Montagmorgen, scheußliches Wetter nach einem sonnigen Wochenende. Kassierer Kurz trifft im Fahrstuhl auf seinen Vorstandsvorsitzenden. „Morgen, Herr Dr. Mensch, schönes Wochenende gehabt? Draußen gewesen?“ Er weiß, wie wichtig es ist, andere mit Namen anzureden. Und was für eine Gelegenheit mit einigen persönlichen Sätzen die Aufmerksamkeit des Vorsitzenden zu gewinnen! Kurz weiß auch, wie beklemmend diese unfreiwillige Nähe auf engem Raum wirken kann. Also frisch von der Leber weg parliert. Herr Dr. Mensch ist irritiert. Gibt doch er sonst immer die Themen vor, vor allem solch private.
Vorgesetzte tun sich mit der Kontaktaufnahme grundsätzlich leicht. Meistens stehen sie nicht schweigend mit ihren Mitarbeitern im Aufzug. Wie einfach wäre es gewesen, stilvoll ins Gespräch zu kommen. Kassierer Kurz: „Puh, was für ein Wetter! Gut, daß das neue Vordach fertig ist, jetzt kommen auch unsere Kunden trockenen Fußes zum Empfang.“
Wir sollten uns bei großen Rangunterschieden schnell die Frage stellen: Was will ich erreichen – persönlichen Kontakt knüpfen, erheitern, verblüffen, mich anbiedern, eine gute Figur machen etc.? „Hallo, wie geht´s?“ ist ebenso unangebracht wie die Schilderung der eigenen (wilden) Wochenend-Aktivitäten. Im Zweifel genügt ein fröhliches „Guten Morgen, (Herr Dr. Mensch)“ und ein ebensolches „Aufwiedersehen.“