Nun ist es amtlich: Jeder Deutsche versenkte in diesem Jahr durchschnittlich 14 Kästen Bier und acht Flaschen Hochprozentiges in sich.
Schlechtes Gewissen ob dieser Tatsache hin, gute Vorsätze für die Zukunft her, erfrischend soll er sein, der Aperitif, wohlschmeckend selbstverständlich, Appetit anregend.
Besonders angenehm ist es, ihn im Stehen zu genießen. Etwa an der Bar oder auf der Terrasse des Restaurants, in dem man zu speisen gedenkt. Dabei haben die Gastgeber die Möglichkeit, ihre Gäste zu begrüßen und einander bekannt zu machen. Man beschäftigt sich auch schon mit der Auswahl der Speisen, kommt sich näher beim Smalltalk. Angestoßen wird – falls überhaupt – zuprosten ist feiner – generell mit der gleichen Getränke-Sorte, Wasser macht heute jedoch immer mit. Beim Mittagessen ist ein Aperitif aus Vernunftgründen entbehrlich, zum Abendessen gehört er dazu.
Falls der Gastgeber nichts anderes bestimmt, beinhaltet der Aperitif ein einziges Getränk, auch alkoholfrei. Sobald zum Platznehmen aufgefordert wird, bleibt das Glas an der Bar oder auf einem Tablett zurück. Nur in seltenen Fällen nehmen die Gäste ihr angetrunkenes Glas mit an den Tisch oder es wird vom Service gebracht.
Raucher stellen sich seit Neuestem die Frage: Nehme ich meinen Aperitif zum rauchen eigenhändig mit nach draußen? Antwort: In der Trüffelklasse wird das Glas vom Service gebracht.
Vom Aperitif trinkt man nicht mehr, sobald der Weinservice beginnt. Hektisches Runterkippen des Restes wirkt in diesem Moment gierig. Ganz langsame Trinker behalten selbstbewusst das Glas auf dem Tisch, bis der Campari zur Rotbarbe doch noch erlöst wird! (Nach dem Motto: Was wir bezahlt haben …). In manchen Restaurants kommt der erste Gang bereits, während man (am Tisch) noch den Aperitif genießt. Das ist schlecht getimter Service – wehren Sie sich dagegen.
Tipp: Als GastgeberIn essen Sie nichts, wenn Sie noch in der Begrüßungsphase sind – Sie wirken souveräner mit leerem Mund. Eine aufmerksame Person spricht zudem niemanden an, der gerade ein Häppchen im Mund oder die Hände besetzt hat.
Tipp: Wohin um alles in der Welt mit Trinkhalm, Cocktailspieß, mit störenden Glasrand-Früchten und Olivenkern, wenn Tellerchen oder Barservietten fehlen? Aschenbecher und Sektkühler sind tabu, alle Verstecke hinter bodenlangen Gardinen, Sideboards und Pflanzen ebenso! Verschlucken schadet der Gesundheit, die Hand- oder Sakkotasche ist kein Müll-Reservoir. Gastgeber und Einzelpersonen müssen (auch) hier hellwach sein und beim Service-Personal Abhilfe anmahnen.
Die beliebtesten Drinks vor dem Essen sind:
- Champagne/r und andere trockene Schaumweine (was für ein schreckliches Wort!)
- Trocke weiße Weine erfreuen sich vor allem im Sommer großer Beliebtheit, auch Port, Cinzano, Sherry , als Fino oder Manzanilla (etwas kräftiger). Die Bitterstoffe zum Beispiel im Campari sind neben Säure und Kaltem (Sorbets) hervorragend geeignet, Hunger zu vermitteln, weil sie den Magen zusammen ziehen.
- Pastis, Ouzo, Raki (Anisgetränke, die mit Wasser verdünnt werden) gehen genau so wie der ganz klassische Martini Cocktail mit einer grünen Olive. In London bestellen Eingeweihte zur Cocktailstunde einen „Vesper-Martini“, ganz wie Daniel Craig im neuen James Bond. Rezept: Eine Einheit Lillet Blanc aus Podensac bei Bordeaux, drei Einheiten Gin, ein Maß Wodka und Eis werden geschüttelt und mit einem Schuss Zitrone serviert. Wenn der Barmann beflissen die Frage stellt: „Geschüttelt oder gerührt?“, dann raunzt der neue Bond ihn an: „Sehe ich aus wie jemand, den das interessiert?“
- Ein (gezapftes) kühles Bier ist ein guter Durstlöscher, jedoch kein Aperitif, und wird deshalb „anstatt“ bestellt: „Für mich bitte anstelle des Aperitifs ein Bier“.
- Seit etlichen Jahren wird auch Trinkessig/Aperitifessig, eine Verfeinerung des Gourmetessigs mit feiner Säure, angeboten. In homöopathischen Dosen ausgeschenkt, ist er etwas für Leute, die schon alles kennen. Ganz langsam im Mund „aufgehen“ lassen.
- Finden Sie selbst heraus, was Ihnen vor dem Essen schmeckt und bekommt. Wir verkleistern uns jedenfalls nicht gerne die Geschmacksnerven mit süßen Mixgetränken.
In Gedanken stoßen wir mit Ihnen auf ein erfolgreiches, gesundes Neues Jahr an. Bleiben Sie uns bitte auch 2008 gewogen!
Ihre Susanne Helbach-Grosser
Ihre Jutta Hofmann