
Das Internet ist in Aufruhr. Es geht um drei Fragen: 1. Ist es wirklich wahr? 2. Wer hat es wahr gemacht? 3. Was soll das ganze? Seit zwei Tagen verbreitet sich das Video eines vier Monate alten Unternehmens im Netz, das behauptet, das „Hoverboard“ aus den „Zurück in die Zukunft“-Filmen entwickelt zu haben. Es heißt nun Huvr-Board und fliegt tatsächlich, zumindest im Video. Und wer könnte den Spaß mit dem Brett besser bezeugen als Tony Hawk, der es, um es auf die Spitze zu treiben, von Doc Brown (also Christopher Lloyd) entgegen nimmt.
Nun wird gerätselt, was es mit dem Fake (der „Believe“ heißt) auf sich hat. Nur das Geheimnis darum, wer ihn hergestellt hat, ließ sich ein wenig lüften. Ein Künstler aus Los Angeles hatte die Dreharbeiten im November kurzzeitig in sein Online-Portfolio aufgenommen. Trotzdem: Was hat es mit dem Video, das auch den Musiker Moby schwebend zeigt, auf sich? Ist es Werbung, wofür? Trotz aller Fragen, hielten die Verantwortlichen an ihrem Weg fest und veröffentlichten ein weiteres Video, in dem sie ihr Produkt etwas genauer vorstellen.
Das zweite Video ist der Schlüssel. Den wer schert sich denn tatsächlich darum, ob wahr ist, was uns das Netz in Videos verpackt zeigt. Auch Martyn Ashton ist ein echter Mensch, der auf einem echten, tausende Euro teurem Rennrad fährt. Aber wie wahr ist, was er uns im Netz zeigt. Die Stunts wurde lange geübt und live gedreht – in irgendeine Fahrrad-Realität holt dieses Video das gezeigt dadurch allerdings nicht. Man muss sich nur die zwanzig Sekunden ab Minute 4,10 anschauen.
Wahr werden Dinge, die für wahr erklärt werden. Angenommen, das Huvr-Board funktionierte, würde allerdings eine Million Euro im Stückpreis kosten – wir wüssten, dass es Realität ist, aber die meisten hätten zu ihr so wenig Zugang wie zu dem, was sie ansonsten auf einem Bildschirm und nur dort zu sehen bekommen. Wir können also über das Huvr-Board sagen, was wir über alles weitere, was wir auf Youtube sehen, wissen: Es ist echt wahr, wir haben es schließlich in Los Angeles gesehen.
Einen interessanten Umgang mit Youtube-Realitäten zeigte am Oscar-Sonntag Jimmi Kimmel. Er nahm sich die erfolgreichsten Minifilme aus dem Netz und ließ sie von Hollywood-Größen neu interpretieren. Sobald man emotional darauf reagiert, wird das Schauspiel, das auf authentischen Homevideo-Vorlagen von Privatleuten, die unsere Nachbarn sein könnten, beruht, echte Wirklichkeit.
Berührend
Der Generationensprung vom „Das Radio hat’s gesagt“ der Großeltern zum „YouTube hat’s gezeigt“ der Enkel.