„Auf der Weihnachtsfeier mache ich mir einen schönen Abend und gebe mir die Kante!“ Wer so denkt, für den kann es die folgenschwerste Party des Jahres werden.
Betriebsfeste sind eine gute Gelegenheit, Mitarbeiter und Kollegen zwanglos besser kennen zu lernen. Sie heben das Betriebsklima und motivieren. Für viele ist es die jährliche Heuchel-Herausforderung, für andere eine willkommene Gelegenheit, sich einmal anders zu geben als sie tagtäglich wahrgenommen werden. Beides birgt Gefahren und kann Zündstoff liefern.
Das ganze Jahr über haben Sie an Ihrem guten Ruf und Ihrer im kommenden Jahr anstehenden Beförderung gearbeitet. Nehmen Sie sich deshalb von diesem Empfehlungsbuffet die Häppchen, die Ihnen Appetit machen, und zeigen Sie so Kollegen und Vorgesetzten, dass Sie bei allen Anlässen wirklich vorzeigbar sind.
Bringen Sie gute Laune mit, seien Sie fröhlich, jedoch nicht aufgekratzt. Vergessen Sie den Streit im Büro.
- – Zerstören Sie Ihr professionelles Image nicht durch einen radikalen Rollenwechsel. Falls kein Dresscode auf der Einladung angegeben ist, an exponierter Stelle erkundigen, denn underdressed ist genauso unpassend wie
overdressed. - – Komplett angezogen bleiben, bis der Startschuss zum „Entblättern“ fällt. Dann dürfen Sakko und eventuell Krawatte abgelegt werden. Das ist aber auch das Einzige! Sprechen Sie das Thema freizügige Kleidung schon vorab mit Kolleginnen an, wenn Sie vermuten, dass manche in gewagter Partykleidung erscheinen möchten.
- – Fühlen Sie sich für Firmengäste mitverantwortlich und achten Sie auf deren Wohlergehen.
- – Liefern Sie sich keine Schlacht am Buffet. Seien Sie geduldig. Sie können so oft gehen, wie Sie wollen. Jedes Mal einen frischen Teller und Besteck nehmen zeigt, dass Sie nicht im Wigwam aufgewachsen sind.
- – Falls Sie selbst einen Beitrag zum Programm leisten: niemandem eins auswischen. Das kommt unweigerlich zurück. Die Weihnachtsrede sollte keine Generalabrechnung sein – alles Persönliche ist tabu!
- – Nehmen Sie es nicht ernst, wenn Ihnen Ihr Chef in Weinlaune das Du anbietet oder die Beförderung. Verärgerte Kündigungen besser auch nicht! Dafür gibt es keine Rechtsgrundlage.
- – Reden Sie nicht über Themen, die beim Smalltalk auch sonst tabu sind (Drogenkonsum, Darmspiegelung und andere Krankheiten, Tod, Religion, Sex und alle anderen Körperfunktionen, Geld, Politik, den Führungsstil des Chefs, social topping und name dropping, Kritik an Ab- oder Anwesenden, Kennerschaft vorgaukeln, zum Beispiel über Wein). Feststellen kann man, dass sich die Safe Conversation Topics ein wenig verschoben haben – Scheidungen, Botoxinjektionen + Börsenverluste scheinen okay zu sein. Fein nicht. Punkten Sie dagegen mit Ihren Kindheitserinnerungen an Weihnachten und Ihrem Bildungsurlaub.
- – Halten Sie sich mit Alkohol zurück. Sie wissen, wie Sie nach zwei, vier, sechs Gläsern wirken. Stark Angesäuselte übersehen Sie taktvoll.
- – Für den Chef ist es eine Selbstverständlichkeit: Er nimmt an seinen Betriebsfeiern teil. Kneifen gilt nicht! Und auch kein vorzeitiges französisches Verabschieden.
- – Während nun der Chef seine motivierende Jahresabschlussrede hält, bleiben die anderen am Platz, essen und reden nicht.
- – Spaß haben ist eindeutig erlaubt. Jeder Gast sollte zum Gelingen der Feier beitragen – aber ohne Nabelschau und wildeste Zuckungen auf der Tanzfläche. Leben Sie Ihr Temperament woanders aus. Der nächste Morgen kommt bestimmt.
- – Gesangseinlagen oder andere Spiele, bei denen man sich präsentieren muss, sind für viele ein Albtraum. Wenn es auf der Betriebsfeier brenzlig wird, machen Sie sich unsichtbar. Werden Sie jedoch direkt aufgefordert, gibt es kein Zurück. Schlimmer als eine quietschige Stimme ist das Image des Spielverderbers. (Denken Sie an den Film „Die Hochzeit meines besten Freundes“.)
- – Wehren Sie Knutschattacken standhaft ab. Machen Sie niemandem schöne Augen, sonst werden sie den Flirtpartner auch am Arbeitsplatz nicht mehr los und die Abteilung hat ein nie endendes Gesprächsthema.
- – Werden gegenseitige Geschenke im Lotterieverfahren verlost (Jule/Wichteln), kommen manchmal Peinlichkeiten für den Beschenkten an den Tag, die man kaum beschreiben kann! Wer meint, er müsste Erotikspielzeug und Strapse verschenken, sollte das lieber privat tun.
- – Vergreifen Sie sich nicht im Ton. Wenn der Fauxpas allerdings gegenüber ranggleichen Kollegen bei ähnlichem Alkoholpegel passiert ist, dann tun Sie am nächsten Tag so, als wäre nichts passiert. Bei Vorgesetzten ist eine Entschuldigung fällig. Aber machen Sie aus einer Mücke keinen Elefanten.
- – Es wurde doch ein bisschen später als eingeplant. Bevor Sie sich krankmelden, schlafen Sie lieber eine Stunde länger – und dann ab ins Büro. Nur zur Beruhigung: Ihren Kollegen geht es am Morgen danach auch nicht besser.
Mit dieser weitsichtigen Einstellung wird es bestimmt eine Party mit ausschließlich positiven Folgen. Viel Spaß!