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Karriere im Takt

Der tägliche Hindernislauf um die Fettnäpfchen im Business bringt so manchen aus der Puste. Es geht auch ganz easy – wenn man die „goldenen

Wen ich duze, bestimme ich!?

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Mal schnell vom Sie zum Du? Wenn sich in der jungen dynamischen Welt der New-Economy alle duzen und der Neue mit einem kameradschaftlichen Du aufgenommen wird, ihm das jedoch schwer fällt, soll er sich dann verbiegen und mitmachen oder (erstmal) beim Sie bleiben? Gute Frage.

Wer wen wann duzt oder siezt, lässt sich nicht mehr so eindeutig darstellen. Pauschal kann man sagen: Soziale Nähe = Du; soziale Distanz = Sie. Was aber bestimmt die soziale Nähe oder Distanz? Sie und Du sind immer Ausdruck einer Beziehungsdefinition. Der Linguist Werner Besch, Autor des Buches Duzen, Siezen, Titulieren, meint, dass die Anrede immer differenzierter werde, genauso wie die Biographien der Menschen: „Alles ist möglich – und auch wieder nicht.“ Das Du wird oft benutzt, um sich jünger zu geben, das Wir-Gefühl zu stärken und um ein dynamisches Image zu assoziieren.

Obwohl in bestimmten Branchen topdown geduzt wird, ist unser deutsches Du  noch ein sehr intimes. Es bindet. Emotional. Und wird heute wieder als eine besondere Auszeichnung angesehen. Je älter die Menschen, desto weniger möchten sie sich duzen lassen.

Tatsächliche Machtverhältnisse setzen oft Grenzen. Es ist bestimmt leichter, zivilisiert miteinander zu arbeiten und umzugehen, wenn eine gewisse Distanz eingehalten wird, die ja auch einen Schutz vor Zudringlichkeit darstellt. Mit einem: „Hallo, ich bin Dagmar – duzt ihr euch hier alle?“ – ist rums, gleich am ersten Tag im neuen Job die Siez-Distanz weggewischt.

Wer bietet wem das Du nun an?

Der/die Vorgesetzte den MitarbeiterInnen und bei gleichberechtigten Kollegen  diejenigen, die am längsten in der Abteilung sind.

Der Duzfreund macht Karriere: Der/die Höhergestellte/r schlägt die gewünschte Anredeform vor. Hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt!

Duzangebot vom Chef? Sätze wie diese schaffen Klarheit: „Danke für das Angebot, ich möchte das jedoch nicht, es könnte zu Missverständnissen in der Abteilung führen.“

Natürlich kann das Du auch kompromisslos angenommen werden oder mit der einschränkenden Bitte, es nur privat im gemeinsamen Tennisclub anzuwenden.

Weinseliges Duzen am Ende der Betriebsfeier? Als Faustregel gilt: Wenn ein/e Ranghöhere/r am nächsten Tag wieder siezt (ganz schön unreif!), sollte man sich kommentarlos daran halten. Passiert das bei Ranggleichen, kann man fragen, was denn nun „angesagt“ sei.

Auszubildende werden auch nicht einfach geduzt. Vielen jungen Leuten ist allerdings diese Anredeform sehr recht; sie fühlen sich für ein „Herr“ und „Frau“ gleich nach der Schule noch zu jung.

Sehr viel früher trug auf privatem Parkett ausschließlich der Herr der Dame und der Ältere dem Jüngeren das Du an. Heute bietet es die Frau dem Mann an oder – innerhalb einer Generation – auch umgekehrt und alle wesentlich Älteren den Jüngeren.

Kompromiss für Du- oder Sie-Anhänger könnte das so genannte „Hanseatische Du“ sein: Man nennt sich beim Vornamen und siezt sich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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