Eins gegen Eins

Eins gegen Eins

Immer am Ball – das Fußball-Blog. Mal spielen wir Doppelpass, mal kommen wir gut in die Zweikämpfe, und mal suchen wir allein den Abschluss.

Gute Gespräche

Kam heute mit der Post: „Jacobs Krönung startet ‚Initiative für das gute Gespräch'". Toll! Gute Gespräche seien „ein brandaktuelles und...

Kam heute mit der Post: „Jacobs Krönung startet ‚Initiative für das gute Gespräch'”. Toll! Gute Gespräche seien „ein brandaktuelles und gesellschaftlich relevantes Thema”, sagt ein Fachmann. Da soll es dann „Gesprächssofas” geben, die man sich wohl wie das „Menschensofa” bei „Anne Will” vorstellen” muss, und wir mussten erst an Hölderlin denken („Viel hat erfahren der Mensch. / Der Himmlischen viele genannt, / Seit ein Gespräch wir sind / Und hören können voneinander.”) und dann, einmal in Schwaben, gleich an Horst Heldt, der nicht müde wird zu erklären, dass er „gute Gespräche” mit Jens Lehmann führe, aber auch mit Alexander Stolz, dem Ersatztorwart des VfB. Vielleicht bahnt sich da eine neue Sponsorenliaison an, vielleicht ist es einfach nur gut, dass man mal miteinander gesprochen hat, egal worüber, wenngleich man Jens Lehmann dringend sagen müsste, dass er mit fast vierzig Jahren besser aufhören sollte, in der Bundesliga zu spielen, wenn er seine Nerven nicht im Griff hat und mit Fußballschuhen und Stirnbändern wirft. Aber das würde Lehmann vermutlich als ein „schlechtes Gespräch” bezeichnen.

Unterhalten sollte man sich aber auch die Frage, warum europäische Topmannschaften Torhüter wie Helton (FC Porto) oder Valdez (FC Barcelona) beschäftigen oder auch Rensing, der gestern zum Glück für die Bayern beschäftigungslos blieb, die sich ja noch auf dem Weg zur Topmannschaft befinden. Offenbar sind die Manager, Sportdirektoren, Trainer und Vereinsmogule so besessen vom Rest des Spielfeldes, dass sie jede Saison aufs Neue vergessen, einen Torhüter zu verpflichten, der wenigstens das internationale Niveau des schwächsten Feldspielers erreicht. Kaum fassbar, dass sich beispielsweise Robert Enke damals nicht in Barcelona durchsetzen konnte. Gab wohl keine guten Gespräche mit dem Trainer.

Und zum Schluss würden wir uns ganz gerne mal mit Kevin-Prince Boateng unterhalten, dessen Filmgeschmack mir wahnsinnig sympathisch ist, weil er jetzt Taylor Hackfords großes Gang-Epos „Blood in, Blood out” als seinen Lieblingsfilm genannt hat, dem man aber offenbar bei einer Tasse Kaffee wohl mal erklären müsste, warum Rollenmodelle aus dem Kino auf dem Fußballplatz nicht funktionieren. Das könnte ein richtig gutes Gespräch werden!