Eins gegen Eins

Eins gegen Eins

Immer am Ball – das Fußball-Blog. Mal spielen wir Doppelpass, mal kommen wir gut in die Zweikämpfe, und mal suchen wir allein den Abschluss.

Hasta la vista, Baby!

Entlassungen sind ja keine poetischen Veranstaltungen. Umso aufregender ist es, wenn der Mangel an sachlichen Gründen (oder besser wohl: deren Verschweigen)...

Entlassungen sind ja keine poetischen Veranstaltungen. Umso aufregender ist es, wenn der Mangel an sachlichen Gründen (oder besser wohl: deren Verschweigen) durch szenische Details kompensiert wird. Ein halbstündiges Gespräch im Büro des stets akkurat gegelten Sportdirektors Predrag Mijatovic. Wie war da so der Ton? Laut, salbungsvoll, pietätvoll, scharf, melancholisch, analytisch? Dann Abgang durch die Tiefgarage, mit Lebensgefährtin Elena: Wo war sie während des Gesprächs? In der Tiefgarage? In der Kantine? In der VIP-Lounge? Oder hat sie das Trainerzimmer ausgeräumt? Was hat Bernd Schuster darin aufbewahrt? Taktiktafeln? Energieriegel? Sind sie dann zum Mittagessen gefahren? Ist ihnen unterwegs schon Juande Ramos entgegengekommen, um in der Tiefgarage zu parken? Schließlich: Verabschiedung von der Mannschaft per SMS. Macht, wenn man die derzeitige Kaderstärke ohne Huntelaar betrachtet (www.realmadrid.com/cs/Satellite/en/First_Team/1193041476158/Plantilla/Squad.htm) 24 SMS. Haben alle den gleichen Text bekommen? Wurde auch Metzelder in Spanisch angefunkt? Hasta la vista, Baby? Ist Trennung per SMS (siehe: Sandy an Boris) die neue Interaktionsform? Auch der Standardsatz: „Er konnte die Spieler nicht mehr erreichen” gewinnt da einen ganz neuen Sinn. Durfte Schuster nicht mehr auf den Trainingsplatz, wollte er sentimentale Anwandlungen vermeiden?

Alles Stoff für einen schönen Kurzfilm, Arbeitstitel: „Schau heimwärts, Engel!”. Aber vielleicht sollte man sich lieber mal Gedanken über neue Drehbücher machen: Mit welchem Fahrzeug kommt Marcel Koller an die Castroper Straße? Wird Friedhelm Funkel einen Trainingsanzug tragen oder ein Sakko? Der Künstler Matthias Müller hat 1990 in seinem sechsminütigen Film „Home Stories” lauter Videoausschnitte aus amerikanischen Melodramen und Kriminalfilmen der fünfziger und sechziger Jahre montiert und damit so etwas wie Hollywood-Standardsituationen freigelegt. Bei starken Standards muss man nun gleich an Schalke denken und sieht schon einen Wagen mit niederländischem Kennzeichen aus der Tiefgarage kommen.