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Wie bekommt man sie wieder los?

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Manche Whatsapp-Alternativen verdoppelten ihre Nutzerzahlen über Nacht. Welches Problem löst man, wenn man Whatsapp löscht (und welches nicht)?

© dpaWas passiert, wenn man Apps löscht? Sind sie dann wirklich weg?

Selbst in trockenen Rechtstexten, die tatsächlich nur noch von Börsenrobotern gelesen werden, kommt Mark Zuckerberg ständig auf seine Mission zu sprechen. Er würfelt sie aus den Worten „Power“, „Share“, „Connect“, „Friends“ und „Family“ immer neu zusammen. Nun beginnen die Floskeln so: „Whatsapp wird uns dabei helfen, …“.

Uninteressant ist das trotz aller Erwartbarkeit nicht. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum Facebook ohne technische Not für 19 Milliarden Dollar den Messenger Whatsapp kaufte, ist in der offiziellen Botschaft nur ein Wort umzudeuten: „Vernetzen“, lautete der auf Twitter kursierende Vorschlag, meine tatsächlich „beherrschen“. Dass es ihm um die ganze Welt gehe, sagt Zuckerberg freimütig.

Die Frage, die sich einige der (angeblich) 30 Millionen deutschen Nutzer von „Whatsapp“ stellen, ist leicht beantwortet: Man kann die App löschen. Auf diese Weise — zwei Klicks sind nötig — entzieht man Facebook die Möglichkeiten, die Mikrofone und Kameras des eigenen Smartphones nach Belieben einzuschalten. Standorte werden nicht mehr erfasst, SMS nicht mehr gelesen, das Telefon nicht mehr aus dem Ruhemodus geholt. Auch das Adressbuch, die Systemeinstellungen und die Datenspeicher des Telefons sind dann jenseits Facebooks Reichweite.

Das Löschen der App kappt eine ständig bestehende Verbindung zwischen Smartphone und Unternehmensserver. Dass es zu all dem überhaupt kommen konnte, ist Resultat einer nicht einmal zehnjährigen Geschichte. Sie handelt von einer nicht böswilligen, aber mutwilligen, Verschleierung.

Denn tatsächlich sind unsere Smartphones „unfassbar komplexe Maschinen“, sagt der Berliner App-Entwickler Michael Kleinhenz. Ihre Geschichte spielt in zwei Welten, die der Benutzter und die der Systeme. Der Vorteil an Benutzerfreundlichkeit, den Apps bieten, wenn sie Audio-, Video- und Bildnachrichten versenden, ist ein Zugeständnis an Zugänglichkeit zu Mikrofonen, Kameras und weiteren Sensoren.

Eine Musik-App, die pausieren soll, wenn ein Anruf eintrifft, muss ständig darüber informiert werden, was das Telefon gerade tut. Whatsapp nimmt sich 33 derartiger Rechte, um unsere Telefone zu steuern. Technisch taugen sie fast alle zur Überwachung unseres Verhaltens. Das Ergebnis dieser alltäglichen Verknüpfung von Mensch und Maschine ist, was Whatsapp so kostbar macht: Benutzerfreundlichkeit.

Als Facebook Whatsapp erwarb, hat es sich Sensoren im Alltag von 450 Millionen Menschen gekauft, die nach der Devise Zuckerbergs leben und sich „einfach vernetzen“. Dass dem Gewinn an Benutzerfreundlichkeit der düstere Schatten des Verlusts jeglicher Privatsphäre anhängt, ist ein zwingend politisch, keinesfalls rein technisch zu lösendes Problem.

Derzeit bleibt allenfalls, den App-Entwicklern zu vertrauen, sagt Kleinhenz, der auch seine Zunft aufruft „dreimal zu überlegen“, ob man sich bei der Entwicklung digitaler Anwendungen tatsächlich „all diese Monsterrechte nehmen muss“.

Auch nach der Löschung von Whatsapp wird das Smartphone aber von Software betrieben, die hauptsächlich amerikanischen – und damit im Grunde keinen – wirkungsvollen Datenschutzregeln unterliegen.


1 Lesermeinung

  1. januario sagt:

    reimkeim
    Man kann Whatsapp löschen, aber die Daten nicht.
    Und die sind es, die gekauft wurden, nicht die Marke.
    Geht auf ein Licht,
    schlag ihnen eine Harke.

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