
Ist das Internet eigentlich mehr als nur ein besserer Fernseher? An manchen amerikanischen Abenden verbrauchen die Netzanbieter mehr als die Hälfte ihrer Kapazitäten für digitales Fernsehen. Zuweilen belegt ein einziger Anbieter ein Drittel des Netzes: Netflix begann als DVD-Verleih, ehe es sogar mit selbst produzierten Serien das Internet für sich gewann.
Inzwischen beobachten Netzaktivisten ernste Schäden. Am Sonntag verständigten sich Netflix und der größte amerikanischen Internetanbieter, Comcast, die Videos von Netflix im digitalen Strom zu bevorzugen. Laut „New York Times“ geht es um mehrere Millionen Dollar pro Jahr. Der Vorteil des einen, ein störungsfreies Angebot bereitstellen zu können, stellt sich dabei als Nachteil aller anderen dar.
Einzelverträge wie diese zementierten die Macht von Monopolisten und verringerten die Chancen kleiner Anbieter, gleiche Qualität liefern zu können. Gleichsam verkaufen Internetanbieter ihre Netze doppelt, wenn sie auch von Anbietern Geld dafür verlangten, dass dieser zum ohnehin schon für Internet zahlenden Endkunden gelangt.

Darüber wird noch eine Weile gestritten. Denn selbst unter denen, die wissen, dass Netflix selbst als Netzbetreiber auftritt und der Deal aus dieser Perspektive als marktübliches Peering begriffen werden kann, gilt das Geschäft als größte Bedrohung der Netzneutralität. Einstweilen trifft ein Mem den Nagel auf den Kopf. Schon mehrfach wurde per Twitter gefragt, wie böse Frank Underwood den wirklich sei. Schließlich ist er nun nicht nur imaginärer Vizepräsident, sondern auch faktischer Verhandlungsführer für Netflix.
Auch das EU-Parlament hat sich gestern, anders als geplant, in dieser Frage vorerst nicht entschieden. Der Industrieausschuss vertagte eine Stellungnahme zum Umgang mit besonderen Diensten im allgemeinen Netz.
Der Erfolg von Netflix führte in den vergangenen Wochen allerdings noch zu ganz anderen Diskussionen. Um diese zu beschreiben, griff Anfang des Jahres der weltweit gefeierte Science-Fiction-Autor Cory Doctorow zu den literarisch schärfsten Waffen und warnte in der Überschrift zu einem Text: „Wir huxleying uns in den totalen Orwell“. Gemeint hat er folgendes:
Wenn Netflix aktuelle Bemühungen, auf allen Kanälen präsent zu sein, aufgehen, wird digitales Rechte-Management (DRM) zu einem wesentlichen Bestandteil jedes Webbrowsers. Nur so kann Netflix den Anforderungen der Inhaltehersteller genügen und zumindest teilweise garantieren, dass im Browser angesehene Filme nicht auch auf der Festplatte der Nutzer landen, von wo aus sie illegal getauscht oder weitervertrieben werden können.

DRM-Software sei allerdings zu eigen, dass sie für den Nutzer undurchsichtig sei. Um sie nicht hintergehen zu können, werde ihre tatsächliche Funktionsweise versteckt. Der Nutzer sei dann nicht mehr der eigentliche Herr über die eigene Technologie. Gerade der Webbrowser, also die kürzeste Verbindung zwischen Mensch und Internet, unterliege dann dem Folgenreichtum der Intransparenz.
Diese Bedrohung kommt derzeit aus zwei Richtungen. Entweder wird die DRM-Technologie direkt als Standard in den nächsten HTML-Versionen vorgesehen. Wofür es Stimmen in dem damit befassten Gremium W3C gibt. Oder die Technologie setzt sich marktgetrieben durch. Es ist nämlich kaum vorstellbar, dass beispielsweise Firefox seinen Browser vollständig Open-Source hält, wenn die Mehrheit der Menschen einen Netflix-fähigen Browser benötigt und auswählt, unwissend, welche Entscheidung sie damit eigentlich treffen und welche Entwicklung sie damit tatsächlich fördern.
Netflix steht, so lauten die Gerüchte, kurz vor einem Start in Deutschland. Nachdem Amazon nun Lovefilm abgeschafft hat und auf seiner eigenen Startseite mit neuem digitalen Filmverleih wirbt, werden sich die Anstrengungen, hierzulande präsent zu sein, erhöhen. Der Diskussion, in welcher Form Netflix seine Präsenz ausgestalten wird, gibt das eventuell ebenso einen Schub.
Netzneutralität
Netzneutralität ist DAS Thema dieses Monats bezogen auf Netzpolitik.
Schade dass so wenig Zeitungen davon berichten. Es geht darum, dass sich die Internetprovider (Telekom) und einige große Internetseiten die Taschen voll machen. Auf Kosten von den kleinen/ mittleren Firmen, Selbstständigen und uns Bürgern.
Die großen Internetseiten (zB. ebay) bezahlen die Internetprovider damit nur noch Ihre Seite schnell zu erreichen ist. Das sichert ihnen die Monopolstellung, weil die nicht-global-player pleite gehen. Am Ende haben wir Bürger weniger Entscheidungsmöglichkeiten, die Unternehmen weniger freien Wettbewerb aber die Telekom hat einen Sack voll Geld.
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