Weitblickende Menschen – Gastgeber sowieso – überprüfen jetzt ihre Bestände an „perlenden“ Getränken.
Viele Genießer lassen es gern prickeln, nicht nur zu den Festtagen. Aber was fällt ihnen dazu ein? Prosecco, nichts anderes. Und das ist eigentlich ein Armutszeugnis für jemand, der gern vorgibt, viel von gutem Essen und feinen Weinen zu verstehen.
„Gibt es denn gar keinen guten Prosecco?“ fragen wir den renommierten Wein-Journalisten Rudolf Knoll, denn er muss es wissen. Sogar ein Buch hat er nun auch über die „Prickler“ geschrieben.
RK: „Zwar gibt es gute Prosecco, aber meist nur als Spumante, also als ganz normalen Sekt. Das meiste, was ansonsten unter diesem Namen verkauft wird, ist schlichter Perlwein, der harmlos über die Zunge plätschert und keinerlei Nachgeschmack hinterlässt – oder einen faden.“
„Was bleibt als Alternative? Nur Champagne?“
RK: „Natürlich Champagne, wenn man ihn sich leisten kann und will. Aber hier sollte differenziert werden. Denn es gibt auch – trotz seines Preises – recht mäßigen Champagne. Immerhin kursieren in dem rund 35 000 Hektar großen französischen Anbaugebiet rund 4000 verschiedene Marken und es gibt zudem zahlreiche Winzer, die selbst auf wenigen Hektar Reben stehen haben und vom Ergebnis Winzerchampagner machen. Der hat manchmal viel Profil und Rasse, kann aber ebenso grob fehlerhaft sein. Insider behaupten, dass gerade mal 200 der Winzer in der Lage sind, guten Champagne zu machen.“
„Wie schaut es denn mit den großen Häusern aus?“
RK: „Die bekannten Namen bieten zuverlässige Ware, aber selten mehr. Man muss sich schon mit ihren besseren Füllungen oder einem Jahrgangs-Champagne (Millésimé) befassen, um richtig Spaß im Glas zu haben. Das, was in größeren Mengen verkauft wird, steht auch im Supermarkt-Regal – nicht unbedingt förderlich für das Image eines Genießers, wenn er solches in einem Restaurant ordert. Also bitte nicht einfach „Champagne“ (oder „Champagner“) bei der Bestellung im Lokal sagen, sondern zunächst fragen, was man denn serviert bekommen wird.“
„Auf deutschen Winzersekt kann man doch auch gut ausweichen, nicht?“
RK: „Wenn es eine der populären Marken sein sollte, empfiehlt sich das vielleicht. Wir reden hier nicht über die Marken der großen Kellereien, die es ohnehin – von wenigen Ausnahmen abgesehen – auf die Karte von guten Restaurants schaffen. Aber viele Weinerzeuger machen selbst Sekt oder lassen ihre Grundweine von Spezialisten versekten. Sie haben schon bei der Arbeit im Weinberg den späteren Sekt im Sinn, ernten zeitiger, um etwas mehr Säure zu erhalten und den Alkoholgehalt nicht zu hoch werden zu lassen (sonst könnte das Endprodukt durch die zweite Gärung zu alkoholisch ausfallen). Die Wertigkeit solcher Sekte aus Riesling und den Burgundersorten ist nicht selten mit einem Champagner zu vergleichen.“
Aber wo findet man sie? Das ist neuerdings ziemlich einfach und kostet nur den Preis von zwei Flaschen gutem deutschen Winzersekt. Es gibt „Das große Buch vom Sekt“ von Wolfgang Junglas und Rudolf Knoll, erschienen im Frankfurter Societätsverlag (ISBN 978-3-7973-1098-9), mit vielen Infos über die kleinen, feinen Erzeuger und mit konkreten Empfehlungen – ein rundum prickelndes Lesevergnügen.
Na dann, erheben wir unser Glas auf die schönen Stunden im Leben!