Auch der Profifußball lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft droht gerade mit dem Entzug einer solchen Voraussetzung. Bundesligavereine seien privatwirtschaftliche Unternehmen, sollte es in Zukunft möglich sein, dass sie von Investoren übernommen würden, müsse man ihnen auch die Kosten für Polizeieinsätze in Rechnung stellen. Schon jetzt sieht er die Subvention des Profi-Spielbetriebs durch polizeiliche Arbeitseinsätze im Umfang von 100 Millionen Euro pro Jahr als “ungerecht” an: “Wenn die Polizei wegen Personalmangels die Sicherheit nicht mehr gewährleisten kann, wird es zu einem Verbot von Bundesligaspielen kommen. Einen G8-Gipfel können wir nicht ausfallen lassen, als erstes fällt der Fußball aus.” Abgesehen davon, dass man sich auch weniger und auch weniger aufwendige G8-Gipfel vorstellen kann, von den abenteuerlichen Sicherheitsrichtlinien in diesem Land einmal ganz zu schweigen – die Frage ist, ob die Polizei denn die Sicherheit gewährleisten könnte, wenn es zu einem Verbot von Bundesligaspielen käme. Glaubt der Vorsitzende, die Polizei würde das durchstehen, einen auf sie zurückgehenden Ausfall des Spielbetriebs? Drohen soll man doch nur mit Handlungen, die irgendwie wahrscheinlich sind.
Allerdings ist auch die Reaktion von DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der DFB und die Clubs zahlten Steuern, die Bezahlung der Polizeieinsätze käme einer “Doppel- und Dreifachbesteuerung” gleich, töricht. Abgesehen davon, dass man ihm eine ganze Reihe von Doppel- und Dreifach”besteuerungen” nennen könnte (oder hat Herr Niersbach noch nicht davon gehört, dass Theater, Freibäder, neuerdings Universitäten und auch Kindergärten für die Steuerzahler gebührenpflichtig sind?): Wie stellt sich Herr Niersbach denn die Demokratie vor, wenn er meint, dass diejenigen, die Steuern zahlen, davon sofort eine Sonderausschüttung zur Aufrechterhaltung ihrer Einkommensquellen verlangen dürfen? Und wie die Verfassung, wenn er ein Grundrecht auf Fussball, so wie auf Demonstrationen unterstellt? Der Polizeigewerkschafter hat durchaus einen wunden Punkt berührt. Wenn Vereine keine Vereine mehr sind, sondern Firmen, weshalb sollte der Staat sie nicht an den Umweltrisiken beteiligen, die sie eben auch verursachen? Transportfirmen, die ihre LKWs von der Polizei begleiten lassen, weil es sich um gefährliche Güter handelt, müssen zahlen. Als aus einem Zirkus vor Jahren ein Tiger ausbrach, wurden den Inhabern die Kosten des Einfangens durch 31 Polizeibeamte samt schwerem Gerät in Rechnung gestellt. Die Eskorte von Fans zum Stadion und zurück sowie ihre Bewachung dort hat etwas von beiden Fällen.
Schön, dass es mal wieder...
Schön, dass es mal wieder thematisiert wird. Ich war im Herbst letzten Jahres auf der Fahrt durch Hessen Richtung Halle und mir kamen über 40 Polizei-Großraumwagen entgegen, die das Spiel der Verein Jena und Dresden bewachten. Das Polizeiaufgebot betrug mehrere Hundert und es wurden auch Polizisten aus Hessen angefordert. Und das bei einem Spiel in der dritten Liga.
Dass die Vereine ihre Probleme mit ihren krawalligen, gewaltbereiten Fans nicht in den Griff bekommen, kann nicht am Ende am Steuerzahler hängenbleiben. Die Polizei hat weit wichtigere Aufgaben als jedes Wochenende deutschlandweit Fans zu bewachen und sich nicht selten von diesen auch noch bepöbeln, bewerfen oder tätlich angreifen zu lassen. Hier sind wirklich mal der DFB und die Vereine gefordert und wie sich Herr Niersbach aus der Verantwortung zu stehlen versucht, ist überaus peinlich.
Zu dem G8-Gipfel bleibt zu sagen, dass Herr Kaube wohl nicht bedacht hat, dass diese Veranstaltung nicht jedes Wochenende stattfindet und dass einem Treffen von den wichtigsten Staats- und Regierungschefs wohl eine etwas höhere Bedeutung beigemessen werden kann als einem Drittliga-Spiel. Auch die “abenteuerlichen Sicherheitsrichtlinien” entspringen nicht nur deutschem Sicherheitswahn, sondern werden zum Teil auch aus dem Ausland vorgegeben.
Fußballmannschaften schaffen...
Fußballmannschaften schaffen es im Allgemeinen ohne Polizeieskorte zum Stadion, ebenso wie die gewöhnlichen Zuschauer. Die Polizeieinsätze sollten also nicht von den Veranstaltern bezahlt werden, sondern nur von den Fangruppen, die tatsächlich eine Polizei-Eskorte brauchen.