Eins gegen Eins

Charakterlos (oder auch: Werder, Leverkusen, Hertha BSC, Rensing)

Wenn der Schock zu tief sitzt, soll man es mit Dieter Hoeneß und daher lieber den Mund halten. Nun ist’s vorbei, und ich werde auch am Samstag zum Pokalendspiel gehen, nachdem ich am Samstag überlegt hatte, meine Tickets zu verkaufen, weil ich keines der beiden charakterlosen Teams den Pokal in den Berliner Nachthimmel recken sehen möchte. Mein Nachbar, ein ehemaliger Trainer und Scout, der genauso dachte, hat mir dann die Brücke gebaut: Er werde dennoch hingehen, um zu sehen, wie man die großartige U-17-Nationalmannschaft ehren werde. Aber ansonsten waren wir einer Meinung: Was Leverkusen in Cottbus und Bremen in Wolfsburg gezeigt haben, ist peinlich, unangenehm, unsportlich und wettbewerbsverzerrend. Hatte nicht Bremen 5:2 im Pokal in Wolfsburg gewonnen, hatte nicht Leverkusen auswärts Teams wie Cottbus schon in der ersten Halbzeit beim Warmmachen verspeist? Trainer, die ihre Teams so einstellen, Spieler, die vergessen, dass es so etwas wie Ehre gibt, die sich für vermeintlich höhere Aufgaben schonen, brauchen keinen Pokal. Schade, dass man den Pokal nicht wegen Unwürdigkeit einfach einbehalten kann in diesem Jahr.

Die einzige Mannschaft, die am Samstag nicht nur Fußball simulierte, war Hannover 96 – was mir als Arminia-Fan ein trostloses Wochenende beschert und zugleich Respekt für ein Team abgenötigt hat, das sich eben nicht gehen ließ, das nichts verschenkte, wie es auch Hertha. BSC tat, wo der Fall allerdings ein bisschen anders lag: Da schienen Mannschaft und Trainer gar nicht bemerkt zu haben, dass sie noch die Qualifikation zur Champions League erreichen konnten. Die Quittung dafür ist schon eingetroffen: Pantelic und Woronin gehen, Simunic liebäugelt mit einem Wechsel, für Patrick Ebert soll es auch schon Angebote geben, und Arne Friedrich ist sehr verstimmt über Coach Favre. Wer zu spät denkt, den bestraft halt das Fußballleben. Und es wird auch den Gernegroß Michael Rensing bestrafen, der seine mäßigen bis schlechten Leistungen jetzt auch noch Klinsmann in die Schuhe schieben will, als sei nicht schon vor der Saison klar gewesen, dass Rensing in diesem Leben jedenfalls nicht das Zeug zur Nummer 1 bei den Bayern hat. Uli Hoeneß müsste Klinsmann für eines ewig dankbar sein: Dass er ihm die Last abgenommen hat, Rensing auszubooten. Wer Hoeneß neulich im Sportstudio über Rensing hat reden hören, weiß, dass der Mann keine Zukunft in München hat – nur Rensing ist offenbar nicht klug genug, das zu merken.

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