Unser neuer Außendienst-Mitarbeiter müffelt. Ein Kunde hat sich schon beschwert. Soll ich den Kollegen darauf ansprechen? In den Sommermonaten wird regelmäßig diese Frage gestellt.
Wir prüfen zuerst: Riecht er nur ausnahmsweise etwas strenger oder halten die unangenehmen Ausdünstungen an? Bei letzterem sollte unverzüglich reagiert werden. Grundsätzlich sollte das eine Führungsaufgabe sein, wobei es natürlich auch auf das Verhältnis unter den Kollegen(innen) ankommt.
Es ist immer unangenehm, jemanden auf ein doch sehr persönliches Problem anzusprechen. Alles andere nützt aber nichts und schadet nur dem Arbeitsklima: Witze reißen über die schlechte Luft im Raum, demonstrativ die Fenster öffnen, sobald der Stinker das Zimmer betritt, Seife oder Deo kommentarlos schenken, usw.
Unter vier Augen kann man erkunden, ob nicht vielleicht ein medizinischer Befund hinter den Ausdünstungen steckt. Falls nicht, können sensibel Anti-Müffel-Tipps in der Ich-Form gegeben werden (zum Beispiel Freund erfinden, der das Problem auch hatte und wie er es mit konsequenter Körperpflege, einem Arztbesuch oder/und einem bestimmten schweißhemmenden Deo löste).
Erfahrungsgemäß sind die meisten froh über die Rückmeldung und danken für den kollegialen Hinweis. Aber da man die Reaktion des „Stinkies“ nicht sicher vorher weiß, fürchten sich viele vor diesem doch etwas heiklen Thema.
Jeder Mensch schwitzt – aber merken soll es außerhalb von Sauna und Sportstudio niemand. Joachim Löw durfte, hatte aber auch ein weißes Hemd an, bei dem man die Schwitzflecken nicht so sehr sah.
Unangenehme Körpergerüche sind heute zu 95 Prozent ein hygienisches Problem, behaupten wir mal! Wer sich nicht regelmäßig wäscht, riecht. Wer morgens wieder in seine ungelüftete Kleidung vom Vortag steigt, riecht.
Schon 1957 schrieb die stellvertretende Protokollchefin des Auswärtigen Amts, Erika Pappritz „Kennen Sie das erregende Gefühl, frisch gewaschen zu sein?“
Generell ist man machtlos gegen das Schwitzen wie gegen das Rotwerden.
Guter und schlechter Schweiß – Frischer Schweiß stinkt nicht.
Vor Jahrhunderttausenden gaben uns schweißnasse Hände auf der Flucht einen besseren Halt beim Klettern auf die Bäume. Heute ist der Schweiß unser Feind. Ausgerechnet bei wichtigen Präsentationen und einem aufregenden Rendezvous sucht er uns heim, bei Gelegenheiten also, wo wir ihn überhaupt nicht gebrauchen können.
Je mehr wir die Folgen bedenken, desto unangenehmer wird die Schwitz-Situation oft noch, desto unsicherer wird man. Schwitzen wird von manchen als Unsicherheit interpretiert – und wer will schon unsicher erscheinen?
In manchen Situationen kann man den kleinen Schweißausbruch auch ansprechen – zum Beispiel im Bewerbungsgespräch: „Ich bin ein bisschen aufgeregt.“ Die Interviewer wissen das auch.
Oder man ist in einem schrecklich warmen Raum: „Darf ich meine Jacke ausziehen …? Oder man hat sich abgehetzt, um einen Termin noch zu schaffen: „Nun bin ich doch richtig ins Schwitzen gekommen.“ Oft entkrampft das die Situation.
Manchmal ist es gnädiger für das Umfeld, das Sakko anzulassen (zum Beispiel in Bahn oder Flieger).
Wer weiß, dass er leicht ins Schwitzen gerät, präpariert sich mit T-Shirt unter dem Oberhemd und mit Cool Wool Stoffen (keine Kunstfaser). Besser keine farbigen Hemden oder Seidenkleider. Und stets sind feuchte Baumwolltücher im Gepäck (Werbe-Slogan: Die Dusche in der Tasche).
Schweißhände: Nur gelegentlich feuchte Hände können vor dem Handgeben (unauffällig!) am linken Jackenärmel abgestreift oder in der Jackentasche schnell noch mit einem zerknüllten Stofftaschentuch getrocknet werden.
Schweißfüße können sehr lästig sein – immer dann, wenn (unverhofft) die Schuhe ausgezogen werden müssen: Indien, Japan, Islam.
Und das wissen Sie selbst: Eine nasale Katastrophe entsteht, wenn jemand auf Schweiß noch Parfüm gibt.
Seien Sie nett zu Ihrem Körper – Sie haben nur den einen. Wer mit sich selbst pfleglich umgeht, wird es auch mit anderen tun. Die äußere Ästhetik lässt auch auf die innere schließen.