Eines der grössten Hindernisse beim unaufhaltsamen und stötrungsfreien Durchmarsch des E-Buches zur Marktherrschaft ist – der Autor. Diese schreibende, nervengebündelte, psychisch labile Etwas, das erst nach dem Ableben Verlagen zur vollen Freude gereicht, denn dann sind die Bücher da, der Irre ist weg und die Erben wollen nur Geld. Autoren alter Baureihen waren und sind, da nicht jeder Erfolg über die Leipziger Filzwerke steuerbar sind, oft das Gegenteil von marktkompatibel, sie sehen unterdurchschnittlich aus, kleiden sich fast so schlecht wie Journalisten und haben, so sie nicht auch noch Journalisten sind, mitunter Ideale. Das passt nicht zum Markt, und noch weniger zu einem Emerging Market mit Verteilungskämpfen. Da braucht man neue E-Autoren.
Glücklich meint sich deshalb Rowohlt Berlin preisen zu können, der einen Inbegriff des neuen E-Autorentums unter ihre Fittiche genommen hat. Der Autor hat schon Firmen mitruiniert und trotzdem eine Menge Freunde; über 47.000 sitzen der Theorie zufolge an den Rechnern und warten nur darauf, dass dieser Herr mit 160 Zeichen Weisheiten aus seinem Dasein verkündet. Wie müssen sie gierig lechzen, wird man sich gedacht haben, wenn statt der 160 Zeichen alle paar Stunden nun plötzlich 160 Seiten und mehr einfach für kleines Geld im Buchhandel, bei Amazon, als E-Book und als App für das iPhone verfügbar sind, Letzteres sogar mit Bonusmaterial, exklusiv nur für die neuen E-Kunden des Hauses? Und wäre es nicht punktgenau berechnet, wenn man dem E-Publikum auch gleich eine Story rund um dieses E-Zeugs liefert, so dass alles in Zeichen des E zusammenflösse und Geldströme in die Kasse leitete?
So also wurde ein Roman niedergeschrieben, einer sanften Handlung unterzogen, die mit dem Lektorat nur den Namen gemein hat, es wurden Werbemittel gedruckt und auch Bücher, es wurde ein Auto lackiert und kräftig getrommelt, denn auch, wenn die im Buch thematisierte New Economy nicht die Finanzkrise ist – Autor und Verlag sitzen in Berlin, da nimmt man das nicht so genau. In neuen Märkten darf man nicht zögern, man braucht starke Führer, die ihre Follower mitnehmen, und keine blöden Fragen und Zweifel. Und so landete das alles gestern an der Buchmesse, stellte das Auto ab und sich selbst an den Stand und redete, als sei nichts passiert.
Genau genommen ist auch nichts passiert. Ein dezenter Blick in die Amazon Verkaufscharts zeigt, dass da Buch irgendwo zwischen Platz 5.000 und 20.000 herumschwappt. Das ist nicht wirklich ein gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, welchen Stellenwert der Buchversender im Leben der E-Kunden hat. Das ist eine vermutlich eine mittlere Katastrophe. Ja, es gab böse Kritiken. Ja, die Auszüge im Internet waren nicht gerade brilliant. Man kann Gründe für die E-Performance finden, wenn man will.
Die etwas näherliegende Frage jedoch wäre, ob man aus 47.000 Leuten, die mal im Internet einen Knopf angeklickt haben, so leicht Kunden machen kann. In der realen E-Wirtschaft gibt es nämlich das fiese Wort der „Conversion Rate“, das das Verhältnis von Nutzern zu Käufern beschreibt. Das liegt nur mit viel Glück im niedrigen Prozentbereich; üblich sind dagegen Promille. Oder andere deprimierende Nanozahlen, hinter denen sich dann Oma, die Tanten und sieben nicht so gute Bekannte verbergen, die das Produkt nicht erschnorren konnten. Dabei wäre Conversion Rate doch so ein hübsches E-Wort in der E-Präsentation von E-Rowohlt Berlin. Wenn sie vorher nicht Ex-Rowohlt Berlin werden.
Der, dessen Analogbuch nicht...
Der, dessen Analogbuch nicht sieben Jahre nach Erscheinen immer noch in der ersten Auflage bei Amazon angeboten wird, werfe den ersten Stein.
#idonotfollowsaschalobo
;-)...
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;-)