Es könnte so einfach sein:
Restaurants annoncieren auf ihrer Website, dass das Lokal gerade renoviert wurde. Dass nun eine offene Küche für Flair sorgt, Holzvertäfelungen, ein knisternder Kamin und Öllämpchen Behaglichkeit verströmen. Und weiter. Multinationale Lebensmittelhersteller garantieren mit ihren Produkten eine internationale Küche, Hobbyköche und saisonale Servicekräfte bemühen sich mit Elan um die Gäste bemühen.
Damit wären Chemikaliensensible und Nahrungsmittelallergiker gleich voll im Bilde!
Als mich kürzlich eine Geschäftspartnerin, eine Glutamat-Allergikerin, zum Essen einlud, wurde mir die Problematik erst richtig bewusst. Meist haben diese Überempfindlichen bei einem Restaurant-Besuch schlechte Karten. Volle Restaurants und Bedienungen im Dauerstress lassen eine (leicht) allergische Person schnell verstummen, statt für sich um eine Änderung der Speisen zu bitten.
Doch selbst mit schweren Nahrungsmittelallergien oder einer Chemikaliensensibilität kann er/sie in ein Restaurant essen gehen, wenn Folgendes beachtet wird:
– Klären Sie vor dem Restaurantbesuch telefonisch entsprechende Fragen ab, falls es die Planung ermöglicht.
– Ordern Sie einfache Gerichte separat (zum Beispiel Gemüse, gekochte Kartoffeln, Reis – das erspart gemixte Überraschungen. Allergene verbergen sich oft auch in Dressings, Saucen – also auch diese gesondert bestellen.
– Verlassen Sie sich nie nur auf die Beschreibung der Gerichte auf der Speisekarte. Fragen Sie nach – an exponierter (höchster) Stelle, etwa dem Chefkoch, denn vielen Servicekräften ist die Tragweite von Nahrungsmittelallergien und Intoleranzen fremd. Fragen sie den Küchenverantwortlichen konkret: „Warum können Sie garantieren, dass in diesem Gericht kein Glutamat ist?“
Viele Küchenchefs wünschen sich vom Gast eine Allergie-Karte, weil sich die Servicekraft nicht alles merken kann und der Sonderwunsch beim Koch oft nicht ankommt. Und ein unter Zeitdruck stehender Küchen-Verantwortlicher kann unpräzise Kommentare seiner Servicecrew kaum umsetzen. Die Küchenchef-Allergiekarte kann das Format einer übergroßen Visitenkarte mit folgendem Text haben:
Lieber Koch, ich habe folgende Lebensmittel-Allergie/n:
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Wenn ich eins oder alle dieser Inhaltsstoffe zu mir nehme, bekomme ich ernsthafte gesundheitliche Probleme. Eventuell noch den Namen dazu notieren (Ich sitze an Tisch …).
Und noch ein paar Tipps:
– Für manche Allergien oder für Intoleranzen von Gluten oder Laktose gibt es bereits Restaurantführer.
– Wer viele oder sehr schwerwiegende Allergien hat, sollte nicht in den Hauptstoßzeiten in ein Restaurant (oder die Mensa) gehen. Das Personal ist in solchen Zeiten überfordert.
– Restaurants, die Allergiker meiden sollten: Lokale mit Buffet, weil Speisen sehr nahe beieinander stehen, außerdem Schöpflöffel, Vorlagegabeln etc. oft von einer Speise in die nächste gesteckt werden und die Allergene so auch leicht „wandern“ können. In Fischrestaurants ist das Risiko einer Kontaminierung der bestellten Speisen durch Allergene viel zu groß.
– Bei Chemikaliensensibilität ist ein ökologisches Restaurant mit Fliesenboden und geschlossener Küche optimal.
– Seien Sie auf eine Unachtsamkeit des Kochs vorbereitet. Führen Sie Ihre Notfallmedikamente (Notfallarmband, -kapseln, -Telefonnummern) mit sich.
Mit einem Sprachführer für Allergie auslösende Lebensmittel und den Notrufnummern des jeweiligen Landes im Urlaubsgepäck oder auf Geschäftsreise ist man gut gerüstet. Der Sprachführer „Mit Allergien auf Reisen“ ist gegen Einsendung von Briefmarken im Werte von 1,10 Euro erhältlich bei:
Europäisches Verbraucherzentrum
Stichwort „Allergien“
Willestr. 4 – 6
24103 Kiel
Als Gast mit einer Allergie können Sie wesentlich zum Gelingen eines Geschäftsessens oder einer privaten Einladung beitragen, wenn Sie vorab schon auf Ihre Unverträglichkeit bestimmter Inhaltsstoffe aufmerksam machen. Dass Sie aus gesundheitlichen oder aus Glaubens- und Gewissensgründen bestimmte Speisen nicht essen, sollten Sie ebenfalls vorher zu erkennen geben. Haben Sie dies versäumt und würde eine Änderung des Menüs die gesamte „Dramaturgie“ durcheinander bringen, nehmen Sie einfach mehr von den unproblematischen Beilagen. Oder trennen Sie die Speisen auf Ihrem Teller, falls das leicht geht – zum Beispiel Salat und Balik-Lachs.
Natürlich dürfen Sie auch ein Restaurant verlassen, wenn Sie merken, dass vorgetragene Allergieprobleme nicht ernst genommen werden. Bei einer Einladung kommunizieren Sie dies mit dem Gastgeber.
Bei www.evz.de übersetzt ein Wörterbuch nicht nur sämtliche Zusatzstoffe in alle Amtssprachen der Europäischen Union, es informiert auch darüber, ob der Zusatzstoff im ökologischen Landbau erlaubt ist, ob dieser tierischen Ursprungs ist oder ob er aus gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden kann.
Damit sind Sie bei der Auswahl der Gerichte auf der sicheren Seite.