Überdruck

Überdruck

Die Liebe zum Gedruckten lässt Menschen auf der Frankfurter Buchmesse wahre Torturen ertragen: Lesungen in schlecht belüfteten Räumen, Herumrennen

Tag 5: Reste von Festen

| 4 Lesermeinungen

Na, immer noch auf der Messe unterwegs? Ach je, Sie Ärmste/r! Wenn Sie das lesen, bin ich gerade mit Tee und Sofa verschmolzen. Langsam hört der Schmerz auf, und die Vorfreude auf nächstes Jahr beginnt. Ich bin ja schließlich nicht zu retten.

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Wenn Sie diesen Blogeintrag lesen, liebe Sonntagsmessebesucher und von Ferne Anteilnehmende, dann besteht eine gewisse Chance, dass das Schlimmste bereits überstanden ist. Zum Beispiel so unangenehme Dinge wie ausgefallene Rolltreppen ausgerechnet am Besuchersamstag, und ob man da einen Handwerker bekommt, man weiß ja, wie das ist, und dann fehlt ein Ersatzteil, und das ist gerade nicht lieferbar bei diesem Modell und so weiter. Aber ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie als Sonntagsgast nicht wie wir über die Nottreppe kraxeln müssen.

Überstanden ist auch die Flut junger Menschen in sperriger Kleidung, die unverdrossen Jahr für Jahr die Halle Dreinull fluten, in der die Medien ausgestellt werden, nach deren Helden sie ihr Outfit gestaltet haben. Dass sie fort sind, wird auch die Maoris freuen, die einen Tag lang seltsam durchschnittlich wirkten mit ihren Gesichtsbemalungen und Lendenschurzen, obwohl sie ja die Echten mit Gesichtsbemalung als Kulturhintergrund sind und nicht nur so Freizeitverkleidete wie das bunte Volk hier.

Überstanden ist das schlimmste Gewimmel, zumindest hoffe ich das für Sie, damit Sie mit Ihrem prospektprallen Rollköfferchen gut durch die Gänge kommen, denn „Gang“ kommt ja von „gehen“ und nicht von „stehen“, sonst hieße er „Stang“.

Überstanden sind auch die Partys. Sprechen Sie bloß kein Standpersonal an, die haben es gestern noch mal krachen lassen und hinter ihren Sonnenbrillen ganz rote Augen, die sich anfühlen wie sandgestrahlt. Essen Sie ihnen nicht die Kekse weg. Oder doch: Wenn es festgeklebte Kekse sind, tragen Sie nicht unerheblich zum Amüsement bei, und das kann heute jeder brauchen, der noch in seiner Butze verharren muss. Verhalten Sie sich also am besten ganz natürlich.

Überstanden ist unser Messeredaktionsdienst. Überstanden ist auch, wenn Sie diesen Blogeintrag lesen, unsere Party, die vermutlich im Morgengrauen irgendwo in Frankfurt endete, nachdem die Letzten vom Reinigungspersonal vom Teppichboden geschleift und in ein Taxi entsorgt wurden. Wenn Sie einen von uns sehen: Gehen Sie schweigend vorüber, wir sind nicht ansprechbar. Reichen Sie uns höchstens ein Glas Wasser und ein Aspirin. In zwei Tagen sind wir wieder aufrecht. Und in spätestens drei Wochen beginnt die Vorfreude auf das nächste Jahr. Es wird wieder schrecklich schön, wir sind uns ganz sicher!


4 Lesermeinungen

  1. Es macht großen Spaß Dinge...
    Es macht großen Spaß Dinge Revue passieren zu lassen, wenn man mit einem blauen Auge davonkommt und über alle Strapazen und Peinlichkeiten bedenkenlos lachen kann ;-)

  2. Spectator sagt:

    Ente gut, alles gut, so...
    Ente gut, alles gut, so spricht der Kines aus Pekä. Göthe fährt wieder gen Walhall und sinniert weiter über den Gingkobaum.

  3. perfekt57 sagt:

    und die nächste pflicht kommt...
    und die nächste pflicht kommt bestimmt. von frankfurt main aus evtl. sogar kurzweilig mit der bahn. https://www.arpmuseum.org/download/Flyer_RM.pdf
    .
    und auch in prêt-à-porter muss man schließlich hineingeboren sein.
    .
    und grüße und danke fürs mitnehmen, wie auch immer.

  4. hansgeier333 sagt:

    "Immer sagen sie: Es gruselt...
    „Immer sagen sie: Es gruselt mir! Es gruselt mir! Mir gruselt’s nicht; das wird wohl auch eine Kunst sein, von der ich nichts verstehe.“

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