Digital/Pausen

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Hans Ulrich Gumbrecht lehrt Literatur in Stanford und bedauert es, zu alt für eine Karriere-Chance als Trainer im American Football zu sein.

Was ist deutsch an der Bundesliga?

Seit fünfzig Jahren ist die Fußball-Bundesliga das Lieblingsspektakel der Deutschen. Aber gibt es etwas "spezifisch Deutsches" an ihr? Die Spieler-Kader und die Spielkultur sind es jedenfalls nicht.

Populärer als heute war sie sicher nie, die fünfzigjährige Bundesliga, und was man über eine Jubilarin ja ohnehin gerne und auch gleichsam aus Höflichkeit sagen möchte, hat in diesem Fall eine doppelt solide Faktenbasis. Das war – jubiläumsgerecht – das Ereignis des ersten von zwei Bundesligamannschaften bestrittenen Champions-League Endspiels mit seiner Dramatik und ästhetischen Qualität, die international mehr als nur Anerkennung auslösten. Darüber hinaus beeindrucken aber auch die in unserer Gegenwart der Totalmediatisierung immer weiter steigenden und sich tatsächlich der maximalen Stadien-Kapazität nähernden Zuschauerzahlen der Bundesliga. Dies wirkt besonders erstaunlich auf Fans, die alt genug sind, um sich an Zeiten zu erinnern, wo der DFB in heute kaum vorstellbar diätetischen Verhandlungen mit den Fernsehanstalten von der Horrorvision leerer Stadien getrieben war. Inzwischen hat man gelernt, dass Live-Übertragungen und Stadionbesuch in einem Verhältnis wechselseitiger Steigerung stehen.

Und was ist unverwechselbar deutsch an Deutschlands beliebtestem Unterhaltungsprogramm? Natürlich nicht der Fußball als Sportart, weder geschichtlich gesehen noch angesichts seiner heute mit imperialem Ehrgeiz von der FIFA betriebenen Globalisierung; ebensowenig die sehr international gewordene Elite der Bundesliga-Spieler oder (sollte es die denn auf einem übergreifenden Niveau überhaupt geben) ihre Spielkultur. Von nationaler Besonderheit ließe sich höchstens – in strikter Konzentration auf die Staatsangehörigkeit und mit etwas brüchig gewordener Hoffnung in der Stimme – in Bezug auf die deutsche National-Mannschaft reden. Was aber Teenager-Erinnerungen weckt (ich war fünfzehn, als Timo Konietzka von Borussia Dortmund das erste Bundesliga-Tor schoss) und erstaunlich warme Gefühle, wenn immer ich nach Monaten ausschließlich kalifornischer Konzentration auf American Football, Baseball und Eishockey ein Wochenende in Deutschland verbringe, was ich also als die spezifisch nationale Aura der Bundesliga wahrnehme, das sind traditionelle Programme wie die Live-„Konferenzschaltungen“ am Samstagnachmittag, die ARD-Sportschau oder das ZDF-Sportstudio. Der Sachverhalt, dass die mediale Aura einer Sportart oder einer Liga ein jeweils nationales Timbre hat, ist selbst allerdings kein nationales Phänomen. Eine „Konferenzschaltung“ für Baseball zum Beispiel ist einfach nicht vorstellbar (obwohl der Rhythmus des Spiel, könnte man sagen, sich dafür geradezu anbietet) – und wäre auch mit der Fußball-Fankultur in den südamerikanischen Nationen kaum zu vermitteln. Umgekehrt fällt es schwer, sich Inszenierungen wie den Super Bowl oder die Tour de France innerhalb der deutschen Sportkultur vorzustellen.

Seit einiger Zeit nun schon – und ausgelöst von der Bundesliga – fasziniert mich diese Nationalspezifik des medialen Kontexts von Sportereignissen. Doch dass eine solche Faszination überhaupt entstand, hat damit zu tun, dass Deutschland nicht allein die Nation der Fußball-„Konferenzschaltung“ ist, sondern auch die der Medienforschung. Es war mein Freund, Kollege und Medienwissenschafts-Mentor Jan Soeffner von der Universität Köln (natürlich schlägt sein Herz für den FC), der mich zuerst auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht hat – und den ich seitdem in täglichen E-Mails um mehr Beobachtungen und komplexere einschlägige Begriffe bitte. Spätestens seit er mir im Detail die Medien-Aura der Serie A, der ersten italienischen Fußball-Liga beschrieben hatte, wurde die Gedanke zu einer fixen Idee, ihn wenige Tage vor dem Beginn der neuen Bundesliga-Saison wieder einmal um einen Blog-Gastauftritt zu bitten. Natürlich setzt die Geschichte des Italianisten Jan in Italien ein:

„Wenn ich an Fußballübertragungen denke, kommt mir zuerst die Zeit in den Sinn, als ich in Florenz lebte. Ich wohnte damals direkt gegenüber von den Trainingsplätzen der italienischen Nationalmannschaft, und im Winter konnte ich aus meinem Fenster Donadoni, die Baggios, Pagliuca und die anderen Spieler trainieren sehen, die im Sommer beim Finale der Weltmeisterschaft 1994 das Elfmeterschießen gegen Brasilien verlieren sollten. Sonntagnachmittags, wenn die Serie B spielte (die Fiorentina war ein Jahr vorher aus der Serie A abgestiegen), gingen zum Teil sehr alte Ehepaare an diesen Trainingsplätzen vorbei in die Natur spazieren. Der Herr schlenderte ungefähr zehn Schritte vor der Dame, die seinem Weg genau folgte. Sie zeigten noch vage eine Körperhaltung des Promenierens, wie sie einst Mussolinis Spaziergänge unters Volk gebracht hatte: der Oberkörper war aufrecht, der Kopf leicht gesenkt, die Hände locker auf dem Rücken verschränkt. Doch ganz durchgehalten war diese Form nur bei der Dame. Der Herr hielt mit einer Hand das Transistorradio ans Ohr – wie einen schweren Telefonhörer. Man war draußen, wenn man den Fußball verfolgte. Vom Rest der Familie sichtbar distanziert und stattdessen vereint mit dem, was durch den Äther kam.

Ob es an der Sportschau lag, dass deutsche Ehepaare derselben Generation in der entsprechenden Situation zuhause blieben? Das bessere Wetter war es jedenfalls nicht, denn solche Spaziergänge fanden auch bei italienischem Schneegriesel statt. In der alten Bundesrepublik dagegen blieb das Fernsehen eingeschlossen ins Reihenhaus, familiär und privat. Ich wunderte mich deshalb immer noch, als im Florentiner Sommer meine Freunde bei bejubelnswerten Toren nicht vor dem Fernseher die Zeitlupe sehen wollten, sondern auf den Balkon rannten, um – draußen – die Freude mit den anderen Balkonen zu teilen.

Inzwischen hat sich auch die deutsche Fersehfußballwelt nach draußen verlagert. Zudem hat sich die Technik der Live-Übertragungen verändert. Das Finale der Weltmeisterschaft 2006 war da mein einschlägig traumatisches Erlebnis. Ich sah das Spiel zuhause, aber das italienische Fernsehen streamte ein paar lange Sekunden schneller als das deutsche, und die Stimmen, die aus der benachbarten Pizzeria kamen, vermiesten mir die Partie. Die Jubler wirkten schlimmer als ein Freund im Kino, der einem vor jeder Szene erzählt, was passieren wird. Ich war immer schon informiert – und das Staccato der Einzel-Informationen ist die Feindin des Live-Erlebnisses, das im Fluss sein muss. Als endlich das Elfmeterschießen kam, schaltete ich ganz entnervt den Fernseher aus und ließ mich vom Jubel allein informieren.

Inzwischen haben sich medialen Bedingungen des Live-Erlebens längst schon wieder grundlegend verändert. Die Bundesliga-Übertragungen bei Sky haben eine große Spiel-Auswahl, ausgezeichnete Bildqualität und passable Reporter. Trotzdem behaupten sich die Bundesliga-Konferenz im Radio und auch die Sportschau weiterhin gut, weil mittlerweile noch viel mehr Autofahrer- und Wohnzimmer-Patina als Traditions-Aura haben. Es fiele schwer, dieses merkwürdige Phänomen allein aus der Gewöhnung an den Samstagsausflugs- und Familiensofa-Fußball zu erklären. Die Renitenz der alten Formate gegenüber den vielfach überlegenen neuen ist beachtlich und scheint Konsequenz einer Art von Medien-Nostalgie zu sein. Der Erfolg jener anderen Technologie, die Sport-Ereignisse inzwischen überall individuell und beinahe in Echtzeit abrufbar macht, könnte unerwünschte Nebenwirkungen gehabt haben, die man auszuschalten sucht. Aber was sollten diese Nebenwirkungen gewesen sein?

Ich glaube, dass die verbesserte Abrufbarkeit von Information das Gefühl zurücktreten lässt, aus dem Rauschen heraus plötzlich mit einer Ferne und einer Allgemeinheit verbunden zu sein. Zwei gebräuchliche Metaphern, „Äther“ und „Netz“, können den Unterschied zwischen den alten und den neuen medialen Live-Erlebnissen verdeutlichen. Das alte Live-Erlebnis der analogen Zeit hatte seinen Ort noch im Äther. Eine Verbindung über Computer ist stattdessen als Netz organisiert. Der Äther galt – bevor er zur technologischen Metapher wurde – als eine geistige und lebendige Substanz, die das Weltall erfüllte. Als Metapher spielte Äther dann an auf diese allgemeine, überall anwesende und überindividuell verbindende Substanz – eine Substanz, die durch alle Menschen hindurchging und sie in einem unterschwelligen, allgemeinen Zusammenhang verband. Anders das Netz, dessen Zusammenhang sich aus einem Labyrinth von Verknüpfungen ergibt: die Metapher des Netzes legt den Fokus auf eine individualisierte Form der Informationsübertragung und auf individuelle Abrufbarkeit. Der Äther verband eine Allgemeinheit, das Netz verbindet einzelne Knotenpunkte; deshalb gibt es im Netz immer Menschen, die besser vernetzt sind als andere – um zwischen den einzelnen Informationsangeboten auszuwählen und dann von der einen Partie zur anderen umzuschalten.

Vergleicht man den jüngeren Internet-Chat mit dem alten CB-Funk, dann wird der Unterschied noch klarer. Wer im Äther auf derselben Wellenlänge ist, hört und spricht mit – er muss sich dafür nicht in ein exklusives Sub-Netz einloggen. Es ist wohl kein Zufall, dass Fernfahrer die größten CB-Funker waren. Denn auf den nächtlichen Autobahnen, die sie einander über alle Distanzen hinweg gegenwärtig machten, waren sie der Raumerfahrung des Äthers ohnehin schon nah. Das Netz stattdessen macht Einzelereignisse von überall abrufbar. Es mag mein persönlicher Eindruck sein, aber lag nicht vor nur zwei Jahrzehnten noch der Hauch einer mondlandungshaften Erhabenheit in der Stimme von Reportern, wenn sie vom Aufbau einer „Live-Schaltung“ sprachen? Heute, zu Netz-Zeiten, spüre ich jedenfalls eher den pragmatischen Gehorsam gegenüber der Allmacht der Systemadministratoren. Fast gequält hört es sich an, wenn darauf hingewiesen wird, welches Spiel man gerade alternativ auf einem anderen Stream desselben Senders (wann wird wohl die Patina dieses Wortes endlich spürbar?) ansehen könne. Der Hörer steht nicht mehr in einem ätherischen Zusammenhang, sondern ist über eine Schnittstelle verbunden, die nicht das Gegenüber in den eigenen Gegenwartsraum holt, sondern seine Informationen abruft. Und mit dem Übergang vom Gegenwarts-Zusammenhang in ein Informationsnetz verlieren die Dinge und Ereignisse etwas von ihrer Aura.

Fußball nun lebt zu einem entscheidenden Teil von seiner Aura. Das ist zum Beispiel der Grund, warum er Reliquien produziert. Der arme Fortuna Düsseldorf-Fan, der vor gut einem Jahr den Rasen um den Elfmeterpunkt aus dem Rheinstadion riss, muss es auf die Aura dieses Objekts abgesehen haben. Er nahm einen Gegenstand mit, der Teil des Aufstiegs seiner Mannschaft war – als wollte er ihn über die Zeit retten und so einen direkten physischen Zusammenhang zu jenem glücklichen Moment aufrechterhalten. Ein solches Fixiertsein kann absurd erscheinen, doch in ihm steckt ein elementares Bedürfnis, dessen Wucht kennenlernen kann, wer versucht, ein Kind, das seinen Lieblingsteddy verloren hat, davon zu überzeugen, dass der identische Teddy, den man ihm gerade kauft, doch ein adäquater Ersatz sei. Für den Fan musste es jenes Stück Gras sein, das Teil des Aufstiegs war, und das sich daher auch nicht durch einen anderen identischen Erdklumpen hätte ersetzen lassen. Vielleicht kann man vor diesem Hintergrund besser verstehen, dass sich auch im Übergang vom Äther zum Netz ein Moment jenes Erlebens verlieren kann, Teil eines größeren Zusammenhangs im Spiel zu sein. Das Abrufen von Information verhält sich zum Eintritt in jene Welt der ätherischen Verbundenheit so, wie ein Abbild zu einer Reliquie.

Intensiver auratisch noch als Reliquien sind Stars – und auch ihre Aura scheint sich unter dem Eindruck neuer Medien-Technologien gewandelt zu haben. Während es dem Fußball heute schwer zu fallen scheint, Spielerpersönlichkeiten wie Pelé, Beckenbauer oder Maradona hervorzubringen, sind charismatische Trainer – wie Mourinho, Klopp, Prandelli oder Guardiola – ins Zentrum der Aufmerksamkeit getreten. Ob man sie verehrt oder ablehnt, bleibt sich fast gleich, solange sie (und mehr ihrer Kollegen als je zuvor) starke und oft nachhaltige Reaktionen auslösen. Die Aura der Star-Spieler war aus einer jeweils besonderen Rolle erwachsen, mit der sie Zusammenhang stifteten. Vor drei Jahrzehnten hieß der Zusammenhang der SSC Neapel Diego Maradona. In ihm liefen Spielzüge, Esprit und auch Seele der Mannschaft zusammen. Diese Form der Aura fiel inzwischen dem Erfolg ausgefeilterer und immer abstrakter vorausgeplanter Spielsysteme zum Opfer.

Es folgte ein kurzer Übergang zu den Spielsystemen, in dem die Aura auf das Kollektiv überging – und die „Mannschaft der Star war“, wie es der durchaus uncharismatische Berti Vogts formulierte. Seele und Zusammenhang konnten nun nicht mehr in einzelnen Spielern verkörpert sein. Doch offenbar war diese neue Mannschafts-Aura zu abstrakt, um die Fans langfristig zu begeistern. Heute, wo die eingeübten Spielzüge noch komplexer und variabler geworden sind, scheinen Zusammenhang und Charisma immer häufiger von Trainern verkörpert zu werden. Man sucht die Aura nun in der genialen Einwechselung des richtigen Spielers oder in der optimalen Umstellung des Spielsystems. Letztlich aber liegt sie immer in der Bündelung von etwas Abstraktem. Auch hier hat die neue Aura ihren Ort nicht mehr im Live-Erlebnis des Spiels, sondern vor allem im Training und auf Pressekonferenzen. Der Trainer ist aber im Vergleich zum Star-Spieler nur mittelbar Teil des Spielgeschehens. Medial wird seine Aura daher auch im Hintergrund der Spiele vorbereitet, um dann in das Event eingehen zu können. Wo wäre die Aura, welche derzeit Guardiola umgibt, wenn man seine Entscheidungen nicht lange vor den Spielen gleichsam als Worte des lebendigen Gottes wiedergäbe?

So zentral ist die Aura aber für den Fußball als Event, dass solche Trainerauratisierung offenbar nicht ausreicht, um der Aura des Spiels medial gerecht zu werden. Eine vom Spiel selbst abgelöste Aura aber, eine Aura der Seitenlinie sozusagen, kann kaum mehr als ein Hilfsmittel für etwas anderes sein. Was nun, wenn meine Vermutung zutrifft, und die gegenwärtigen Übertragungsmedien Schwierigkeiten hätten – trotz der gesteigerten Bildqualität und trotz der größeren individuellen Auswahl – die Aura des Spiels in jene allgegenwärtige Verbundenheit des Live-Moments eingehen zu lassen? Dann würde der Aura-Verlust des zu abstrakt gewordenen Spiels verdoppelt durch ein Medium, das das Gefühl erschwert, selbst Teil des medial vergrößerten, raumgreifenden Event-Zusammenhangs zu sein.

Vielleicht liegt es – neben der anhaltenden nationalen Wirtschaftskrise – an einem weiteren Vernetzungseffekt, wenn auf mehreren statistisch messbaren Ebenen, im Stadion, am Radio und am Fernsehen – die Popularität des italienischen Fußball derzeit im Abnehmen begriffen ist: die Vielzahl der Korruptions- und Wettskandale haben dort zu dem unterschwelligen Gefühl geführt, dass das Spiel selbst nicht mehr allein im Stadion seinen Austragungsort hat. Es ist nun dem permanenten Verdacht ausgesetzt, von einer geheim und medial vernetzten Macht gesteuert zu sein – und das verdirbt seine Aura bereits im Stadion.

Der deutsche Medienfußball hingegen hat seine Skandale in Grenzen gehalten – und vor allem hat er aus seinem späten, aber dafür umso intensiveren Weg hinaus aus dem Wohnzimmer ein neues Aura-Potential entwickelt. Den Erfolg des Public Viewing (vor allem in den Kneipen, mit deren Verträgen Sky einen beträchtlichen Teil seines Geschäfts macht) könnte man als eine Reaktion auf die De-Auratisierung der Live-Übertragung verstehen. Die Zuschauer finden eine Aura nun – statt im raumgreifenden Äther – in der wechselseitigen Erfahrung ihrer Präsenz an dem Ort, wo sie sich selbst vor großen bis gigantischen Bildschirmen gerade aufhalten. Dass manche von ihnen am Spiel kaum interessiert sind, passt durchaus zu dieser These. So ließe es sich jedenfalls theoretisch argumentieren. Praktisch könnte als Motivation für das Public Viewing auch der einfache Wunsch eine Rolle spielen, dem nervig lauten Nachbarn zu entgehen, der besser vernetzt ist und deshalb den schnelleren Stream hat.“

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Die Frage, warum Public Viewing ausgerechnet im deutschen Fußball so populär geworden ist, dass es heute als eines seiner Markenzeichen gilt, kann man wohl vorerst nur auf dieser sehr spekulativen Ebene beantworten. Ihn ihm konvergieren ein Kompensationsimpuls für den doppelten Aura-Verlust (des Spiels und seiner neuesten Übertragungsmedien) mit der Entdeckung und Eroberung des Draußen als öffentlichem Ort. Mittlerweile steht Public viewing als immer noch aufregende Innovation neben der Live-Konferenzschaltung als einer aus der Vergangenheit kommenden, nationalspezifischen Medien-Form. Plausibel, beinahe schon zu plausibel ist auch die Tatsache, dass sich diese Entwicklung in einer Gegenwart vollzieht, wo die Zahl der Stadionzuschauer in Deutschland von Jahr zu Jahr steigt. Nichts ist also deutscher am deutschen Fußball-Spektakel als die Geschichte und die institutionellen Formen seiner Zuschauer-Partizipation – im Stadion wie in den Medien.