation errichtet, dementsprechend röche es dort etwas streng. Das ist nicht schön, denn dort verbringe ich üblicherweise die Publikumstage, trinke Kaffee und lasse in völliger körperlicher und geistiger Lethargie einen Autor nach dem nächsten an mir vorbeiziehen. Das hat den Vorteil, dass man glaubt, etwas getan zu haben, sich dabei aber nicht bewegen muss.
Das Lesezelt ist zwar auch voll, aber nicht so voll wie der Gang zwischen Halle 3 und Halle 4. Dieser Gang macht mich sofort aggressiv. Allein die Aussicht, dort hindurchgehen zu müssen. Und dann dieses entsetzliche Restaurant, dessen Geruch nach Sauerkraut und Spüli man nicht entgehen kann. Heute habe ich mich dort in der Essensschlange angestellt und bekam eine Lasagne auf mein Plastiktablett gereicht, die nach Mensa aussah und nach Mensa schmeckte. Der Preis und die Größe der Portion waren allerdings eher an Edelitaliener-Maßstäben ausgerichtet. Dazu eine homöopathische Dosis Orangensaft, der vermutlich nur deshalb so teuer ist, weil der Kassierer ihn für einen vorschüttelt.
Eigentlich ist es kein Wunder, dass alle auf die Empfänge strömen und sich das Nacht für Nacht antun. Es ist die einzige Möglichkeit, in halbwegs würdevoller Umgebung etwas zu essen, was nach was schmeckt und einen nicht finanziell ruiniert.
In einem sehr weiten Sinne...
In einem sehr weiten Sinne hängt Kacken ja auch mit Essen zusammen. Daher muß ich meinen ursprünglich gedachten Protest wieder zurückstellen.
Ein Lesezelt über über dem...
Ein Lesezelt über über dem Abluftschacht der Kanalisation… Höchst allegorisch, und gleichzeitig haptisch. Ich meinte, olfaktorisch.
Liebe Frau Diener
bezüglich...
Liebe Frau Diener
bezüglich Ihrer Füße bin ich in diesem Fall leidlich beruhigt. Anhand eines identischen Teppichbodenmusters können Sie eventuell erlittene Größenzuwächse problemlos nachweisen (bitteschön, Tipps dieser Art gerne und kostenlos).
Freundlich grüßend
Angela Hornbogen – Merkl
@Jordanus: an dieser Stelle intensive Warnung vor E-books – liegen unglaublich schwer im Magen.
Ich dachte, hier werden...
Ich dachte, hier werden Bücher verschlungen.
... lieber Anonym: Der Spruch...
… lieber Anonym: Der Spruch hat aber auch bereits einen langen und grauen Bart & geht auf Herrn Liebermann zurück ;-)
Wenn schon sowas, dann doch bitte ein wenig origineller & originaler!
Bei dem was in diesem Land...
Bei dem was in diesem Land abgeht kann ich gar nicht soviel essen, wie ich kotzen will …
<p>Liebe Frau Hornbogen,...
Liebe Frau Hornbogen,
vermessen wurden meine Füße nicht, aber immerhin fotografisch dokumentiert, und zwar in der zweiten FAZ-Buchmessezeitung durch Wolfgang Ferchl. Dem wilden Teppichbodemuster nach muß es sich um den Frankfurter Hof handeln.
Marc: Hier wird halt noch was geschafft fürs Geld.
Jetzt gibt es zu der Party ja...
Jetzt gibt es zu der Party ja schon zwei Blogeinträge. :-)
Lese interessiert mit und...
Lese interessiert mit und danke schon mal für die Weitergabe dieser wunderbaren und so passenden Idee, was man mit dem Werk der Dame Roche anfangen könnte. Habe viel gerätselt nachdem ich bei Seite zwei erkannte, dass sich das Machwerk nicht dazu geeignet von mir gelesen zu werden.
Gestatten Sie, liebe Frau Diener, mir heute noch eine persönliche Frage: haben Sie vor der Buchmesse ihre Schuhgröße unter Zeugen nachgewiesen??? Das ist nicht unwichtig, als ich selbst mich zum letzten Mal nach Frankfurt begab um dort der Literatur zu huldigen traf ich nicht nur Dieter Bohlen ohne mich erfolgreich dagegen wehren zu können, sondern hatte meine ohnehin schon nicht sehr damenhafte Schuhgröße 43 am Ende der Messe auf Größe 45 hinaufgetrieben. Seitdem bin ich auf keine Buchmesse mehr gegangen. Wegen Bohlen und auch weil es schon in Größe 45 schwierig ist an erträgliches Schuhwerk zu kommen. Geben Sie also auf ihre Füße acht (vielleicht können sie die FAZ ja im Schadensfalle zur Beschaffung neuer Schuhe nötigen)!
Mit freundlichen Grüßen
Angela Hornbogen – Merkl