Eins gegen Eins

Eins gegen Eins

Immer am Ball – das Fußball-Blog. Mal spielen wir Doppelpass, mal kommen wir gut in die Zweikämpfe, und mal suchen wir allein den Abschluss.

Seitfallwurf

Handball ist zwar ein toller, aber nicht unbedingt ein telegener Sport. Zu schnell für den kleinen Kasten, zu viel Bewegung auf zu engem Raum, zu...

Handball ist zwar ein toller, aber nicht unbedingt ein telegener Sport. Zu schnell für den kleinen Kasten, zu viel Bewegung auf zu engem Raum, zu unübersichtlich im Handgemenge, scheinbar variantenärmer als Fußball. Dem Privatfernsehkonsumenten macht der Handball es natürlich schwer, weil schon der Hin- und Rückweg zum Kühlschrank die Gefahr birgt, gleich mehrere Tore zu verpassen, weil die dramatischen Zuspitzungen ohne Werbeblock so schnell aufeinander folgen, dass jeder pflichtbewusste Arzt empfindlichen Patienten abraten muss, sich Spiele wie Deutschland-Russland oder auch Serbien-Dänemark anzusehen, weil sie selten den Ruhepuls einkehren lassen.

Deswegen habe ich mich natürlich auch gefragt, wie RTL damit klar kommen will. (Beim DSF hatte ich weniger Sorgen, da gibt es, von ein paar biederen Sprüchen abgesehen, diesen spröden No-Nonsense-Stil und die klaren Kommentare von Bob Hanning). Wie sich Markus Baur jedoch jedes Mal windet, wenn er Marco-Schreyl-Fragen beantworten muss, auf die es meist keine vernünftigen Antworten gibt, das ist mittlerweile nur peinigend. Und das ganze „Wintermärchen”-Gefasel kann man nicht mehr hören. Der RTL-Kommentator Karsten Petrzika dagegen zieht sich sehr achtbar aus der Affäre. Ein großer Quastenfloskler ist er, einerseits, der schon mal sagt: „Als der Schmerz vererbt wurde, war Holger Glandorf nicht dabei”, offenbar, um den unterstellten Wunsch des Publikums nach markigen Sprüchen zu bedienen; andererseits ist er jemand, der ein gutes Auge und genügend Fachwissen hat, um eine Spielsituation zu analysieren, auf einen Stellungsfehler, eine missglückte Übergabe im Abwehrblock hinzuweisen oder zu erklären, durch welche Angriffszüge auf einmal  ein Außenspieler frei zum Wurf kommt. Er redet das deutsche Spiel nicht schön, er kann die wiederkehrenden Rhythmusstörungen erklären, und weil die Bildregie den Kommentar nicht durch irgendwelche sinnfreien Einstellungen blamiert, lässt sich das Ganze gut ertragen. 

Der „ganz große Wurf”, den der Sender angekündigt hat, ist das natürlich nicht. Muss ja auch nicht. Bei spektakulären Einlagen wie einem Seitfallwurf bricht sich der Ungeübte auch eher den Arm, als dass er das Tor trifft. Bevor das Fernsehen den Handball neu erfindet, muss es erst einmal in Wort und Bild herausfinden und zeigen, warum im deutschen Spiel fast nur Räume und Dynamik entstehen, wenn Mimi Kraus auf dem Feld steht. Und das hat es mit seinen Zeitlupen und Wiederholungen bislang ganz ordentlich gemacht.