
Google hat es schon, wenn auch nur experimentell, im Angebot. Nun zieht Yahoo bald nach: Die größten Webmail-Anbieter wollen ihren Nutzern Möglichkeiten bieten, ihren Mailverkehr Ende-zu-Ende zu verschlüsseln. Damit rüsten sie in die Kommunikationstechnologien des Massenmarkts nach, was sich per Hand von jedermann bereits installieren und gut nutzen lässt, um zumindest den Inhalt von E-Mails vor den Blicken Dritter zu verbergen.
Die sensationellere Nachricht auf dem Gebiet der sicheren Kommunikation ist allerdings schon ein paar Tage älter, was sie nicht weniger aktuell und wichtig macht: „Open Whisper Systems“, ein offenbar auf viel Idealismus basierendes Unternehmen, bietet nun verschlüsselte Telefonie für Googles Android und Apples iOS an. Seit Anfang des Monats kann über die Softwareplattformen hinweg auf verschlüsseltem Wege per Internet telefoniert werden. Es ist nichts weiter erforderlich, als sich die entsprechenden Apps herunterzuladen. Für iOS heißt sie „Signal“, für Android heißt sie „Redphone“. Der Einfachheit halber soll alles bald „Signal“ heißen.
Nun führen Projekte solcher Art immer zu notwendigen Diskussionen über die Verfügbarkeit des Quelltextes und die anschließenden Versuche der Überprüfungen, was es mit der Software tatsächlich auf sich hat. Diese Diskussionen brauchen Zeit. Die kritische Konzentration darauf, dass auch die genannten Apps weiterhin offen einsehbare Kommunikationsmetadaten produzieren, verschleiert ein wenig, dass trotz aller Aussagekraft von Kommunikationsverkehrsdaten mit dem Verbergen der Kommunikationsinhalte schon erheblicher Privatsphären-Komfort gewonnen werden kann.
Hat man ein Hochsicherheitsbedürfnis, kann man die Diskussionen also abwarten und in dieser Zeit schon etwas anderes testen: „Bittorrent Bleeb“, ein Chatclient samt Technologie, die es fürs Erste noch nicht fürs Mobiltelefon gibt, die allerdings ohne Server auskommt und Metadaten ebenso geheim hält wie das über sie geschriebene oder gesprochene Wort. Die Idee hinter der Technologie steckt schon im „Bittorrent“-Namen. Wie für das „Bitmessage“-System gilt, dass Nachrichten querbeet ins Netzwerk gesendet, statt von Beginn an für alle einsehbar adressiert werden.
Wer es abenteuerlich mag und etwas Geld übrig hat, kann schon seit einer Weile auch Projekte unterstützen, die sich mit dem Aufbau ganz eigener Netzwerke beschäftigen. Rund ein Jahr alt ist das eigene Funknetz. Relativ neu, ab Herbst in Amerika erhältlich, und offenbar sehr einfach zu bedienen, sind die kleinen Antennen, die man sich an sein Rucksack hängt und mit denen sich bis zu 10 Kilometer weit funken lässt, ohne Handynetz, ohne Wlan, einfach so.
Die hier gemeinte „Gotenna“ nutzt eigene Frequenzen, um sich mit Gotennas in Reichweite zu verbinden. Wer es drauf anlegt, schaltet sein Telefon bis auf Bluetooth in den Flugmodus und bleibt so unter so manchem Radar. Die Bandbreite ist gering, man kann nicht telefonieren. Und es werden nur einzelne, verschlüsselte Verbindungen aufgebaut, keine Netzwerke. Dieses Feature allerdings ist bald in Telefonen selbst eingebaut. Die kommende iOS-Generation wird iPhones und iPads unabhängig verfügbarer Netze miteinander verbinden und einzelne Geräte als Relais für andere nutzen. Auch wenn es nicht zu beweisen ist: Das Snowden-Schock-Jahr ist vorbei und es zeigt Wirkungen.