Zu den Gesetzen der Fußballfolklore gehört seit langem, dass in England die raueren Sitten herrschen, weshalb ein Craig Bellamy, dessen Tattoos es an Hässlichkeit dennoch nicht mit denen von Torsten Frings und David Beckham aufnehmen können, auch als aktenkundiger Schläger enorm beliebt ist und sich jetzt präventiv alle hinter Steven Gerrard stellen, der eine Anklage wegen Körperverletzung bekommen hat und schon, vermutlich eher bänglich, auf seinen Prozess wartet, während er nach kurzer Haft wieder trainiert. Vergessen wir mal den interessanten juristischen Nebenschauplatz, dass auf dem Rasen Tätlichkeiten wie Ellenbogenchecks, Hodenkneifen (David Jarolim an Markus Schuler), Kopfnüsse (Norbert Meier an Albert Streit) und vergleichbare Einlagen nur mit gelben und roten Karten (und entsprechenden Sperren) geahndet werden, wogegen sie jenseits des Stadions sofort Klagen und womöglich auch Verurteilungen nach sich ziehen würden.
Erinnern wir uns lieber an Stefan Effenberg, der 1996 in der Einfahrt zu seinem damaligen Wohnsitz eine alkoholisierte Person antraf, die dort ihre Notdurft verrichtet haben soll. Einem Zeugen zufolge soll Effenberg den Mann beleidigt und auf ihn eingetreten haben. Das strafgerichtliche Verfahren wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung wurde eingestellt. Oder denken wir an Mario Basler, der wegen sogenannter Wirtshausrangeleien in der Saison 1999/2000 von Bayern München suspendiert wurde. Und malen wir uns all die Kleinigkeiten aus, die dank diskreter Kräfte nie an die Öffentlichkeit kamen. Dann haben wir die Wahrheit über die Folklore – und empfehlen dem großartigen Fußballer Steven Gerrard, es doch besser wie Herthas Joe Simunic zu machen, der auf dem Platz zwar gelegentlich ausrastet, aber in seiner Berliner Lieblingskneipe nur Hand an Spielautomaten und Spielkarten legt.