Quick-Tipps für Ihre Einladung
Ja, Sie sind noch groggy von Weihnachten, angehungert und möchten sich im Restaurant endlich setzen.
Nein, Sie sind Gast und bleiben solange in der Senkrechten, bis Sie gebeten werden, Platz zu nehmen.
Ja, Sie finden das hohe Stoffgebilde vor sich auf dem Platzteller störend und möchten es gleich „umlegen“.
Nein, Sie nehmen es erst zur Hand, wenn Ihre Gastgeber den Startschuss dazu geben.
Ja, Sie sind eigentlich immer im Business. Hopp-Hopp. Ausgerechnet heute könnte die E-Mail Ihres Lebens zu spät gelesen werden.
Nein, Sie linsen nicht ständig auf Ihr BlackBerry – denn bisweilen wird man gleich zweimal eingeladen: das erste und das letzte Mal.
Ja, Sie sind immer noch angehungert, nehmen den Brotkorb und schmieren sich eine schöne Butterstulle.
Nein, Sie warten auch hier auf das Zeichen Ihrer Gastgeber. Und Stullen verspeisen Sie nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit – jetzt sind mundgerecht abgebrochene Bröckchen angesagt.
Ja, Sie haben zwei Arme mit einer jeweiligen Spannweite von 65 cm und sind überhaupt ein selbstbewusster, eigenständiger Mensch.
Nein, Sie greifen trotzdem nicht einfach über das Revier Ihres Sitznachbarn zum Salz.
Ja, Sie sind ein vielgereister Oftesser. Die Business-Metropolen mit ihren Top-Restaurants sind Ihr Zuhause. Und dieses Menü ist nicht Ihr Standard.
Nein, Sie müssen sich nicht als Profi-Kritiker und Feinschmecker beweisen. Kulinarische Nervtöter sind die Miesmacher am Tisch.
Ja, Sie haben es doch geahnt: ein Haar in der Suppe und es kann nicht von der geschätzten Gastgeberin sein. Damit alle es mitbekommen, reklamieren Sie lautstark beim Service, das wird „denen“ eine Lehre sein.
Nein, Sie oder die Gastgeber lassen ohne viel Aufhebens eine andere Suppe kommen oder Sie verzichten ganz darauf.
Ja, Sie haben diese Riesling-Abneigung. Schon fast eine Unverträglichkeit. Selbstbewusst bestellen Sie sich beim Service ein Banana-Weizen.
Nein. Da es eine elegante Einladung ist, zerstören Sie mit diesem Getränk nicht das Gesamtbild, eventuell „verhandeln“ Sie mit dem Gastgeber, und nächstes Mal kündigen Sie vorhandene Aversionen bei der Einladung an.
Ja, Sie sind süchtig und müssen dringend mal schnell eine rauchen. Als höflicher Mensch verlassen Sie dazu den Raum, sobald Sie diesen Gang gegessen haben.
Nein, Sie warten (wenn’s denn unbedingt eine Fluppe sein muss), bis alle fertig sind und der jeweilige Gang abserviert wurde.
Ja, Sie sind für Ihr Temperament, Ihre Hilfsbereitschaft und Lockerheit bekannt. Fällt Ihnen ein Messer zu Boden, heben Sie es auf und essen damit souverän weiter.
Nein, das ist nicht nur unhygienisch, sondern auch Aufgabe des Service. Als formvollendeter Gentleman dürfen Sie natürlich unter den Tisch tauchen und der (weiblichen) Servicekraft das Besteckteil reichen.
Ja, nun sind Sie in Ihrem Element! Ihrer Tischdame spritzt von der Sauce Vinaigrette auf die Seidenbluse. Sie treten in Aktion, zeigen was Sie drauf haben. Mit Ihrer eigenen, Mineralwasser benetzten Serviette (nicht Banana-Weizen), reiben Sie fachkundig und tröstend an der Bluse: „So was kann jedem passieren.“ „Wollen wir beide das Malheur auf der Toilette beseitigen?“
Nein. Das ist schon nicht mehr hilfsbereit, das ist übergriffig! Hand anlegen kann zu Missverständnis führen. Bieten Sie der Dame Ihr blütenweißes, unbenutztes Stofftaschentuch an. Dafür ist es gut.
Ja, es war dann doch alles in allem ein gelungener Abend. Sie sind auf Ihre Kosten gekommen. Jetzt wird aufgebrochen. Aber halt … Schon fast aus dem Restaurant, bemerken Sie noch einen guten Schluck in Ihrem Glas. Dem Wirt wird nix geschenkt. Also schnell runter damit im Stehen!
Nein, unfeiner geht’s nicht. Bekommen Sie morgen nichts mehr? Lassen Sie’s gut sein – genug ist genug! Vielleicht setzt sich bei den Gastgebern ja doch nicht fest: „Wenn die Tischmanieren erst mal zu den Designerklamotten passen …“
Natürlich sind hier nicht SIE gemeint – ist doch klar.
Auf Ihr Wohl und alles Gute für 2007
Ihre Jutta Hofmann + Susanne Helbach-Grosser