Eins gegen Eins

Für ein paar Barrel Öl

Preise haben nicht nur, wie bei Marx, etwas mit dem Wert der in einem Produkt aufgehäuften menschlichen Arbeitskraft zu tun. Sie stellen auch merkwürdige Proportionen her, wenn sie sich auf Arbeitskräfte beziehen, die gar nichts herstellen, aber dennoch etwas wert sind. Nigel de Jong zum Beispiel ist ein Spieler, der dem Spiel des HSV gut getan hat, was man vor allem merkte, als er verletzungsbedingt fehlte – aber 19,5 Millionen Euro Ablöse, wenn ein Ribéry gerade mal 25 gekostet hat? Craig Bellamy ist der einzige lebende Waliser, der den Titel „Stürmer” verdient, er wird auch so schnell keine Kneipenrauferei verlieren und überzeugt bei West Ham United – aber 15,5 Millionen Euro? Über Kaká muss man nicht viel sagen, ein fast kompletter Spieler – aber 125 Millionen Euro Ablöse und ein Gehaltsvolumen von 100 Millionen in fünf Jahren?

Scheich Mansour bin Zayed al Nahyan ist ein Player, der in Öl macht, sein Team ist das Königshaus von Abu Dhabi, und wenn am Weltmarkt der Preis eines Barrels Öl um einen Dollar steigt, dann sind die Herrscher von Abu Dhabi um etwas eine halbe Milliarde Dollar reicher – um wie viel Cent müsste also der Barrelpreis steigen, damit sich die Verpflichtung eines Kaká amortisiert hätte? Das sind Rechenaufgaben, die schon im Grundschulunterricht für mehr Lebensnähe sorgen – und später in Sachkunde demonstrieren könnten, wie man ein fragiles ökonomisches System wie den Profifußball ruiniert. Wobei man sich jetzt für Kaká einfach einen anderen großen Namen ausdenkt, Messi von mir aus, und weiterrechnet.

Im Falle Kakás hat sich marktwirtschaftlich eine Balance zwischen partikularen Interessen und dem Gemeinwohl  des Fußballs hergestellt, wenngleich anders als in der reinen Lehre. Weil sich das Gewinnstreben hier nicht am Geld, sondern am sportlichen Erfolg orientiert und der Brasilianer und seine Berater kapiert haben, dass die Bestverdienerrolle in einem zusammengekauften Team ein sehr schlechtes Geschäft sein kann. Deshalb muss man auch weniger Kakás herzzerreißende Treue zu Milan preisen als seine sportliche Vernunft, denn wie ManCity einkauft, wie der Emissär des Scheichs, Dr. Sulaiman Al Fahim, den Kader bestückt, vorbei an einem autoritätsgeschwächten Trainer, das hat mit sportlicher Planung so wenig zu tun wie mit rationalem ökonomischen Handeln.

Und mag auch Uli Honeß von seinem Dubai-Besuch die Erkenntnis mitgebracht haben, dass der Scheich ein seriöser Geschäftsmann sei, heißt das nicht automatisch, dass der Mann, wo es um sein neues Spielzeug geht, nicht von allen guten Geistern verlassen ist. Im Grunde agiert er kaum überlegter als mein Sohn und seine Freunde, die sich jede Woche aufs Neue nach Sympathie und Starpower ihre Traumelf zusammenstellen. Im Gegensatz zum Scheich haben die Kids aber beim „Kicker”-Managerspiel die Grundregeln des Team-Building gelernt. Denn wenn man nur 30 Millionen Spielgeld für 15 Akteure ausgeben darf, steht man saudumm da, wenn man allein schon 26,5 Millionen in Diego, Toni und Ribéry investiert. Dann bleibt fürs Tor nicht mal mehr Piplica.

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