Im Englischen ist die Sache eindeutig. „Dusk” ist die Abend- und „Dawn” die Morgendämmerung, was „From Dusk Till Dawn” passiert, ist eher ein Fall für Quentin Tarantino, aber zumindest haben beide Tageszeiten gemein, dass man in ihrem jeweiligen Licht nur Schemen, Schatten und Umrisse ausmachen kann. In Salzburg gab es zwar gestern Flutlicht, aber trotzdem nur Umrisse und kaum Erkenntnisse. – außer der, dass der Kommentator Thomas Herrmann in seiner jovialen Geschwätzigkeit, peinigenden Redundanz und Stammtischmanier („er trennt sich immer zu spät vom Ball, ein Serbe halt”) transferiert gehört, bevor das Transferfenster sich schließt.
Was und wie van Gaal die Bayern spielen lassen will, hätte allerdings auch ein kompetenter Kommentator nicht verraten können, weil der Niederländer nach der Pause elf neue Spieler auf den Platz schickte, und die monotone Fernsehoptik macht es ohnehin unmöglich, zumindest Aufschlüsse über Laufwege, Stellungsspiel und Raumaufteilung jenseits des auf dem Bildschirm sichtbaren Spielfeldausschnitts zu gewinnen. Dafür wäre ein Kommentator gefragt, der auch mal vom Monitor aufschaut.
Aber egal. Es knirschte, was völlig normal ist zu diesem Zeitpunkt der Saisonvorbereitung, und auf Kunstrasen nach einem Regenguss lässt sich so gut Fußball spielen wie auf Auslegeware nach einem Wasserrohrbruch. Aber es waren auch so ein paar Dinge zu beobachten, die nicht nur mit mangelndem Spielverständnis zu tun haben. Edson Braafheid stand nicht nur wegen seines Übereifers kurz vor einer gelb-roten Karte, sondern vor allem, weil er ständig einen Schritt zu spät kam und in Vorwärtsbewegung und Abspiel unsicher wirkte. Philipp Lahm zeigte auf rechts Akklimatisierungsprobleme und Flankenschwäche, und man kann bezweifeln, dass es mit einem Spielertypus wie Timoschtschuk auch nur annähernd so gut laufen wird wie über links mit Ribéry, mit dessen Dynamik, wenn er denn bleiben sollte, mitzuhalten dem Braafheid von sehr gestern schwer fallen wird. Von Pranjic auf der linken Außenbahn darf man sich da mehr erhoffen, zumindest mehr, als gestern Abend zu sehen war, wogegen aus der zweiten Garnitur allein Altintop und Baumjohann durch ihre Körpersprache erkennen ließ, dass sie noch etwas vorhaben.
Louis van Gaal ertrug den Abend unbewegten Gesichts, was – man denke nur an letztes Jahr in Lippstadt – den großen Vorteil hat, dass ihm das Grinsen nicht vergehen kann. Ob er allerdings mehr als die vagen Umrisse einer Mannschaft gesehen hat, ist fraglich. Und ich frage mich, ob man im Fernsehen wirklich beim Umrissegucken zugucken muss, bloß weil man glaubt, den Fußballentzug nicht auszuhalten – weshalb dieses Blog sich nun bis zum Saisonauftakt Schweigen verordnet hat.