Kein Blog-Bild

Karriere im Takt

Der tägliche Hindernislauf um die Fettnäpfchen im Business bringt so manchen aus der Puste. Es geht auch ganz easy – wenn man die „goldenen

Nibelungenschmatz: Küssen nach Gefühl?

| 0 Lesermeinungen

So kussfreudig hat man den rheinland-pfälzischen Landesvater Kurt Beck selten gesehen. Bei der Premiere der 7. „Nibelungen"-Festspiele in Worms zog er alle Register. Erst beglückte er „Mutter Beimer" alias Marie Luise Marjan hingebungsvoll mit einem Handkuss (linkshändig!), dann drückte er ihr auch noch einen dicken Nibelungenschmatz auf die Wange.

So kussfreudig hat man den rheinland-pfälzischen Landesvater Kurt Beck selten gesehen. Bei der Premiere der 7. „Nibelungen“-Festspiele in Worms zog er alle Register. Erst beglückte er „Mutter Beimer“ alias Marie Luise Marjan hingebungsvoll mit einem Handkuss (linkshändig!), dann drückte er ihr auch noch einen dicken Nibelungenschmatz auf die Wange. Dass dabei wider alle Etikette Hautkontakt entstand, war laut „Bild am Sonntag“ der schwärmerischen Aussage des  „Lindenstraßen“-Stars zu entnehmen: „Sein Bart war sehr weich und gepflegt.“

In Rheinhessen und der Pfalz lebt eben ein lockeres Völkchen, das sich selbst  beim offiziellen Küssen allein auf sein Gefühl verlässt. Eigentlich ein liebenswerter Zug, der sich allerdings auf dem glitschigen Parkett höherer Zeremonien nicht empfiehlt. Dafür gibt es genaue Anweisungen, wie richtig zu küssen wäre.

Handküsse und Bussis werden, professionell gesehen, lediglich angedeutet. Und ein wahrer Gentleman zwingt schon gar nicht beides auf. Doppelt gemoppelt hält zwar besser, ist aber in diesem Fall tabu. Entweder Handkuss oder Begrüßungsküsschen.

Wangenküsse gehen immer von der Frau aus. Sie werden mit ungespitzten Lippen lediglich in die Luft gehaucht, und zwar in dieser Reihenfolge, weil es sonst Kollisionen gibt: erst Kopf nach links, dann Kopf nach rechts. In Zentralfrankreich dürfen es auch drei Bussis sein, im Norden sind sogar vier die Regel. Bei einer größeren Gruppe zieht sich diese Begrüßungszeremonie eine ganze Weile hin, bis man alle durch hat.

Bussis sollten nur unter Leuten verteilt werden, die man gut kennt, nie an Fremde. Ganz enge Freunde dürfen natürlich auch umarmt werden. Ob gebusselt werden darf, entscheidet und signalisiert wie bei jeder anderen Begrüßung die ranghöhere Person, vornehmlich aber die Frau. Ein zusätzlicher Handschlag wäre nicht formvollendet. Auch hier: entweder – oder.

Wer schwitzt, zum Beispiel vom Tanzen, sollte besonders darauf achten, dass sich die Gesichter nicht versehentlich berühren. Im normalen Berufsleben sind solch vertraulichen Gesten nicht gern gesehen. Dort wird ein förmlich-neutraler Umgang mit der Begrüßung bevorzugt.

Das Schöne ist: Wenn es kein Außenstehender sieht, dürfen wir küssen wie wir wollen. Das Einverständnis des Partners vorausgesetzt. Und das bleibt nicht auf Rheinhessen und die Pfalz beschränkt.     


Hinterlasse eine Lesermeinung